Unternehmer Hans Huber ist am Sonntag in Appenzell verstorben. Ein Nachruf.
«Es macht mir keinen Spass, in der Vergangenheit zu wühlen. Darauf verwende ich keine Zeit», wurde Hans Huber (*1927) dereinst in der «Bilanz» zitiert. Publiziert wurde der fünfseitige Artikel im Oktober 1988 unter der Rubrik «Mann des Monats».
Im Leben von Hans Huber hat die Arbeit stets einen hohen Stellenwert eingenommen und ihm Freude bereitet und Faszination bedeutet. «Ich bin immer davon ausgegangen, dass dies auch für die Mitarbeitenden so ist und sein soll. Ich war überzeugt, dass Mitarbeitende genau wie ich selbst unternehmerisch tätig sein wollen, dass sie eigenverantwortlich und selbständig handeln können, und dass ich ihnen vertrauen und somit viel zutrauen kann», umschrieb es Huber anlässlich seiner letzten Generalversammlung als Präsident der SFS Holding AG im Mai 1999.
Er blickte damals nicht nur auf sein Schaffen zurück, sondern konnte auch von einem absoluten Spitzenergebnis im Jahr 1998 berichten. Der Umsatz konnte um 66 Millionen auf 750 Millionen Franken erhöht werden.
Chancen in Problemen erkennen
Zwischen seiner letzten präsidialen Rede 1999 und dem Eintritt in die Eisenwarenhandlung B. Stadlers Erben in Altstätten als KV-Lehrling im November 1943 liegen 56 Jahre.
Mehr als ein halbes Jahrhundert, in denen Huber die Entwicklung mehrerer Firmen prägte.
Ein erster entscheidender Markstein sollte die Gründung der Stadler AG im Jahr 1957 zusammen mit Josef Stadler werden.
Hans Huber wurde damit im Alter von 30 Jahren zum Unternehmer, zum Eisenwarenhändler. Als solcher erkannte er schon früh Chancen in den schwierigen Marktverhältnissen. Versorgungsengpässe und die Abhängigkeit von Lieferanten machten Hans Huber klar: Hier ist Potential vorhanden.
Statt sich von den Gegebenheiten treiben zu lassen, wollte er diese mitbestimmen. Er schlug daher Josef Stalder vor, die Produktion von Schrauben als neues Geschäftsfeld zu besetzen, was in der Entstehung der SFS Presswerk Heerbrugg AG im Jahre 1960 gründete (SFS = Swiss Fastening Systems).
Ein wegweisender Entschluss. Sowohl die Handels- als auch die Fertigungstätigkeiten wurden in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich erweitert.
Ab 1971 baute die Firma ein internationales Netz von Marktorganisationen auf und 1993 wurde die SFS-Gruppe unter dem Dach der SFS Holding AG zusammengefasst.
Während der rund 50 Jahre, in denen Hans Huber den Aufbau der SFS-Gruppe zu einem bedeutenden, international tätigen Industrieunternehmen im St.Galler Rheintal vorantrieb, setzte sich der Unternehmer aber auch noch tatkräftig für weitere Firmen ein.
So prägte er als Verwaltungsrat bzw. als Verwaltungsratspräsident unter anderem die «Gurit-Heberlein», die «Sparkassa Berneck», die «Geberit», die «Fisba Optik» oder die «Huwa». Tätigkeiten, die nicht selten mit harten Entscheiden und schlaflosen Nächten verbunden waren.
Mitarbeiter zu Unternehmern machen
Der Kurzabriss eines Lebenswerkes in rund zehn Sätzen wird diesem natürlich in keiner Weise gerecht.
Wie die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer musste auch Huber Schicksalsschläge und Niederlagen verbuchen.
Aber diese liessen ihn nie das Ziel aus den Augen verlieren. Und dabei hat er es stets verstanden, das für ein Unternehmen so wichtige Gut – die Mitarbeitenden – mit ins Boot zu holen.
«Die Erfolgsbeteiligung für die Mitarbeiter führten wir etwa 1978 ein», sagte Huber einmal. Die einfache Formel, die noch heute angewendet wird: EBITA minus fünf Prozent vom betriebsnotwendigen Kapital, davon zehn Prozent an die Mitarbeiter.
«Wir geben damit der gesamten Mitarbeiterschaft im In- und Ausland etwa gleich viel zurück, wie wir an Dividenden an die Aktionäre ausschütten.»
In guten Geschäftsjahren kann das für einen Angestellten vier bis fünf Prozent des Jahresgehalts ausmachen.
Die SFS-Mitarbeiter dankten es ihm unter anderem mit einem Buch, das sie ihm an der letzten Generalversammlung überreichten.
Darin loben sie Hans Huber unter anderem wegen seinem respektvollen Umgang und wegen seiner Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Und sie sprechen ihm Dank aus, für seine Hilfe, dass «wir alle zu selbständig denkenden Mitunternehmern geworden sind».
Gibt es für einen Unternehmer eine bessere Würdigung als diese?
Förderung der beruflichen Ausbildung
Hans Hubers Leben war geprägt von seiner Philosophie, die er wie folgt umschrieb: «Für mich heisst ‚das Leben leben’, sich auf Menschen, auf die Dinge, auf die Arbeit einzulassen mit ganzer Kraft. Damit meine ich, seinem eigenen Leben Sinn geben, darüber nachdenken, es gestalten – tätig sein im weiteren Sinne.»
Nicht zuletzt deshalb gründete er 1997, zwei Jahre vor dem Rückzug aus der operativen Tätigkeit, die «Hans Huber Stiftung» zur Förderung der beruflichen Ausbildung.
«Für Unternehmen unserer Art, ja für alle Unternehmen, muss die Lehrlingsausbildung ein besonderes Anliegen sein. Es darf nicht sein, dass die Lehrlingsausbildung – wie beispielsweise in Italien – durch die politische Hintertür einfach verschwindet.»
Beharrlichkeit, Disziplin und ein Gefühl für Märkte, aber auch für Kunden und Mitarbeitenden zeichneten den Weg von Huber aus. So strafte er seinen Lehrer Lügen, der ihm prophezeite: «Also Hans, aus Dir wird nie etwas.»
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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