Nach dem Verzehr von kontaminiertem Räucherlachs des Kundelfingerhofs gab es mehrere Krankheitsfälle, möglicherweise endete davon einer gar tödlich. Wie gross ist der Imageschaden? Geschäftsführer Martin Junker gibt Einblicke.
Im vergangenen Sommer gab es bei Ihnen im Betrieb einen Listerien-Vorfall. Wie häufig – oder eben nicht - kommt so etwas vor?
Listerien sind ein Bakterium, welches in der Natur fast überall vorkommt. In der Schweiz werden laut Bundesamt für Gesundheit jährlich bis zu 80 Fälle gemeldet.
Wie hat man herausgefunden, dass der Räucherfisch kontaminiert war?
Die Befragung von Personen, welche positiv auf Listerien getestet wurden, ergab, dass die Quelle die geräucherte Forellen von unserem Betrieb sein könnten. Die zuständige Lebensmittelvollzugsbehörde konnte im Rahmen der darauf eingeleiteten Kontrolle Listerien in den geräucherten Fischen wie auch in der Produktionsumgebung nachweisen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren alle unsere Routineproben negativ. Darauf haben wir umgehend eine öffentliche Warnung ausgesprochen und die Produkte zurückgerufen.
Weshalb können Listerien überhaupt vorkommen?
Wie gesagt sind Listerien ein Bakterium, welches in der Natur fast überall vorkommt. Als Produzent verhindert man mit einem Hygienekonzept, dass Viren und Bakterien von der Umgebung auf die Produkte gelangen können.
Die Produktion wurde daraufhin vorübergehend eingestellt. Anschliessend ging die grosse Suche los. Wie konnte die Infektionsquelle schliesslich aufgespürt werden?
Da Listerien nicht sichtbar sind, können diese nur im Labor festgestellt werden. Die ganzen Maschinen, Mobiliar und Installationen wurden in Einzelteile zerlegt und hunderte Laborproben der Teile gemacht. So konnte der Ursprung und der Weg der Listerien auf das Produkt nachvollzogen werden. Es hat sich gezeigt, dass die Listerien durch eine Schwachstelle bei der Haustechnik auf verzehrfertige Produkte gelangt sind. Diese konnte dann behoben werden.
Aus dem Ausbruchcluster wurden 20 Erkrankungsfälle zugeordnet, einer davon endete tödlich – ganz sicher ist jedoch nicht, dass der Todesfall auf den Konsum zurückzuführen ist.
Wir haben aktuell nur den Stand aus der Presse. Wir verfügen über keine weiteren Informationen zu den Zahlen und der Schwere von möglichen Krankheitsverläufen. Wir wurden bis dato von den Behörden nicht darüber informiert.
Welche Vorkehrungen wurden getroffen, damit sich die Szenen nicht wiederholen können?
Wichtig war erstmals, dass wir eng und transparent mit allen Stellen zusammengearbeitet haben. Externe Experten haben die Ausbruchsquelle identifiziert. Diese wurde dann behoben und das ganze Gebäude eine Woche lang vollständig dekontaminiert. Seitdem konnten keine Listerien mehr nachgewiesen werden.
Listerien kommen in regelmässigen Abständen in Lebensmitteln vor. Wie können Sie in Ihrem Betrieb kontrollieren, ob etwas kontaminiert ist?
Wir haben eine mehrstufige Kontrolle. Einerseits wird die Verarbeitungsumgebung intensiv beprobt. So könnten die Listerien bereits festgestellt werden, bevor diese auf ein Produkt gelangen. Die zweite Stufe sind Laborkontrollen der Produkte. Seit der Dekontamination konnten keine Listerien mehr nachgewiesen werden. Das zeigt uns, dass sich der grosse Einsatz gelohnt hat und wir die Quelle wirklich eliminieren konnten.
Wurden an diesen Kontrollen seither etwas verändert?
Nach dem Listerienausbruch wurde das Kontrollkonzept neu aufgegleist und durch die Behörden nach intensiver Prüfung freigegeben. Gerade durch den Listerienausbruch konnten auch kritische Stellen in das Kontrollkonzept integriert werden. So können sich unsere Kunden darauf verlassen, ein sicheres Produkt zu konsumieren.
Die Kontamination wurde behoben, es besteht also keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit. Dennoch haben die Fälle natürlich für Schlagzeilen gesorgt. Wie gross ist ein solcher Imageschaden für Sie?
Wie das BAG auch schreibt, ist die rasche Aufklärung der Infektionsquelle dieses Ausbruchs der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten zu verdanken. Wir haben immer rasch, offen und transparent informiert. Die Zusammenarbeit wurde speziell auch von Kunden und Experten gelobt. Ich bescheinige unseren Kunden einen objektiven Blick auf die Vorkommnisse und das Wissen, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat. Das ganze Team ist dafür sehr dankbar.
Gab es irgendwelche Rückmeldungen und Reaktionen seitens der Kundschaft?
Wir haben, vor allem auch, nachdem die Produkte wieder erhältlich waren, viele positive Rückmeldungen erhalten. Sie wurden vermisst. Die Kunden wissen, dass die Produktion und die Produkte wieder sicher sind und mit Genuss konsumiert werden können.
Und wie können Sie als Unternehmer darauf reagieren, um das Vertrauen zurückzugewinnen?
Transparenz, Offenheit und ein Team in der Räucherei, dass jeden Tag vollen Einsatz gibt, um unsere tollen Produkte für die Kunden herzustellen. Durch die intensive Quellensuche und Dekontamination sowie den engen Kontrollen sind wir überzeugt, ein sicheres Produkt herzustellen.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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