Corona ist eine Tatsache für uns alle. Der Glaube an den Osterhasen ist den kleinen Kindern eigen. Die getroffenen Massnahmen zur Bekämpfung von Corona werden dieses Jahr über der Freude zum Osterfest stehen. Wirklich? Ein Gastbeitrag von Markus Lumpert.
Ich telefoniere eben mit meinem besten Bekannten. Beide sind wir Ü65 und gehören per Definition zur Risikogruppe.
Beide sehen wir den kommenden Ostertagen mit gemischten Gefühlen entgegen. Wir sind alleinstehend und haben nur noch unseren Freundeskreis. Gegenseitigen Besuchen stehen wir skeptisch gegenüber. Das gilt auch innerhalb unseres gemeinsamen Bekanntenkreises.
Aber so wie Weihnachten und Silvester wollen wir es nicht mehr machen. Jeder ganz allein für sich. Das war doch etwas viel der Einsamkeit. Nun, wir reden und reden und plötzlich haben wir eine Idee. «Komm, wir machen eine Videokonferenz», meint mein Bekannter.
Ja klar, das ist es doch! Da sind wir uns am Telefon einig. Wir sind im Zeitalter der Computer und Mobiltelefonie. Wir können diese Helfer auch leidlich bedienen. Wir werden alle unsere Freunde und Bekannten zu einem virtuellen Brunch am Ostersonntag einladen.
Die Einladungen versenden wir über unsere WhatsApp-Gruppe. Wir beenden unser Gespräch und ich beginne, die Einladungen zu schreiben und zu versenden.
Der Gedanke, dass wir einen Ostersonntag am Bildschirm haben werden, macht mich jetzt schon sehr neugierig. Es wird sein wie Ostereier suchen, denke ich. Bei jedem neu zugeschalteten Bildschirm werde ich nicht nur Bekannte, Freunde und Freundinnen wieder sehen. Nein, auch die kreative Vielfalt der einzelnen Osterdekorationen auf den Tischen und vor allem auch, was es denn jeweils zum Brunch geben wird, erfüllen mich mit fast kindlicher Vorfreude. Dabei werden wir uns beim Essen zusehen und plaudern und lachen. Aus den Zeiten vor Corona, wo wir uns regelmässig treffen konnten, weiss ich, dass bei den einen eher die Dekoration im Vordergrund sein wird, bei den anderen die toll präsentierten Speisen.
Ein Gedanke macht mich froh: Wir werden dieses Jahr Ostern nicht mehr alleine feiern. Beinahe glaube ich wieder selber an den Osterhasen. Frohe Ostern.
Markus Lumpert (*1952) ist nach eigenen Angaben «im Unruhezustand» und als Kinderbuchautor tätig. Er lebt in Arbon.
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