Kunstturner Pablo Brägger aus Oberbüren zieht seine Ferien vor. Weil Wettkämpfe abgesagt oder verschoben und das Nationale Sportzentrum in Magglingen ebenfalls geschlossen wurde, arbeitet er zu Hause seinen Pendenzenberg ab.
Schon als kleiner Bub war er energiegeladen, sei ständig rumgeturnt und überall hinaufgeklettert. Mit acht Jahren stand Pablo Brägger zum ersten Mal in einer Kunstturnhalle und es war «Liebe auf den ersten Blick».
Aufgewachsen ist Pablo Brägger im Kanton St. Gallen. In Uzwil und Oberbüren lebte er mit seinen drei älteren Geschwistern und seinen Eltern. Bereits mit 14 Jahren ist er so erfolgreich, dass Pablo Brägger nach Magglingen zieht. Im nationalen Sportzentrum trainiert er mit dem Nationalkader. Die Entscheidung, bereits so jung das Elternhaus zu verlassen, sei für ihn kein einfacher Schritt gewesen. Er wusste jedoch, was er wollte und ist dadurch sehr früh selbstständig geworden.
Der damalige Jugileiter erkannte sein Turntalent und verschaffte ihm ein Probetraining beim TZ Fürstenland. Dies war der Start seiner Kunstturnkarriere. Sein Ziel war es, Profisportler zu werden und irgendwann an den Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen.
Seine Wahl bei den verschiedenen Disziplinen im Kunstturnen fällt auf das Reck. «Es liegt meinem Körperbau am meisten und ich kann in 3 Meter Höhe durch die Luft fliegen», erzählt er begeistert.
Bis heute trainiert der Spitzensportler 25 Stunden pro Woche. Und auch bei ihm gibt es Tage, wo er nicht so motiviert ist, in die Turnhalle zu gehen. Man sollte sich hierbei kleinere Tagesziele setzen.
Auch für Hobbies und Freunde findet er noch Zeit, wenn auch nur sehr eingeschränkt und mit viel Organisation verbunden.
Sein bisher grösster Erfolg ist der Gewinn der Goldmedaille am Reck bei den Turn-Europameisterschaften 2017. Es gab durch verschiedene Verletzungen in den letzten Jahren aber auch immer wieder Niederlagen. Aufgeben wollte Pablo Brügger nie. «Ich bewege mich extrem gerne und habe gerne die Kontrolle über meinen Körper».
Kraft tankt der heute 27-Jährige noch immer gerne Zuhause bei seinen Eltern. «Die Ostschweiz ist und bleibt mein Zuhause.» Dieses Zuhause ist auch das Erste, was er jemanden zeigen würde.
Pablo Brägger, Sie stehen mitten in der Saison. Wie viele Anlässe haben oder werden Sie verpassen?
Mindestens sieben Wettkämpfe wurden bereits abgesagt oder wurden bis auf weiteres verschoben.
Was bedeutet das für Sie als Sportler ganz konkret?
Die Konsequenz ist, dass der ganze Jahresplan für das 2020 nun komplett geändert und angepasst werden muss, da keine Wettkämpfe mehr stattfinden. Die Ziele müssen neu definiert werden und ich muss einen Weg finden um «normal» trainieren zu können.
Haben Sie jetzt mehr Freizeit?
Ich hatte nun zwei Wochen Zwangspause. Diese habe ich als meine Ferien genutzt, um zu Hause aufzuräumen und Sachen zu erledigen, die schon länger anstanden. Zudem versuche ich mich körperlich fit zu halten, indem ich zu Hause kleinere Workouts mache.
Sie hatten ja vor, das Training in Magglingen diese Woche wieder aufzunehmen. Doch in der Zwischenzeit wurde ja auch das Nationale Sportzentrum geschlossen. Und nun?
Ja, das bedeutet bis auf weiteres Zwangsferien unter dem Motto stay@home in der Ostschweiz! Wie weiter? Das wird sich erst nach der Krise zeigen.
Was fehlt Ihnen zurzeit am meisten und was vermissen Sie gar nicht?
Am meisten vermisse ich, mit Freunden etwas unternehmen zu können. Gar nicht vermisse ich den Fahrtweg von der Ostschweiz nach Magglingen.
Und was tun Sie gegen die Monotonie zu Hause?
Bewegung. Ein kleines Workout zu Hause belebt Geist und Körper.
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