Der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit psychischen Belastungen ist in den letzten zwanzig Jahren erheblich gestiegen. Dies spürt man auch in der Clienia–Klinik Littenheid, wo die entsprechenden Therapieplätze erheblich ausgebaut werden sollen.
«Seit einigen Jahren erleben wir eine kontinuierlich hohe Nachfrage nach unseren stationären und ambulanten Angeboten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie», erklärt PD Dr. med. Lars Wöckel, Chefarzt Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Auch an den ambulanten Standorten der Clienia-Gruppe wird eine Zunahme registriert.
Beschwerden haben zugenommen
Die Wahrnehmungen von Psychiater Lars Wöckel werden von wissenschaftlichen Daten untermauert: Seit Mitte der 80er Jahre wird in der Schweiz in regelmässigen Abständen eine breit angelegte repräsentative Studie vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit Beteiligung der meisten Kantone durchgeführt, die sogenannte Health Behaviour in School-aged Children-Study. Hierbei werden verschiedene Aspekte des Gesundheitsverhaltens und Lebensstile von Schulkindern des 5. bis 9. Schuljahres erfragt.
«Es zeigt sich, dass in den letzten 20 Jahren der Anteil der Jugendlichen mit körperlichen und psychischen Beschwerden zugenommen hat», sagt Lars Wöckel. Bei Kindern und Jugendlichen äussern sie sich etwa in Form von Angstzuständen, depressive Verstimmungen, Selbstverletzungen, Suizidgedanken, aber auch in verschiedenen körperlichen Störungen aufgrund von psychischen Belastungen.
Besser akzeptierte psychiatrische Behandlungen
In der Studie werden verschiedene Risikofaktoren benannt, die mit einer Zunahme der Beschwerden in Zusammenhang stehen können. Dazu gehört eine zunehmende Belastung im nahen Unterstützungsumfeld der Jugendlichen, z.B. der Eltern, eine Abnahme gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen sowie ein erhöhtes Stressempfinden in der Schule. «Es besteht eine zunehmende Akzeptanz in der Bevölkerung kinder- und jugendpsychiatrische Behandlungsangebote in Anspruch zu nehmen», stellt Lars Wöckel fest.
Ausbau ist erforderlich
Von den insgesamt 253 stationären Behandlungsplätzen in der Klinik Littenheid, sind 64 speziell für Kinder und Jugendliche vorgesehen. An den ambulanten Standorten der Clienia-Gruppe in verschiedenen Kantonen werden gemäss Angaben von Lars Wöckel rund 1000 Kinder und Jugendliche behandelt.
Am Standort Littenheid ist ein Neubau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie als Erweiterung des therapeutischen Angebots geplant. Er wird gemäss Angaben der Klinik voraussichtlich ab 2026 umgesetzt werden.
Bilder: Adrian Zeller
Adrian Zeller (*1958) hat die St.Galler Schule für Journalismus absolviert. Er ist seit 1975 nebenberuflich, seit 1995 hauptberuflich journalistisch tätig. Zeller arbeitet für diverse Zeitschriften, Tageszeitungen und Internetportale. Er lebt in Wil.
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