Ursprünglich als ersten Beruf als Schreiner gelernt, setzte Severin Heeb alles auf eine Karte und machte sich als Geigenbauer selbstständig. Seine Tätigkeit in einer Nische fasziniert ihn nach wie vor – auch wenn damit einige Herausforderungen auf den Rheintaler gewartet haben.
«Es dauerte mehrere Jahre, bis ich mir einen Namen gemacht habe, und die ersten Jahre waren nicht immer einfach», fasst es Severin Heeb zusammen. Durch zuverlässige Arbeit, sehr viel Ausdauer und Beharrlichkeit sowie ein Gespür für Metier und Mensch ist es ihm jedoch gelungen, sich weit über das St.Galler Rheintal einen Namen als Geigenbauer zu machen. Heute kann er von seinem Beruf leben, was ihn umso mehr freut. Konkurrenz gibt es zwar nicht wie in anderen Branchen, dennoch muss seine Arbeit bis ins letzte Detail passen, damit die Kunden und er selbst zufrieden sind. Ein Geschäft von null an aufzubauen, sei jedoch mit vielen Herausforderungen verbunden. Die Arbeit beschränke sich nicht nur auf den Geigenbau, sondern auch das ganze Wissen drumherum – wie die Administration oder die Buchhaltung. «Ohne ein stimmiges Umfeld mit Frau und Familie ginge es natürlich nicht.»
Ursprünglich hat Heeb Schreiner gelernt. Nach einigen Jahren besuchte er die Kunstgewerbeschule, orientierte sich neu und entschloss sich schliesslich, an der Geigenbauschule in Brienz BE Geigenbauer zu erlernen. «Für mich ist die Mischung aus Kunst und Handwerk ideal», sagt er. Dass er einmal selbstständig werden wollte, stand für ihn schon lange fest. «In jungen Jahren habe ich nicht immer so genau überlegt, wie es kommen wird. Ich habe den Schritt einfach gewagt.» Im Nachhinein nennt er es «risikoreich», sich in einem Beruf selbstständig zu machen, der nicht in der Stadt, sondern auf dem Land ausgeführt wird – und ganz klar eine Nische darstellt. Dennoch hat er den Schritt bis heute nicht bereut. Im Gegenteil. Er sei immer auf der Suche nach dem «vollkommenen» Klang eines Instrumentes. «Das treibt mich an, um meine Instrumente immer wieder von neuem zu verbessern und zu erforschen. Ich versuche, immer besser zu werden, wie ein Spitzensportler, der sich neue Ziele setzt.»
Gitarre, Schlagzeug, aber auch die klassische Flöte, welche die Kinder häufiger lernen – Geige ist nicht immer die erste Wahl, wenn es um das Instrument geht, welches sie interessiert. Dennoch gäbe es immer wieder Kinder, oder auch Späteinsteiger, die sich für ein Streichinstrument entscheiden, so Heeb. «Sie sind faszinierend und vielseitig in allen Musikstilrichtungen einsetzbar. Zudem ist auch das Spielen in einem Orchester ist mit den Streichinstrumenten gut möglich.»
Bis eine neue Geige gebaut ist, benötigt es viele Stunden Arbeit – Heeb rechnet jeweils mit drei bis vier Wochen, bis alles fertig gestellt ist. Der Aufwand lohne sich jedoch, denn: «Es klingt beinahe unvorstellbar, dass es ursprünglich aus einem Stück rohen Holz entstanden und jetzt ein schönes, filigranes und wohlklingendes Instrument ist.» Eine gute Geige soll seiner Meinung nach einen kräftigen, vollen, warmen und angenehmen Klang haben. Das Empfinden jedes Spielers sei jedoch unterschiedlich. «Somit kann ein Berufsmusiker andere Vorstellungen haben als ein ambitionierter Musiker.» Langweilig werde ihm die Arbeit nicht. Schliesslich habe er immer wieder Auftragsarbeiten, bei denen er auf spezielle Wünsche von Kunden eingehen könne – wie beispielsweise spezielle Einlagen und Ornamente, der Bau eines Kontrabasses mit Löwenkopf, Schnitzereien am Korpus oder fünf- oder sechssaitige Cellos. «Solche Aufträge fordern und faszinieren mich zugleich. Von der Holzauswahl bis zum fertigen Instrument ist es eine Reise, die spannend bleibt.»
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.