Gemäss Angaben der Organisatoren der UNO-Welt Klimakonferenz, nahmen an der 13-tägigen Veranstaltung über 40'000 Teilnehmende aus 200 Staaten teil. Man rechne, im Durchschnitt schickt somit jeder Staat rund 200 Personen nach Sharm El-Scheich, was in sich schon gigantisch übertrieben ist.
Im schönen Luxus-Ferienort im entfernten Ägypten, debattierten mehrere zehntausend Experten darüber, wie der Klimawandel gestoppt werden könnte und wie man der breiten Bevölkerung Verzicht beibringt - so zum Beispiel, dass man weniger in die Ferien fliegen sollte.
Die feinen Damen und Herren Klimaexperten flogen allesamt mit einem Flugzeug nach Ägypten und natürlich auch wieder zurück. Um sich die Aufenthaltsdauer so angenehm wie möglich zu gestalten, logierte man in den schönsten Hotels und tagte in gediegenen Kongressräumen, welche selbstverständlich alle auf eine angenehme Temperatur heruntergekühlt wurden. In Scharm El-Scheich herrschen im November Temperaturen um die 30 Grad Celsius. Der Strom für all diese Klimaanlagen wird in Ägypten, wie könnte es auch anders sein, zum überwiegenden Teil aus Erdgas- und Erdölkraftwerken gewonnen. Doch was spielt das für eine Rolle, die Experten brauchen ja schliesslich einen kühlen Kopf, sonst kommt ohnehin nicht brauchbares raus.
Der Durchführungsort der diesjährigen Welt-Klimakonferenz zeigt einmal mehr, wie realitätsfremd und abgehoben die Funktionäre der globalen Organisationen heute sind. Warum findet eine solche Veranstaltung nicht an einem Ort statt, wo die Temperaturen im November einigermassen angenehm sind und dadurch die energieintensive Klimatisierung von Gebäuden entfällt. Auch sollte eine Klimakonferenz, zumindest für einen gewissen Teil der Teilnehmer, mit dem Zug erreichbar sein und die benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen stammen. So etwas ist heut möglich. Vermutlich wäre halt an einem solchen Ort der Spassfaktor für die Experten nicht mehr so gross. Schliesslich soll man ja das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Scharm El-Scheich ist in gewisser Weise ein künstlich bewohnbar gemachtes Gebiet, welches zwischen einer Wüste und dem roten Meer liegt. Dort wird es im Sommer regelmässig über 40 Grad warm. Dass man genau einen solchen Ort auswählt, um darüber zu lamentieren, dass bereits ein Temperaturanstieg von weniger als zwei Grad für die Welt verheerende Folgen haben und Millionen von Menschen wegen Dürren und Hunger sterben würden, ist eine weitere Ironie. Gerade die Bevölkerung von Ägypten beweist das Gegenteil. Die Leute haben, auch ohne Klimaanlage, einen Weg gefunden, wie man mit der Hitze umgeht und damit lebt. Man kann es daher auch anders sehen. Vielleicht möchte die UNO gerade damit demonstrieren, dass die Menschheit einen Weg finden wird, mit der Klimaerwärmung fertig zu werden.
In Zeiten von Home-Office, Videokonferenzen und Online-Meetings kann man sich wirklich ernsthaft fragen, ob solche, notabene durch Steuergelder finanzierten «Schuelreisli» noch zeitgemäss sind, zumal der Output nach diesem Mega-Anlass doch sehr überschaubar ist.
So bleibt wenigstens zu hoffen, dass die Veranstaltung den Teilnehmenden in angenehmer Erinnerung bleibt. Anstatt sich auf die Strasse zu kleben und damit alle Leute zu nerven, sollten die Klimaaktivisten einmal solche Veranstaltung ins Visier nehmen. Eine Klimakonferenz kann man in der heutigen Zeit definitiv nachhaltiger organisieren, hier hat die UNO dem Klima geschadet.
Martin Lörtscher ist CEO der Hugelshofer Logistik AG mit Sitz in Frauenfeld. Er ist Mitglied vom TGV-Vorstand und war mehrere Jahre Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes ASTAG Sektion Ostschweiz + FL.
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