Das Buch «Himmel, Hölle, Rock ’n’ Roll»
Chris von Rohr, der Rockstar aus der Schweiz, der Musiker mit «Meh Dräck», hat seine Autobiografie «Himmel Hölle Rock’n’Roll» veröffentlicht. Diese stellt der Mann mit dem Piratenkopftuch im Dezember in St.Gallen vor. Im Gespräch mit dem Gründer der Schweizer Rockband «Krokus».
Krokus, die Schweizer Rockband aus Solothurn ist auf Abschiedstournee. Am 7. Dezember tritt sie das letzte Mal auf. Chris von Rohr ist der Gründer der Kultband. Seine Autobiografie ist eine Liebeserklärung an die Musik, die Frauen und dem «Kind bleiben». Ein Gespräch mit dem 68-jährigen Rocker über sein Leben, seine beachtliche Karriere und darüber, ob ein Rockstar jemals wirklich in Rente geht.
Chris von Rohr, Ihre Autobiografie, die gerade erschienen ist, heisst «Himmel Hölle Rock’n’Roll». Wie war es, dieses Buch zu schreiben?
Es war vor allem knallharte Arbeit. An der Hit-Ballade «Heaven» hatten Steve Lee und ich gerade mal zwei Stunden. In dieses Buch investierte ich sage und schreibe 2300 Stunden. Ein Wahnsinn, aber es ist ja auch mein ganzes Leben und ich wollte, dass es richtig swingt und süffig ist zum lesen.
Wie sind die ersten Reaktionen darauf?
Ich glaube, es ist ein Bestseller. Das sagt zumindest mein Verlag (lacht). Besonders gefreut hat mich ein Kompliment vom Schriftsteller Pedro Lenz. Er sagte: «'Himmel Hölle Rock’n Roll' ist weit mehr als eine weitere Promibiographie. Dieses Buch hat das Zeug dazu, die Jugend anzurühren und der älteren Leserschaft Lebensfreude zu spenden. Chris zu lesen ist beinahe ein körperliches Vergnügen.» So etwas erfreut doch.
Warum schreiben Sie?
Um geliebt und verstanden zu werden und weil es eines der wenigen Dinge ist, die ich relativ gut beherrsche. Ich finde übrigens, dass jedes Leben ein Buch wert wäre, man muss es nur schreiben und das ist der schwierige Part (lacht).
Warum sollte man Ihr Buch lesen?
Weil es Mut und Lust aufs Leben macht. Ich habe alles in die Waagschale geworfen und es gibt meines Wissens kein anderes Buch aus diesem Land, das mit einer solch offenen Ehrlichkeit aus dem Dschungel der Unterhaltungsindustrie berichtet und einem immer wieder viel Lachen abringt. Aber urteilt selbst!
Mit 16 Millionen verkauften Tonträgern sind Sie der erfolgreichste Schweizer Rockmusiker. Wie fühlt sich dies an?
Dies ist natürlich schwer ok. Hätte mir vor 40 Jahren jemand so was prophezeit, hätte ich ihn gefragt, auf welchen Drogen er sei. Natürlich kam das nicht von alleine und wir alle mussten extrem hart arbeiten und zwar ohne Plan B. Volles Risiko!
Sie werden überall in der Schweiz erkannt. Wie gehen Sie damit um?
Man gewöhnt sich an alles im Leben, ausser an die Steuerrechnungen. Ich sehe mich als absolut normalen, geerdeten Menschen. Der ganze Selfie- und Autogrammwahnsinn ist im Preis inbegriffen.
Sie sind der Gründer der wohl bekanntesten Schweizer Rockband «Krokus». Wie kam es zu diesem Bandnamen?
Auf einer Wanderung sahen wir diese starke Blume und fanden, dass der Name würdig für eine Band sei. KROKUS tönt wie ROCK US.
Der Durchbruch gelang Krokus 1980. Seither sind 40 Jahre vergangen. Was ist das Erfolgsrezept der Band?
Gute Songs, eine starke Stimme und immer dran bleiben. Wir haben nie aufgegeben!
Wie strub waren die letzten 40 Jahre als Rockstar? Sex, Drugs and Rock’n’Roll?
Um das zu erfahren, müsst ihr schon mein Buch lesen. Das sprengt hier den Rahmen. Und ja, es gab schon extrem strube Zeiten, soviel sei gesagt.
Krokus ist auf Abschiedstournee. Am 7. Dezember findet das letzte Konzert im Zürcher Hallenstadion statt. Warum hört Krokus auf? Und wie fühlt sich dieser Abschied an? Und Ist ein Comeback von Krokus völlig auszuschliessen?
Sag niemals nie. Aber ich denke nach England, Mexico, Kanada und der USA ist Ende 2020 wohl definitiv Schluss. Ausser, die Rockgötter haben noch was mit uns vor. Unsere Panikärzte meinen, dass vielleicht doch noch rechtzeitig ein Verjüngungs-Medikament auf den Markt käme.
Worauf sind Sie in Ihrer Karriere am meisten stolz?
Dass wir nach all den Streitereien wieder eine happy rocking family sind. Dass wir den Spass, der dieses Leben bietet, heute so gut teilen können in der Band. Und natürlich auf mein «Opus Magnum»: Mein Buch «Himmel Hölle Rock’n’Roll». So etwas gibt es sonst nur aus der USA und England. Da ist alles drin, was mir im Leben etwas bedeutet. Und darum schrieb auch das deutsche Magagzin Rolling Stone: «Ein Buch das bleiben wird.» Auf das bin ich echt ein bisschen stolz.
Was würden Sie rückblickend gesehen vielleicht anders machen?
Ich sehe nichts, ausser dass ich vielleicht ein paar Pfeile, die ich abgeschossen habe, vorher in Honig tauchen würde.
Privat sind sie besonders stolz auf Ihre 18-jährige Tochter Jewel. War es für sie immer nur cool, die Tochter von Chris von Rohr zu sein?
Ich denke schon. Auf jeden Fall sagt sie das. Aber schwierige Momente gab es schon. Als sie noch kleiner war, sagte sie mir mal «Autogramm-Papa». Nicht unbedingt als Kompliment. Aber es ist schon sehr schön, wie wir es zusammen haben.
Ihre grosse Liebe war neben verschiedenen Beziehungen immer die Musik. Verheiratet waren Sie bewusst nie. Könnte sich das noch ändern?
Eher nicht! Doch man weiss nie. Einen Vertrag für meine Liebe brauche ich eigentlich echt nicht. Und ich bin kein grundsätzlich kein Fan von Hochzeiten, Beerdigungen und Geburtstagen. Da hab ich wohl einen Knall.
Ist es als Star, einfacher eine Partnerin zu finden oder gerade wegen dem Fame eher schwieriger?
Schwierig war das nur in der Grundschule. Danach, als ich eine Gitarre zur Hand nahm, flogen die Bienchen im Schwarm in meine Richtung. Zum Glück!
Sie wirken immer ziemlich dominant, laut und direkt. Gibt es privat auch eine feinfühlige Seite von Chris von Rohr?
Ich liebe Klartext, vor allem bei der Arbeit. Mit laut hat das nichts zu tun. Eine Führungsperson, ein Coach muss klare Anweisungen geben. Meine sensible Seite kommt in den Balladen, die ich schreibe zur Geltung. Insgesamt bin ich ein Rockromantiker. Jeder, der mein Buch liest, wird staunen wie viele feine Töne da anklingen.
Was sind Ihre nächsten Pläne? Geht ein Rockstar jemals in Rente?
Nein! Musiker bleibst du ein Leben lang. Wir sagen noch «adios» in England, Mexiko, Kanada und Amerika und dann mal kucken. Das Leben brachte mir immer wieder neue Überraschungen. Ich bin guter Dinge!
Mit Ihrer Heimatstadt Solothurn und ihrem vielen Nebel verbindet Sie eine Hassliebe. Wie stehen Sie zu der Ostschweiz?
Ich fand die Menschen da immer sehr offen und freundlich. Ein gutes Völkli (lacht)
Chris von Rohr signiert «Himmel, Hölle, Rock ’n’ Roll»
Der Rockmusiker signiert seine brandneue Autobiografie am 12. Dezember 2019 im Rösslitor Orell Füssli St. Gallen (Marktgasse/Spitalgasse 4). Beginn ist um 18 Uhr, Ende um 20 Uhr.
Das Buch «Himmel, Hölle, Rock ’n’ Roll»
Chris von Rohr, geb. 1951 in Solothurn, Rocklegende und Kultfigur, ist mit rund 16 Millionen verkauften Tonträgern der erfolgreichste Rockmusiker der Schweiz. Der Gründer und heutige Bassist der Band Krokus wurde als Musiker, Songwriter und Produzent (Krokus, Gotthard, Polo Hofer, Lovebugs und Patent Ochsner) über 50 Mal mit Edelmetall ausgezeichnet, u.a. auch in den USA und Kanada. Der feurige Freigeist mag Menschen, spricht vier Sprachen und hat nicht nur ein Gespür für Musik, sondern auch fürs Schreiben - seine bisher veröffentlichten Bücher wurden zu Bestsellern. Der Ehrenbürger von Memphis, Tennessee, ist Vater einer Tochter, wohnt in Solothurn, bereist die Welt und lebt den Rock ’n’ Roll.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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