In der Nähe der legendären «Tellsplatte» in Sisikon im Kanton Uri steht seit letzter Woche ein neues Kunstwerk. Eines mit einer politischen Botschaft: Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit, soll auf die Auswirkungen der Coronapolitik aufmerksam machen.
Das Werk stammt vom Steinbildhauer Cide Rüefli aus Grenchen im Kanton Solothurn. Unterstützt wurde das Werk laut einer Mitteilung vom «Aktionsbündnis Urkantone», das die Coronamassnahmen schon früh kritisch begleitet hatte. Seit Samstag, 30. April steht die 3,6 Meter hohe, rund 900 Kilogramm schwere Skulptur oberhalb der Tellsplatte, also an einem sehr prominenten, vielbesuchten Ort.
Neun Monate habe der Künstler an dem Werk gearbeitet. Die Justitia ist zwar eine oft gezeigte Darstellung, diese Version unterscheidet sich aber von der üblichen Form: Ihre Waage ist bewusst schräggestellt, und die sonst obligate Augenbinde fehlt. Damit wolle man «an die unverhältnismässigen Grundrechtseinschränkungen der letzten zwei Jahre erinnern», wie es in der Mitteilung heisst.
Der Künstler selbst schreibt über sein Werk:
«Durch die bundesrätlichen Massnahmen wurde die letzten zwei Jahre ein Kollateralschaden von über 100 Milliarden Franken verursacht. Zusätzlich wurden viele Grundrechte der Schweizerischen Bundesverfassung willkürlich mit Staatsgewalt unterbunden und auch die Judikative ausgehebelt, zusammen mit der so genannten Vierten Gewalt, den Medien.»
Cide Rüefli gibt an, er habe an 47 Kundgebungen teilgenommen, und nach acht Monaten habe er sich entschieden, als Steinbildhauer eine Skulptur anzufertigen, «die den Kopf der Justitia mit traurigen, aber offenen Augen und einem erwürgenden Blick auf einige Grundrechtsartikel der Schweizerischen Bundesverfassung festhält, die in Stein gemeisselt den zweiten Teil der Skulptur darstellen.» Die offenen Augen seien «ein Gegensatz zur klassischen Darstellung der Justitia, die als Zeichen der Unparteilichkeit eine Binde um die Augen hat.»
Weitere Besonderheiten bei der Detailbetrachtung: Am Ende des Schwertgriffs befindet sich in dieser Version das Schweizerkreuz in Stein gehauen und auf der Schwertklinge wurde die Präambel der Bundesverfassung angebracht.
Begleitet wird die Skulptur von einer Tafel, auf der ein Text nähere Informationen zu den Hintergründen des Werks festhält. Auf diese Weise habe man einen «Nachdenk-Ort» für die Coronazeit schaffen wollen. Das Denkmal solle «die Erinnerung an das Unrecht der vergangenen zwei Jahre Corona-Politik wachhalten».
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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