Auf einem Onlineshop einer Herisauer Firma konnten bis vor kurzem Atemschutzmasken bestellt werden. Mehrere Kunden melden nun, dass sie zwar gezahlt, die Ware aber nie erhalten hätten. Inzwischen ist die Webseite inaktiv - und die Polizei aktiv.
Bemerkung: Die Cilander AG in Herisau legt Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem hier erwähnten (und auch namentlich genannten) Anbieter nicht um sie handelt.
Die Webseite masken24.com (derzeit nicht mehr erreichbar) wurde am 25. März 2020 registriert, als zum Auftakt der Coronakrise. Damals kam das Thema Schutzmasken auf, und viele Firmen dachten sich, dass hier Geld zu machen ist.
Der Registrator der Seite masken24.com ist verschleiert, aber auf der Seite selbst wurde ausgewiesen, wer dahinter steckt: Eine Twen Trade GmbH. Sie gibt es seit 2016, wurde in Interlaken gegründet, war dann in Güttingen aktiv und ist seit Oktober 2018 in Herisau ansässig.
Als Firmenzweck wird der «Import und Export von sowie Handel mit Waren aller Art, insbesondere Automobilen und Zubehör sowie Trendartikeln» angegeben. Unter letzterem kann man derzeit wohl auch Schutzmasken verstehen. Und genau in dieses Geschäft wollten die Gesellschafterin und der Geschäftsführer der Herisauer Firma wohl einsteigen. Auch Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe waren im Onlineshop zu finden.
Wie nun das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF berichtet, haben sich dort mehrere Hörer gemeldet, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. Weil der Onlineshop vertrauenserweckend aussah - gutes Deutsch, saubere Aufmachung, Adresse in der Schweiz -, bestellten sie Schutzmasken, bezahlten online - und erhielten danach keine Ware. Telefonisch war die Firma nicht erreichbar, E-Mails wurden nicht beantwortet, völlige Funkstille.
Ein Mann aus Basel reichte schliesslich Betreibung ein, die Twen Trade GmbH reagierte mit Rechtsvorschlag. Eine gerichtlihe Auseinandersetzung für die rund 140 Franken mochte der enttäuschte Kunde nicht auf sich nehmen. Erst als sich «Espresso» einschaltet, reagieren die Shopbesitzer. Sie entschuldigen sich, sprechen von einem unerwarteten Kundenansturm und Problemen mit ihren Lieferanten und dem Zoll.
Allerdings: Zu diesem Zeitpunkt war masken24.com nach wie vor online, Leute konnten also nach wie vor bestellen, obschon bereits die laufenden Bestellungen offensichtlich zum Teil nicht ausgeführt wurden. Erst nach der zweiten Nachfrage der Radioleute verschwindet die Webseite plötzlich.
Laut einer Auskunft der Kantonspolizei Ausserrhoden gegenüber SRF sind «einzelne Anzeigen gegen diese Firma eingegangen.» Nun wird geprüft, ob ein Straftatbestand vorliegt. Bei der Twen Trade GmbH versichert man, dass die Kunden ihr Geld zurückerhalten. Diese haben laut «Espresso» bisher aber nach wie vor nichts von der Herisauer Firma gehört.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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