Der Thurgauer Kantonsrat Hermann Lei (SVP) macht einen ungewöhnlichen Vorschlag. Wer gegen die Coronamassnahmen sei, solle sich einfach zumindest gegen aussen zur SVP bekennen. Dann, so seine Überzeugung, würde die Coronapolitik schnell anders aussehen. Denn die Angst davor sei gross.
Mit diesem Eintrag auf Facebook sorgt der Rechtsanwalt und Thurgauer SVP-Kantonsrats Hermann Lei für Diskussionen. Er schlägt eine Art «trojanisches Pferd» vor, um das Ende des Lockddowns zu erreichen. Im Interview sagt Lei, warum er wirklich an den Erfolg seiner «Methode» glaubt und was er von der Arbeit der SVP bei diesem Thema hält.
Hermann Lei, auf Facebook schlagen Sie vor, dass alle Massnahmenkritiker einfach behaupten sollen, der SVP beizutreten, dann werde der Lockdown schnell beendet. War das ein launiger Einwurf oder ernst gemeint oder einfach Werbung für Ihre Partei?
Alles, was hilft, den Lockdown zu beenden, muss gemacht werden. Es geht nicht um Werbung für die SVP, sondern darum, diese unnützen und chaotischen Massnahmen zu beenden. Für Berset sind mehr SVP-Mitglieder schlimmer als Corona-Tote, welche wir ja leider sowieso haben. Darum wird er reagieren.
Welchen Effekt versprechen Sie sich genau davon, wieso sollte das etwas bewirken?
Die Menschen haben dieses Chaos satt. Es nützt wenig und schadet viel. Und die da oben spüren, dass ihnen die Macht entgleitet. Sie werden den Lockdown beenden, bevor die Leute sagen: wir werden euch nie mehr wählen.
Überschätzen Sie da nicht die Angst des Bundesrats vor einer erstarkenden SVP? Die war ja schon immer eine Macht, was die Mitglieder angeht und doch oft alleine.
Die SP hat früher das Burkaverbot unterstützt. Seit die SVP dafür ist, ist sie dagegen. Und Mitte-Links will alles, nur keine erstarkende SVP. Beide werden sagen: Geht nicht zur SVP, wir sind viel vernünftiger, wir haben eine schöne «Exit-Strategie». Und dann machen Sie, was wir schon immer gefordert haben.
Bei den Kommentaren zu Ihrer Idee liest man mehrfach, die SVP sei ja nun auch nicht besonders aktiv im Einsatz gegen die Coronapolitik des Bundesrats. Sehen Sie das anders?
Wir machen, was wir können, und das seit einem Jahr. Mit Aluhüten und Reichsbürgern gehen wir aber nicht auf die Strasse, und wir halten uns an die Gesetze. Wir sind der Widerstand. Ohne uns hört das nie auf.
Würden Sie persönlich noch weiter gehen als Ihre Partei, wenn Sie in Bern sitzen würden?
Es gibt Konkurse, Selbstmorde, psychische Schäden. Und die Regierung wirft mit der Kreditkarte unserer Kinder Geld aus dem Fenster. Ich würde alles tun, was möglich ist. Und zu einer Demo auf dem Bundesplatz aufrufen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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