Bis heute ist unklar, wie viel Geld genau geflossen ist beim Verkauf von Schloss Eugensberg im Thurgau. Die Rede ist von über 35 Millionen Franken. Ein auf Auktionen spezialisierter Immobilienprofi ist überzeugt: Da wäre mehr gegangen. Er sei aber aus fadenscheinigen Gründen nicht zum Zug gekommen.
Das Geld aus dem Verkauf von Schloss Eugensberg kommt den Gläubigern des ehemaligen Besitzers Rolf Erb, der inzwischen verstorben ist, zugute. Deshalb war es wichtig, möglichst viel Geld aus dem Verkauf zu lösen.
Über 35 Millionen Franken hat der erfolgreiche Käufer Christian Schmid offenbar auf den Tisch gelegt für die einzigartige Immobilie. Eine schöne Stange Geld. Der Lebemann Peter Buser, der auch zu den Interessenten gehört, behauptet allerdings hartnäckig, er wäre bereit gewesen, mehr zu bezahlen als Schmid, sei aber trotzdem ausgebootet worden.
Die These, dass bei diesem Handel nicht die Summe allein entscheidend war, sondern andere Faktoren mitspielten, stützt nun ein anderer. Und zwar ein Immobilienfachmann aus dem Gebiet Zürich, der sich auf Auktionen spezialisiert hat.
Er sagt gegenüber «Die Ostschweiz», er habe sich früh ins Spiel gebracht, um dem Thurgauer Konkursamt unter die Arme zu greifen bei dem Verkauf. Mit einer Auktion, so ist er überzeugt, hätte eine höhere Summe resultiert, als sie jetzt geflossen ist.
In der Folge habe es diverse Kontakte gegeben. Allerdings ging er letztlich leer aus. «Die kantonalen Behörden haben mir mitgeteilt, es sei ihnen wichtig, dass sich ein Thurgauer Unternehmen um den Verkauf kümmere, und das habe ich akzeptiert», so der Mann, der nicht namentlich genannt werden will, weiter. Das kann er auch belegen durch einen E-Mail-Austausch.
Umso erstaunter war er dann, als er feststellte, dass ein Makler von Ginesta Immobilien mit der Aufgabe betraut worden war - einer Zürcher Firma. «Nach der Begründung mir gegenüber, man wolle das mit einheimischen Kräften machen, fand ich das reichlich seltsam», so seine Reaktion.
Ginesta hat zwei Sitze im Kanton Zürich und zwei im Kanton Graubünden. Im Thurgau ist die Firma nicht vertreten. Sie ist, wenn man das Portfolio im Web betrachtet, spezialisiert auf exklusive Angebote, wobei Schloss Eugensberg auch für dieses Unternehmen eine besondere Dimension gehabt haben dürfte.
Insofern lässt sich sicher erklären, warum letztlich die Wahl auf diese Firma fiel. Die Frage, ob ein Makler aus dem Thurgau die Aufgabe nicht auch hätte übernehmen können, bleibt. Und ebenso diejenige, warum andere Interessenten die Auskunft erhielten, man suche eine einheimische Lösung - die es dann doch nicht gab.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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