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Zeyer zur Zeit

Garrotte als Regierungswerkzeug

Deutschland wird wohl ab nächsten Mittwoch wieder in den Lockdown gehen. Fragt sich jemand ernsthaft, wie die Schweiz darauf reagieren wird?

«Die Ostschweiz» Archiv am 14. Dezember 2020

Kennen Sie die Garotte? Das ist ein Folter- und Mordwerkzeug, das beispielsweise in Spanien unter der Diktatur Francos bis 1974 für Hinrichtungen im Einsatz war. Es ist ein schönes Beispiel dafür, zu welchen Perversitäten der menschliche Geist in der Lage ist.

Die Garrotte funktioniert so, dass das Opfer auf einen Stuhl gefesselt wird. Statt einer Rücklehne hat er einen langen, massiven Holzpfosten. An dem wird der Hals des Opfers mit einem Metallband fixiert. Nun wird von hinten eine Metallschraube in den Hals gedreht. Geschieht das schnell, tritt der Tod schnell ein.

Geschieht das langsam, so wie in einer Folterszene in einem Bond-Film, dann wird es zur Quälerei, und der Tod kann beliebig lange herausgezögert werden. Interessant, aber was hat die Garrotte, Franco, Spanien mit der Schweiz zu tun?

Leider mehr, als man meinen könnte. Denn genau so fühlen sich in der Schweiz Tausende von KMU-Besitzern, Wirte, Barbetreiber, aber auch die Angehörigen von Altersheiminsassen, die von aussen zuschauen müssen, wie ihre Liebsten alleine sterben. An Corona oder auch ohne Corona.

Föderalismus, Expertengruppen, Kantonsregierungen und Bundesrat. Ein Jahr ist nun vergangen, seit einige Staaten sofort, andere, darunter auch die Schweiz, viel zu langsam auf die Pandemie reagierten. Dann mit Lockdowns die die grössten Schäden seit dem Zweiten Weltkrieg anrichteten.

Das erste Abwürgen wurde mit einer Infusion mit der ganz grossen Kanüle schmerzfrei gestellt. Vorbildlich setzte die Schweiz ein Kreditsystem ins Werk, dass durch schnelle Finanzspritzen ein Massensterben von Firmen verhinderte.

Obwohl inzwischen klar ist, dass die Zahl der Neuinfektionen, ob täglich oder im Wochenrhythmus gemessen, weitgehend insignifikant ist, wird sie weiterhin als Basis für alle Entscheidungen verwendet. Dass das Medianalter der an oder mit Corona Verstorbenen oberhalb der durchschnittlichen Lebenserwartung in der Schweiz liegt, ändert nichts an der Debattenunkultur.

Jeder, der Verhältnismässigkeit anmahnt, die Erhaltung eines Lebens, wie das auch alle Krankenkassen tun, tun müssen, nicht um jeden Preis, um jeden Schaden will, wird unflätig beschimpft. Zu Corona-Spezialisten gereifte Chefredaktoren und Journalisten fordern unnachgiebig den nächsten Lockdown und beschweren sich, dass er noch nicht erfolgte.

Also wird der Würgestachel der Garotte wieder in Bewegung gesetzt. Mit dem Geschrei um Lockdown, Lockdown, Lockdown wird übertönt, dass es erbärmlich ist, ein Armutszeugnis, dass nach fast einem Jahr auch der Schweizer Regierung nichts anderes einfällt, als nochmals Wirtschaft und Gesellschaft abzuwürgen.

Und mit Milliardenversprechungen nochmals die Schmerzen mildern zu wollen. Alles aus der Sicht von leistungsunabhängig bezahlten Bürokraten und Journalisten. Im Dezember macht nicht nur der Detailhandel normalerweise einen Viertel seines Jahresumsatzes. Restaurants hofften auf eine kleine Erholung durch private Feiern mit vier Personen maximal.

Auch der gesamte Tourismus, Hotels usw., versprach sich eine kleine Erholung. Nichts ist, nach der absurden Sperrstunde ab 19 Uhr kommt als nächster Schritt wieder die völlige Schliessung.

Dabei ist offenkundig und glasklar: Nach der ersten Welle wurde vertrottelt, verzögert, verstolpert, was Sinn gemacht hätte: Testing, Tracing, Controlling, Quarantäne. Wäre keine Zauberkraft dafür nötig gewesen. Haben alle Staaten, die aktuell nicht unter einer zweiten Welle leiden, auch geschafft.

Aber warum denn in der Schweiz; Lockdown hört sich doch so schön nach energischem Durchgreifen an, und ist ja nicht unser Geld, das wir hier verrösten, sagen sich die Regierenden.

Wenn das alles nicht so bedrückend wäre, könnte man ein wenig Schadenfreude empfinden. Der Oberchefredaktor von TAmedia äussert wieder mal sein Unverständnis über zu zögerliches Verhalten des Bundsrats. In der «SonntagsZeitung». Die aber sehr empfindliche Einbussen beim Verkauf verzeichnen muss, weil ja alle Kioske, Shops und so weiter am Sonntag geschlossen sind.

Absurd, aber wahr. Nach der Welle ist vor der Welle, nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. Nach dem Multimilliardenschaden ist vor dem Multimilliardenschaden. Mal schauen, wie oft das die Schweiz noch aushält.

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