Mit wem will die FDP Ausserrhoden Nationalrat David Zuberbühler zu Fall bringen? Der Fokus liegt derzeit auf einer weniger bekannten Frau. Sie heisst Jennifer Abderhalden, ist die rechte Hand des St.Galler Stadtpräsidenten - und zeigt sich offen gegenüber der Idee.
Die bevorstehenden Nationalratswahlen in Appenzell Ausserrhoden sorgen für Diskussion, obwohl gerade mal ein einziger Sitz zu besetzen ist. Die FDP will diesen nach dem Verlust vor vier Jahren zurück. Und der SP ist der SVP-Mann David Zuberbühler offenbar so sehr ein Dorn im Auge, dass sie sogar damit liebäugelt, auf eine eigene Kandidatur zu verzichten. Bringt die FDP eine SP-verträgliche Variante, wollen die Sozialdemokraten diese unterstützen. Eine unheilige Allianz gegen «dä Zubi» also.
Vielleicht hat das jüngste Gerücht mit dieser möglichen Kooperation zu tun. Denn bei der FDP steht derzeit offenbar eine Frau im Zentrum, die von der SP sicherlich mitgetragen würde.
Es geht um Jennifer Abderhalden. Sie ist 41 Jahre alt, aufgewachsen in Gais, wohnt in Speicher und ist Vorstandsmitglied der Ausserrhoder Frauenzentrale. Dort ist sie für die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die Frauenzentrale hat sich bereits früh und lautstark für eine weibliche Kandidatur für den Nationalrat stark gemacht.
Beruflich ist die Juristin und Betriebswirtschafterin Abderhalden seit 2017 als Stabschefin der Direktion Inneres und Finanzen der Stadt St.Gallen tätig. Damit ist sie eine Art rechte Hand von Stadtpräsident Thomas Scheitlin, der dieser Direktion vorsteht. Davor war sie Assistentin der Hochschulleitung und Lehrbeauftragte an der Fachhochschule St.Gallen. Und ganz ursprünglich war sie Primarlehrerin.
Sie selbst sagt, angesprochen auf eine mögliche Kandidatur: «Ich bin seit Jahren FDP-Mitglied. Natürlich ist man auch im Gespräch mit mir. Für mich ist zur Zeit alles offen, es ist noch nichts entschieden.»
Treffen die Gerüchte zu und tritt Jennifer Abderhalden für die FDP Ausserrhoden gegen den Amtsinhaber an, ist das ein gewagtes Spiel. Zwar würde die Kandidatur die Kreise um Mitte-Links wohl ansprechen. Aber Abderhalden ist eine politische Quereinsteigerin mit begrenztem Bekanntheitsgrad im Kanton. Und weil die FDP erst Mitte August nominieren will, bleiben der Partei nur zwei Monate, sie bekannter zu machen.
Der späte Nominationszeitpunkt wirft ohnehin Fragen auf. Die offizielle Begründung, man wolle das Sommerfest mit Bundesrat Ignazio Cassis abwarten, klingt ziemlich gesucht. Für die Nominierung einer Nationalratskandidatur muss man nicht künstlich auf einen «würdigen Rahmen» warten, von dem die FDP spricht, der Anlass ist schwergewichtig genug.
Wahrscheinlicher ist es, dass die FDP mehr Zeit braucht, um die Kandidatur dingfest zu machen und sich danach vor allem mit der SP handelseinig zu werden. Wenn die beiden ein ungleiches «Päckli» schnüren wollen, wird die SP ihre Bedingungen dafür diktieren. Das ist wohl bis zum eigentlich vorgesehenen 24. Juni nicht möglich - und danach kommen die Sommerferien.
Der Name von Abderhalden wird derzeit vor allem unter der Hand gehandelt. Häufiger ist die Rede von der FDP-Kantonsrätin Katrin Alder aus Herisau. Sie wäre bereits breiter verankert. Und der Zeitpunkt wäre punkto Publicity gut: Alder steht in wenigen Tagen vor der Wahl zur Kantonsratspräsidentin, was ihr Aufmerksamkeit schenkt.
Gleichzeitig wäre es auch denkbar ungünstig, im Fall einer Wahl die Ämter als Nationalrätin und als «höchste Ausserrhoderin» gleichzeitig wahrzunehmen. Das Kantonsratspräsidium erfordert ein Jahr lang massive Präsenz. Ob sich das mit einem Mandat in Bern vereinbaren lässt, ist zu bezweifeln. Und entsprechend schlecht käme es wohl an, wenn sich Alder nach ehrenvoller Wahl als Kantonsratspräsidentin dann für den Nationalrat portieren liesse.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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