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Hochschultag der PHSG

Lehrerinnen- und Lehrerbildung muss agil und innovativ bleiben

Am diesjährigen Hochschultag der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) drehte sich alles um die Zukunft der Lehrerinnen- und Lehrerbildung und wie diese gestaltet werden kann, damit Kinder und Jugendliche weiterhin bestmöglich auf ihr Erwachsenenleben vorbereitet werden.

Die Ostschweiz am 12. November 2022

Den Anerkennungspreis für die Förderung der St.Galler Lehrpersonenbildung bekam die Leiterin des Instituts Lehr-Lernforschung Prof. Dr. Franziska Vogt, der Studierendenpreis für besondere Leistungen ausserhalb des Studiums ging an Nadine Giovanoli, Corinne Mattle und Selina Duschletta.

Der digitale Wandel, die wirtschaftlichen Umbrüche und die geopolitischen Veränderungen stellen auch die Schulen und die Lehrpersonenbildung vor neue Herausforderungen: Was müssen Kinder in Zukunft können, damit sie den an sie gerichteten Ansprüchen gerecht werden können? Welche Kompetenzen benötigen angehende Lehrpersonen, um die Schülerinnen und Schüler auf deren Berufs- und Alltagsleben vorzubereiten?

Diese beiden Fragen standen denn auch im Mittelpunkt des Hochschultages der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) vom Freitag, 11. November 2022. «Nachfolgende Generationen brauchen bestmögliche Bildungsangebote, damit sie den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind», sagte Prof. Dr. Horst Biedermann, Rektor der PHSG, in seiner Begrüssung. «Die Aufgabe der Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist es, Lehrpersonen optimal auf ihre Berufsaufgabe vorzubereiten.» Dieses Ziel in einem pluralistischen, unbeständigen und mehrdeutigen Umfeld zu erreichen, verlange der Bildung Agilität, Innovation und stetige Weiterentwicklung ab. «Diese Voraussetzungen erfordern zunehmend das Durchbrechen bestehender Grenzen und das Auflösen starrer Strukturen», so Biedermann.

Stefan Kölliker, Bildungsdirektor und Präsident des Hochschulrates, sagte in seinem Grusswort, dass sich mit den Anforderungen der digitalen Transformation auch die Aufgaben der Lehrpersonen verändert hätten. «Für sie wird die Vermittlung der Fachkompetenzen und die Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenzen wichtiger», sagte er. Schulen, die dies bereits in den Vordergrund stellten, wüssten, dass es ein Umdenken in der Gestaltung der Lernumgebungen brauche. «Das soziale und aktive Lernen zu unterstützen, ist für Lehrkräfte herausfordernder, als Fachwissen zu vermitteln.» Die Lehrpersonenbildung an der PHSG soll deshalb weiterhin zeitgemäss und zukunftsgerichtet gestaltet sein. Kölliker ist zuversichtlich, dass Kinder und Jugendliche auch in Zukunft «das Richtige» lernen und gut auf die veränderten Bedürfnisse von Gesellschaft und Wirtschaft vorbereitet sind.

E-Learning-Tools für Sport und Fremdsprachen

Der PHSG ist es ein grosses Anliegen, die zukunftsträchtigen Kompetenzen angehender Lehrerinnen und Lehrer zu stärken. Diesem Anspruch will sie in enger Zusammenarbeit von Ausbildung, Forschung & Entwicklung, Weiterbildung und Dienstleistungen gerecht werden. Ein Beispiel hierfür ist das E-Learning-Tool bewegunglesen.ch, eine webbasierte, interaktive Übungsgelegenheit für Sportunterrichtende und Studierende. «Sie lernen dabei einerseits Fehler zu analysieren und Fertigkeiten zu verbessern. Andererseits können sie ihre Klassenführungs- und Feedbackkompetenz steigern», sagte Prof. lic. phil. Dominik Owassapian, Dozent für Bewegung, Sport und Biologie der PHSG. Von ihm stammen Idee und Konzept der Plattform. Bewegunglesen.ch wird an der Hochschule seit mehreren Jahren angewendet. Künftig soll im Kompetenzbereich Feedback auch «Virtual Reality» zum Einsatz kommen.

Beliebte elektronische Hilfsmittel im Fremdsprachenunterricht sind Übersetzungstools. Wie aber können Schülerinnen und Schüler diese zielführender nutzen? Diese Fragen haben sich auch Dr. Catherine Diederich, Raphaël Perrin und Sandrine Wild vom Institut Fachdidaktik Sprachen gestellt und das Projekt «Tools@Schools» lanciert. Dabei zeigen sie auf, wie Online-Übersetzungstools auf Sekundarstufe I besser in den Unterricht integriert werden können. «Wir haben Aufgaben mit konkreten Anwendungsmöglichkeiten entwickelt, um den Umgang mit den Übersetzungstools im Unterricht zu üben», sagte Catherine Diederich. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler seien sehr vielversprechend gewesen. Zurzeit wird ein weiteres Aufgabenset erarbeitet, wobei der Fokus auf die mündliche Produktion und die Nutzung des Tools auch ausserhalb des Klassenzimmers gelegt wird.

Die internationale Perspektive auf die «Lernfähigkeit als Bildungsziel» bot Prof. (HSG) Dr. Sascha Spoun, der seit 2006 die Leuphana Universität in Lüneburg leitet und auch als Gastprofessor für Universitätsmanagement an der Universität St.Gallen wirkt. «Die Lernfähigkeit zu fördern, ist nicht nur ein Bildungsziel. Sie sollte auch ein Ziel der Wissenschaften sein, denn auch sie sollten sich darin befördern, stets dazuzulernen», sagte er. Und hier könnten die Pädagogischen Hochschulen viel Wertvolles beitragen. Gerade auch, weil sie nicht dasselbe wissenschaftliche Verständnis hätten, wie die Universitäten.» Spoun ermutigte die Pädagogischen Hochschulen, ausgehend von den eigenen Stärken, Erfahrungen und Erkenntnissen, ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. «Nicht nur zum Wohle der Studierenden, sondern aller Hochschulen und der Wissenschaften.» Die Pädagogischen Hochschulen sollten den Mut haben, Leistungen und Innovationen hervorzubringen, von denen die gesamte Gesellschaft profitiere.

Ehre für Franziska Vogt

Am Hochschultag wird jeweils auch der Anerkennungspreis für die Förderung der St. Galler Lehrerinnen- und Lehrerbildung verliehen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an Prof. Dr. Franziska Vogt für ihr langjähriges Engagement zugunsten der PHSG. Vogt kam 2002 als Dozentin für Erziehungswissenschaften mit Forschungsauftrag an die damalige PH nach St.Gallen und war von 2003 bis 2007 als Prorektorin Weiterbildung auch Mitglied der Hochschulleitung. Danach widmete sie sich dem erfolgreichen Aufbau des Instituts Lehr- Lernforschung, und seit 2017 leitet sie auch das Zentrum Frühe Bildung. «Mit der Leidenschaft für die frühe Bildung hat sie sich ein unverwechselbares Profil geschaffen, dass sie zu einer gefragten Expertin macht», sagte Prof. Dr. Christian Brühwiler, Prorektor Forschung und Entwicklung, in seiner Laudatio. «In all den Tätigkeiten und Erfolgen wird deutlich, dass es Franziska Vogt immer darum geht, zukunftsgerichtete Lösungen für die Bildungspraxis zu finden und einen Mehrwert für die Menschen zu schaffen, vor allem für die jungen Kinder, aber auch bei der Nachwuchsförderung an der PHSG.»

Ebenfalls ausgezeichnet wurden Nadine Giovanoli, Corinne Mattle und Selina Duschletta. Die angehenden Lehrerinnen bekamen den Studierendenpreis für besondere Leistungen ausserhalb des Studiums. Sie hatten den Instagram-Account study.help.phsg entwickelt, der Studierende jeder Semesterstufe in den verschiedensten Fragen rund um das Studium unterstützt. Die PHSG sei ein komplexes Geflecht, sich darin zurecht zu finden für Studierende eine Herausforderung, sagte PHSG-Rektor Horst Biedermann. «Der Account erleichtert Studierenden den Einstieg ins und die Orientierung während des Studiums enorm.»

Musik und Austausch

Musikalisch umrahmt wurde der Hochschultag von einer Ad-hoc-Band der PHSG, die sich aus elf Dozierenden und Musik-Studierenden des neunten Semesters der Sekundarstufe I zusammensetzte. Die Moderation hatte Regula Elsener inne. Im Anschluss gab es einen Apéro riche, bei dem sich die Teilnehmenden bei einem Glas Wein und feinen Häppchen austauschen konnten.

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«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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