Der Säntis ist ein Held – und diese Tatsache kommt für Regisseur Victor Rohner viel zu wenig zum Tragen. Für seinen Film «Die stillen Helden vom Säntis» hat er deshalb eine Crowdfunding-Aktion gestartet.
Ihr Film beleuchtet, wie die Wetterstation auf den Säntis kam, und gibt Einblicke in die Anfangszeiten der Wetterbeobachtung. War es schon immer ein Ziel von Ihnen, den Säntis zu beleuchten – oder kam die Idee eher spontan?
Die Idee ist im Rahmen der Sommertour im Alpstein entstanden und immer konkreter geworden. Auch die Träger, die ich im Himalaya immer wieder gesehen habe, haben zum definitiven Entscheid beigetragen. Ich habe da so viele Gemeinsamkeiten festgestellt und auch ein bisschen darüber geärgert, dass es so viele Schweizer DOK-Filme über die Träger in Nepal gibt, aber keinen über die Säntisträger.
Welchen Bezug haben Sie persönlich zum Säntis? Was verbinden Sie mit ihm?
Ich bin ein grosser Bewunderer des Alpstein-Gebirges. Und der Säntis ist der König! Jetzt, wo ich so viel Neues über den Säntis erfahren habe, ist meine Bewunderung noch gewachsen.
Der Inhalt ist sehr vielfältig und zeigt einerseits das strenge Leben der Innerrhoder Bauern, aber auch dunkle Stunden, wenn in etwa der mutmassliche Mörder Gregor Kreuzpointner zur Sprache kommt. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, das viele Material auf eine Filmlänge zu beschränken?
Das ist tatsächlich eine grosse Herausforderung, aber auch eine Chance. Beispielsweise ist der Mord ein Thema, aber nicht das Hauptthema.
Sie haben dafür Betroffene, Familienmitglieder, Politiker und Wissenschaftler befragt. Wie sind Sie auf diese Menschen gekommen?
Die Filmidee ist auf grosses Interesse gestossen und die Menschen sind sehr hilfsbereit. Es sind mehrere Einheimische und Historiker, die mich beraten. Ich habe grossen Respekt vor dieser sensiblen Aufgabe.
Ein Film aus der Ostschweiz gibt es nur ganz selten. Ihnen ist auch die Regionalität sehr wichtig – der Sprecher beispielsweise spricht im Innerrhoder Dialekt. Weshalb haben Sie darauf Wert gelegt?
Der Film soll sehr authentisch sein. Der Zuschauer muss spüren, wo der Film spielt. Zu den Bergen, zur Natur im Alpstein passt beispielsweise der Walliser Dialekt nicht, obwohl er sehr schön ist.
Ihr Film unterscheidet sich auch von anderen, herkömmlichen Dokumentarfilmen. Die Bilder werden mit eingestreuten Spielfilmsequenzen zum Leben erweckt. Worin lag hier die Herausforderung?
Der Film wird als Doku-Drama auf die Leinwand kommen. Dadurch wird der Inhalt viel lebendiger und spannender, aber auch anspruchsvoller. Ich habe deshalb den erfahrenen Filmregisseur Kuno Bont, ein Rheintaler und ein Freund von mir, ins Team geholt. Er macht für die fiktionalen Teile die Regie. Mir fehlt in dieser Disziplin die Erfahrung. Es geht darum, einen guten, spannenden Film zu machen. Dazu braucht es die besten Spezialisten.
Ein solches Projekt ist mit enormen Kosten verbunden. Sie sind mit einer Crowdfunding-Aktion am Start. Wie sieht es zahlenmässig aus?
Wir müssen 110'000 Franken mit Crowdfunding und Sponsoring generieren. Dann kommen wir zusammen mit dem Beitrag des Bundesamtes für Kultur auf das Gesamtbudget von 560'000 Franken. Jetzt heisst es, jeder Franken zählt. Jede Spende ab 100 Franken erhält eine Eintrittskarte für den Film. Mitmachen lohnt sich.
Worin besteht die grösste Herausforderung bei der Umsetzung?
Letztlich ist die Finanzierung das grösste und entscheidende Problem. Aber wir sind auf einem guten Weg. Schon die ersten Stunden nach der Bekanntgabe, dass die Bevölkerung Spenden abgeben kann, sind Beiträge eingegangen. Auf www.saentis-helden.ch kann der Stand der Spenden verfolgt werden.
Für wen ist der Film gedacht?
Der Film spricht ein sehr breit gefächertes Publikum an. Jung und Alt, Frauen und Männer. Liebhaber der Berge und der Natur, Geschichtsliebhaber und interessierte der Wissenschaft, Wetter- und Klimainteressierte. Der Schweizer Alpenclub hat das Patronat übernommen. Dahinter stehen 180'000 Mitglieder. Diese grosse Gruppe potenzieller Kinobesucher, verteilt über die ganze Schweiz, eröffnet die Möglichkeit, dass der Film weit über die Ostschweiz hinaus Kinobesucher generiert.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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