Invasive Neophyten müssen bekämpft werden. Die Koordination soll künftig über die Region Sarganserland-Werdenberg erfolgen. Dabei werden die SBB sowie das für die Autobahnen zuständige Bundesamt für Strassen in die Pflicht genommen. Die Landwirte leisten ihren Beitrag bereits.
Landwirte sind verpflichtet invasive Neophyten auf den von ihnen bewirtschafteten Parzellen zu bekämpfen. Wer diese Aufgabe vernachlässigt oder bewusst unterlässt, muss auf Grund der gesetzlichen Grundlagen mit Kürzungen der Direktzahlungen rechnen. Während die Bauern auf ihren Grundstücken für die Eindämmung der Neophyten besorgt sind, wachsen wenige Meter neben ihren Feldern, den Bahngleisen entlang, richtige Neophyten-Urwälder. Die aus anderen Kontinenten eingeschleppten Pflanzen breiten sich auf Kosten der angestammten Vegetation insbesondere in wenig genutzten Lebensräumen aus. Betroffen sind Bachufer, Feuchtgebiete, Trockenwiesen oder eben Grünstreifen entlang von Autobahnen und Bahnlinien. «Kantonsweit werden jährlich über 20'000 Stunden in die Erfassung und Bekämpfung von invasiven Problempflanzen investiert», weiss der Wartauer Gemeindepräsident Beat Tinner. Umso grösser ist sein Unverständnis, dass die Bekämpfung auf Grundstücken der SBB und dem Bundesamt für Strassen durch die zuständigen Stellen sehr spärlich erfolgt oder teilweise ganz unterlassen wird.
Da die Neophyten-Problematik eine gemeindeübergreifende Herausforderung ist, soll die wirksame Bekämpfung künftig durch den Gemeindeverbund der Region Werdenberg-Sarganserland koordiniert werden. «Es macht keinen Sinn, wenn auf der einen Strassenseite Neophyten aufwendig bekämpft werden und auf der anderen Seite gedeihen sie», sagt Jörg Tanner, Gemeindepräsident von Sargans. Nur gemeinsam könne man diesem Problem Herr werden: «Je länger mit der Bekämpfung zugewartet wird, desto aufwändiger und teurer wird die Eindämmung.» In den Regionen Werdenberg und Sarganserland wurde ein grosser Teil der Neophyten bis anhin durch Asylbewerbende, den Verein Primajob und Freiwillige bekämpft. Der Zutritt zur Autobahn und in die Nähe der Bahngeleise ist ihnen allerdings verständlicherweise untersagt.
Problem anpacken
«Mit der regionalen Koordination wollen wir das invasive Neophyten-Problem anpacken und zusammen mit der SBB und dem Bundesamt für Strassen das Gespräch und Lösungen suchen. Denn der jetzige Zustand ist nicht tragbar. Weder für die Anstösser, noch für die Landwirte und zuletzt für die Biodiversität», sagt Tanner. Er und sein Amtskollege sind zuversichtlich, dass pragmatische Lösungen gefunden werden. Schliesslich dürften alle dasselbe Interesse haben. Sollte dem so nicht sein, müsste sich die Politik einschalten. «Bei künftigen Konzessionsvergaben an öV-Anbieter könnte man allenfalls in der Beurteilung der Bieter auch deren Umgang mit den Problempflanzen berücksichtigen», denkt Beat Tinner laut. Die heutigen Neophyten-Inseln müssen auf jeden Fall raschmöglichst bekämpft werden. Diese dürfen sich nicht noch mehr ausbreiten und zu einem flächendeckenden Neophyten-Urwald werden. Und wie das Beispiel mit den Landwirten zeigt, kann die Verbreitung eingedämmt werden, sofern sich jeder seiner Pflicht bewusst ist und dieser nachkommt.
Ralph Dietsche ist Geschäftsführer und Inhaber der Kommunikationsagentur radikom GmbH mit Sitz in Rüthi.
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