Seine rauchige Berner Stimme verzaubert sein Publikum genauso wie sein Schlafzimmerblick. Kuno Lauener. Der Frontmann der Kultband Züri West begeistert seit 37 Jahren die Schweizer Musikszene. Heute wird er 60 Jahre alt. Da verneigen auch wir Ostschweizer uns.
Mit Liedern wie «7:7», «I ha Di gärn gha» und natürlich «Fingt ds Glück eim?» hat er sich auch unserer Kulturredakteurin Nadine Linder schon früh ins Herz gesungen. Eine seither ungebrochene Liebe, die sie hier beschreibt. Zur Geschichte von Züri West geht es hier.
Ich war 13 Jahre alt und das erste Mal richtig verliebt. Den Soundtrack zu dieser ersten Liebe lieferten mir Züri West. 1994 ergatterten Kuno Lauener und seine Band mit dem Album «Aloha» den Spitzenplatz der Schweizer Albumcharts.
Einen ganzen Sommer lang versuchte ich verzweifelt, «I schänke Dir mis Härz», den damaligen Platz 1 der Schweizer Hitparade vom Radio auf eine Kassette aufzunehmen. Ohne dass der Moderator reinplapperte oder der Schluss des Liedes durch die Nachrichten einfach abgeschnitten wurde.
«I schänke dir mis Härz
Meh han i nid
Du chasch es ha, we de wosch
Es isch es guets und es git
No mängi wos würd näh
Aber dir würd i's gä»
Rückblickend bin ich mir nicht mehr sicher, ob mein Herz für meinen damaligen Freund oder schon eher für Kuno Lauener geschlagen hat. Und wie wohl die meisten anderen Schweizer Damen hoffte ich darauf, dass er mit «I schänke Dir mis Härz» tatsächlich mich meinen könnte. Meinte er natürlich nicht. Ein Fan war ich trotzdem,und bin es bis heute geblieben.
Während mich als 13-Jährige vor allem sein Schlafzimmerblick zum Schmelzen gebracht hat, wurde es mit zunehmendem Alter viel mehr seine natürliche Art. Die Tatsache, dass er immer auf dem Boden geblieben ist. So sagte er in einem Interview beim «Blick» einmal bezüglich seiner Wirkung auf Frauen, dass er dies gar nicht so wahrnehme und ihm dieses Thema an sich eher unangenehm sei. Er sei kein Sexsymbol und würde am morgen ja nicht in den Spiegel gucken und sich denken «wow, bist du ein geiler Siech.» Auch wenn er im Lied «Mojito», welches mich bis heute zum Schmunzeln bringt, vom Leben eines Womanizers singt.
«I ha dummerwiis zwöi meitschi
Eis i mim chopf u eis im bett
Eis vo beidne wott mi nümme
U ds angere vo beidne wett»
Kuno Lauener blieb der bodenständige «Bärner Gieu» in Jeans und T-Shirt, der mich immer wieder und immer mehr mit seinen Songtexten überzeugte. Seine gekonnten Wortspiele für verschiedenste Lebenssituationen und Gefühlslagen widerspiegelten schon öfters Geschichten meines Lebens. So ist «Redt sie no vo mir» bis heute mein Liebeskummerlied Nummer 1.
«Hett si sim schnäbi ächt o ne name gä
Vilech dr gliich wi mim
U list si ihm ächt o mängisch
Im bett ihri gedicht vor
U isch'sächt gliich oder besser
Oder nume anders mit ihm
Säg verzeut si dr ihri sorge
Säg grännet si vor dir
U gseet si immer no so schön us
U redt si no vo mir
Säg redt si no vo mir»
War der schlimmste Teil meines Liebeskummers überstanden, ging ich direkt über zum Lied «Idiot» mit der Zeile «Dini schnure isch vieliech glich echli gross für sone chliine gring». Und wenn diese Wutphase irgendwann überstanden war, folgten alle die Lieder von Züri West, die Hoffnung auf etwas Neues und vielleicht etwas Besseres gaben. «Fingt s Glück eim» allen voran.
«Irgendwenn weisch wär d'bisch
Irgendwenn weisch genau wo de häre ghörsch
öpper schteut es zwöits Tassli uf e Tisch.»
So stellte ich einem Mann als Liebeserklärung tatsächlich eine zweite Tasse auf den Tisch, und selbst bei meiner Hochzeit war Kuno Lauener dabei. Er sang am Schluss der Zeremonie als hunderte Ballone in den Himmel flogen:
«I wott schlafe - i wott stärbe
Mit dir wott i aut u fett u glücklech wärde»
Zwar nicht als Bräutigam. Auch nicht live. Sondern ab CD. Aber immerhin.
In diesem Sinn: Happy Birthday Kuno Lauener und alles Gute für Deine Gesundheit!
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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