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Trinkwasser: Ein wertvolles Gut

Ja, das Wasser fällt vom Himmel. Aber…

Auch wenn in der Schweiz das Trinkwasser (noch) nicht rar ist, gibt es weltweit bereits heute Konflikte um das rare und wertvolle Gut. Ein irdisches Leben ohne Wasser ist undenkbar. Grund genug, dieser lebenswichtigen Substanz Sorge zu tragen.

Michel Bossart am 20. Juni 2023

Verfügen wir in Schweiz eigentlich über genügend Trinkwasser? 80 Prozent unseres Trinkwassers wird aus dem Grundwasser gewonnen, der Rest aus Seen. Als die anhaltend hohen Temperaturen und die Trockenheit im letzten Juni, Juli und August für niedrige Wasserstände, zu warme Gewässer und eine erhöhte Waldbrandgefahr sorgten, konnte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in Bezug auf das Grundwasser aber Entwarnung geben: Zwar gab es im August verbreitet tiefe Grundwasserbestände, doch in den grossen Grundwasservorkommen stand noch ausreichend Grundwasser zur Verfügung. Einzig bei kleineren lokalen Grundwasservorkommen und Quellen könne es in Trockenperioden zu Engpässen zu durchaus zu ernstgemeinten Aufrufen zum Wassersparen kommen, schreibt das BAFU auf seiner Webseite. Das Bundesamt ist zuversichtlich, dass es auch in Zukunft grundsätzlich genügend Wasser geben wird, warnt aber davor, dass die Verfügbarkeit über das Jahr schwanken könne. Auch in der Schweiz seien deshalb in verschiedenen Sektoren wie der Trinkwasserversorgung oder der Landwirtschaft Anpassungen an diese Veränderung nötig.

Doch nicht überall auf der Welt haben die Behörden Anlass so optimistisch in die Wasserzukunft zu blicken. Die weltweite Trinkwasserknappheit wird sich laut einer Studie der Vereinten Nationen verstärken. Dies sei eine Folge von zunehmenden Umweltproblemen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Verbindung mit erhöhter Süsswasserverschmutzung, heisst es dort.

Krieg um Wasser: Mythos oder reale Gefahr?

Im März dieses Jahres fand in New York erstmals seit 1977 wieder eine Uno-Wasserkonferenz statt. Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung (800'000’000 Menschen!) im Jahresschnitt leben laut Uno in Ländern mit hoher und kritischer Gefahr von Problemen durch Wasserknappheit. Das kann zu Spannungen und gar Kriegen führen. Davon war 1985 zumindest der spätere UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Gahli überzeugt. 40 Jahre später zeigt sich, dass Kriege sehr wohl geführt werden, doch nicht um Wasser. Was aber nicht heissen will, dass es um die Ressource Wasser keine Konflikte gibt: Weil in Äthiopien den Nil gestaut wird, fliesst zu wenig Wasser nach Ägypten; in der Türkei sind es die beiden gestauten Flüsse Euphrat und Tigris, die Syrien und Irak verärgern. Und zwischen Israelis und Palästinensern gibt es sehr wohl Streit ums Wasser und doch ist Wasser nicht der Kern des eigentlichen Konflikts.

Das zeigt: Auch die Kriege der Gegenwart werden um Macht, Religion, Einfluss, Kontrolle und Bodenschätze geführt – aber nicht wegen des Wassers. Denn Wasser ist kein eigentliches Prestigeobjekt.

Mehr Sorge tragen

Und dennoch: Die Übernutzung des Grundwassers, vom Klimawandel ausgelöste Dürren und andere Naturkatastrophen sowie vom Menschen verursachte Verschmutzungen zerstören immer mehr Süsswasser. Die Wasservorräte werden in Zukunft abnehmen, denn ein grosser Teil davon ist im ewigen Eis rund um den Nord- und Südpol gefroren und gespeichert. Durch die Klimaerwärmung werden diese Wasservorräte wegschmelzen (und zu Salzwasser werden).

Heute verschlingen Industrie und Landwirtschaft einen grossen Teil des Trinkwassers als sogenanntes virtuelles Wasser. Das ist die gesamte Wassermenge, die bei der Herstellung eines Produkts benötigt wird und kaum oder nur zu einem geringen Teil im Produkt selbst gespeichert wird. Kommt hinzu, dass schlecht gewartete private Abwasserinfrastrukturen das Grundwasser direkt gefährden oder unnötig überlasten. Fahrlässig entsorge Chemikalien und Hormone sowie Öl- und andere Unfälle tun ein Übriges.

Immer wichtiger werden daher eine nachhaltige Einstellung zu diesem wertvollen Schatz, umfassende Anstrengungen zur Vermeidung von Abwasserbelastungen und ein sorgsamer Umgang mit den wertvollen Wasservorräten.

Dieser Artikel wurde durch ASA-Service AG, Abwasser und Umwelttechnik, St.Gallen, ermöglicht.

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Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

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