Christoph Zoller
Vor zwei Jahren wurde Christoph Zoller zum neuen Präsidenten des SC Brühl gewählt. Das Menschliche steht bei diesem Job für den Inhaber der Zoller Investment AG klar im Mittelpunkt. Um die langfristigen Ziele zu erreichen, benötige es aber in erster Linie eine unternehmerische Denkweise.
Ob er als Unternehmer überhaupt Zeit für das Vereinspräsidium habe, wurde Christoph Zoller nach der Wahl im Juni 2016 vom «St.Galler Tagblatt» gefragt. Seine Antwort, er habe sich vorgenommen, durchschnittlich einen Tag in der Woche für den SC Brühl tätig zu sein, ist mittlerweile überholt: Die ehrenamtliche Tätigkeit nimmt inzwischen rund 50 Prozent seiner Zeit in Anspruch. «Aber», so Zoller im Gespräch, «das ist kein Problem. Solange ich Spass daran habe, will ich dem Traditionsverein auf diese Weise etwas zurückgeben.» Denn der Fussball habe ihm selbst viel gegeben.
Durch seinen Sohn, der sich fürs Fussballspielen zu interessieren begann, sei er erstmals aktiv in Berührung mit Brühl gekommen. Rasch wurde er angefragt, ob er als Juniorentrainer mitwirken wolle. Zoller sagte zu. Dann ging es keine zwei Jahre, und das Präsidium war Thema. «Die Anfrage ehrte mich», gesteht er. «Und da ich nicht wusste, was alles auf mich zukommt, sagte ich auch gerne zu», lacht Zoller. Und man glaubt es dem Immobilienunternehmer, dass er an Brühl vor allem das Menschliche und das Bodenständige schätzt. «Ich habe eine Mission, und die stellt neben dem Erfolg im sportlichen Bereich vor allem auch die soziale Komponente in den Mittelpunkt.» Ein offener Club wolle man sein, in dem jeder gleich behandelt werde und jeder willkommen sei. Diesen Faktor mit harten Resultaten zu verbinden, sei ein grosser Anspruch.
Millionenbudget
Der SC Brühl ist Fussball. Er ist aber auch ein KMU. Eines, mit 1,2 Millionen Franken Budget jährlich. Ein hoher Betrag für einen Verein. Entsprechend müsse er auch von A bis Z unternehmerisch geführt werden. Nicht zuletzt deshalb sind alle neun Vorstandsmitglieder aktiv in der Wirtschaft eingebunden. Sie wissen, welche Hebel man in Bewegung setzen muss, um auf die Erfolgsspur zu kommen. Und sie wissen, welche Knöpfe man drücken muss, um potenzielle Sponsoren zu überzeugen. Hier liegt aktuell das Hauptaugenmerk von Christoph Zoller. Denn letztlich steht und fällt alles mit den Finanzen. Wenn die Mittel stimmen, kann der sportliche Erfolg angepeilt werden – und nicht etwa umgekehrt.
Entsprechend wurden in der Vergangenheit auch die Möglichkeiten, sich finanziell zu engagieren, erweitert. Und damit auch das Spektrum, das der SC Brühl im Gegenzug seinen Sponsoren bietet. «Ich versuche, jedem Geldgeber etwas retour geben zu können – in welcher Form auch immer», erklärt Zoller. Erst kürzlich wurde zudem ein neuer Businessclub gegründet, in welchem sich Unternehmer aus der Stadt St.Gallen vernetzen, Anlässe durchführen und mit einem Teil des Mitgliederbeitrags den Club unterstützen.
Erfolgsspur
Sportlich ist der SC Brühl erfolgreich unterwegs: Mit der ersten Mannschaft besetzt man in der Promotion League regelmässig einen der vorderen Ränge. Als einziger Ostschweizer Club in dieser Liga sieht man sich hier denn auch weniger als reine Stadtmannschaft, sondern vielmehr als überregionaler Akteur. Das wird von den Zuschauern entsprechend belohnt: Durchschnittlich verbucht man 700 Fans pro Spiel. Zum Vergleich: Die meisten Mannschaften in der Promotion League müssen sich mit einem Drittel davon begnügen.
Aber Christoph Zoller, auch hier ganz der Unternehmer, gibt sich damit nicht zufrieden. Ziel seien 1'000 Besucher, gesteht er. Und das ist durchaus realistisch. Denn der SC Brühl spricht mit seinen rund 450 Junioren nicht nur eine treue Fangemeinschaft, sondern ein breites Publikum an. Ebenso sei es Ziel, den Fussball auch mit einem Rahmenprogramm zu erweitern. Brühl ist damit nicht nur Sport, sondern auch Kultur.
Trainermangel
An Spielern fehlt es dem SC Brühl nicht. Mit der erwähnten Anzahl an Junioren ist man breit aufgestellt. Probleme bereiten eher die Infrastruktur und die verfügbaren Trainer. Obwohl sich 70 Personen für die Ausbildung engagieren, kann man die Nachfrage nicht befriedigen. «Ein Luxusproblem», wie es Christoph Zoller nennt. Eines, womit sich die meisten Clubs herumschlagen müssten. Fussball sei nach wie vor jene Sportart, die durch geringe Kosten und ein hohes Ansehen bei den Jugendlichen – und den Eltern – am beliebtesten sei.
Die Integration von Jugendlichen nimmt beim SC Brühl einen hohen Stellenwert ein. So haben viele Spieler ihre Wurzeln im Ausland, und in der dritten Mannschaft waren zeitweise fast die Hälfte der Spieler Flüchtlinge. «Ihnen allen wollen wir eine Heimat bieten, eine Möglichkeit, sich zu betätigen und einen Ort, an dem sie sich wohlfühlen», umschreibt es Zoller. Neben dem Wohlfühlfaktor sei Brühl aber auch das ideale Sprungbrett zu höheren Vereinen, etwa dem FC Wil oder dem FC St.Gallen. Entsprechend pflege man eine enge Zusammenarbeit – «gerade nun auch mit dem neuen FCSG-Präsidenten Matthias Hüppi» – und strebe eine Win-win-Situation an.
Christoph Zoller
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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