«Was macht eigentlich?» In dieser Rubrik erzählen prominente Ostschweizerinnen und Ostschweizer über ihr aktuelles Leben. Die Premiere: Der Bauchredner der Nation, Urs Kliby.
50 Jahre lang begeisterte er Kinder und Erwachsene auf der Bühne zusammen mit seiner Caroline. Der Bauchredner Urs Kliby ist seit einem Jahr im Ruhestand und erzählt im Interview von seinem jetzigen Leben und Alltag in Kreuzlingen.
Urs Kliby, Sie sind seit einem Jahr weg von der Bühne. Wie hat sich Ihr Leben seither verändert?
Es ist auf jeden Fall ruhiger geworden. Ich schaue nicht dauernd auf den Terminkalender. Ich stehe nicht so oft im Stau auf den Strassen. Ich habe mehr Zeit für meinen Schatz und ich geniesse das Leben intensiver.
Wie sieht Urs Klibys Alltag heute aus?
Ich schlafe am Morgen etwas länger und lese in Ruhe die Tageszeitung. Dann erledige ich die Fan-Post und bringe diese zusammen mit CDs und Büchern, die noch immer auf meiner Homepage bestellt werden, auf die Post. Danach beantworte ich Emails und esse zu Mittag. Am Nachmittag mache ich oft einen Spaziergang am schönen Bodensee, kaufe etwas ein und lasse den Tag bei einem gemütlichen Fernsehabend, am Kaminfeuer und einem Glas Rotwein ausklingen.
Wie wurden Sie überhaupt zum Bauchredner? Wie kommt man darauf?
Bei der Aushebung zur Rekrutenschule hat mir der Militärarzt gesagt, dass ich beim Reden ein- statt ausatme. Ein Kollege, ein Tischzauberer, dem ich dies erzählte, gab mir ein Buch über Zauberei in dem ein Abschnitt genau dieser Atemtechnik gewidmet war. Danach habe ich zu Hause vor dem Spiegel trainiert, damals noch mit einem Putzlappen. Am Silvesterball des Männerchors Bazenheid im Jahr 1973/1974 hatte ich dann meinen ersten Auftritt mit Caroline.
Wie kamen Sie zu Caroline und warum ausgerechnet ein kleiner Esel?
Ich hatte am Anfang meiner Karriere als Bauchredner eine Ente. Eine solche hatten aber viele andere Bauchredner auch. Ich wollte etwas anderes haben und meine Frau hat dann das Eselchen «Caroline» geschneidert. Eselchen waren schon als Kind meine Lieblingstiere.
50 Jahre Bühnenkarriere, woran denken Sie am liebsten zurück?
Ich denke an viele coole Auftritte zurück, an unzählige Begegnungen mit tollen Künstlern und Kollegen aus dem In- und Ausland. An viele CD-Produktionen mit Gold-, Platin- und Diamantverleihungen. Und auch an tausende Fans, die mir jahrzehntelang treu geblieben sind.
Was vermissen Sie von der Bühne am meisten?
Es gibt schon Momente, wo man das Lachen des Publikums oder der Applaus vermisst. Aber man kann ja ab und zu mal am Stammtisch einen tollen Witz erzählen und das Gelächter der Zuhörer ist garantiert.
Wie sieht Ihr Kontakt zu Ihren Fans heute aus?
Ich bekomme viel Fanpost, die ich gerne, und immer persönlich beantworte. Oder man wird auf der Strasse sehr oft angesprochen und meistens kommen dann die Worte: «Was, der Kliby? Mit deinen CDs oder Kassetten bin ich aufgewachsen» oder «Du warst mein Idol in der Jugendzeit».
Wie alt ist Caroline inzwischen und was tut sie?
Caroline behauptet, sie sei 11 Jahre alt, und das schon seit 47 Jahren!
Was würden Sie rückwirkend anders machen im Leben?
Ich würde alles wieder genauso machen, denn es hat alles gepasst wie ich es mir erträumt habe.
Worauf im Leben sind Sie besonders stolz?
Dass ich meinen ersten Fernsehauftritt 1977 in der Fernsehsendung «Teleboy» als Chance gesehen habe und diese Chance auch genützt habe, um eine to tolle Karriere zu erleben. Ein bisschen stolz bin ich auch, dass ich 50 Jahre auf der Bühne stehen durfte ohne Skandale und ohne Negativschlagzeilen.
Sie sind seit stolzen 44 Jahren in einer funktionierenden Beziehung mit Ihrer Frau Ruth. Was ist Ihr Erfolgsrezept dafür?
Wir haben die gleichen Interessen, wir vertrauen einander sehr fest und wir reden viel miteinander, um Problemen aus dem Weg zu gehen.
Was sind Ihre nächsten Ziele?
Wir möchten etwas mehr reisen, mehr Zeit haben für einander haben und einfach nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen, das Leben intensiver geniessen.
Wie verbringen Sie Weihnachten und wie Silvester?
Wir verbringen Weihnachten ganz gemütlich zu Hause. Und da ich am 24. Dezember noch Geburtstag habe, kann es möglich sein, dass während des Tages Freunde bei mir ein- und ausgehen, um auf den Geburtstag anzustossen.
An Heiligabend sind mein Schatz und ich ganz allein und am 26. Dezember ist das grosse Familienfest angesagt. Mit Sohn, seiner Partnerin und allen 5 Enkelkindern. Da gibt es ein Tischgrillfest mit Fleisch und Raclette in einem festlich geschmückten Haus. An Silvester bleiben wir ebenfalls zu Hause und lassen das alte Jahr bei einem feinen Essen und gemütlichen Kaminfeuer ausklingen.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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