Am Donnerstag erfuhren die Golfplatzbetreiber der Schweiz, dass auch sie ihren Betrieb sofort einstellen müssen. Zugegeben: Die Golfsaison läuft noch nicht, die Massnahme ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht einschneidend. Dennoch trifft sie nicht auf viel Verständnis bei den Betroffenen.
Als der neue Lockdown verhängt wurde, wurden die Golfplatzbetreiber darüber informiert, dass sie ihre Driving Range, also den Übungsbereich, schliessen müssen. Dieser ist vielfach überdacht, und man ist sich gegenseitig näher als beim Spielen auf dem Platz. Auf den eigentlichen Golfbetrieb hatte das damals noch keinen Einfluss, es hiess, es werde noch geprüft, ob der Platz an sich auch betroffen sein werde. Und an den Weihnachtsfesttagen dachte wohl ohnehin niemand an Golf.
Inzwischen ist man in Bern zu einer Entscheidung gekommen. Ruedi Eberle vom Golfplatz Gonten sagt auf Anfrage: «Wir haben am Donnerstag von unserem Verband Swiss Golf die Information erhalten, dass nun der gesamte Spielbetrieb eingestellt werden muss.»
Im Fall von Gonten hat das keine unmittelbaren Auswirkungen. Der hoch gelegene Golfplatz wäre im Moment sowieso nicht bespielbar, die Saison beginnt hier in der Regel jeweils erst Anfang April. Auch andere trifft es aktuell nicht hart; Eberle schätzt, dass für etwa 80 Prozent der Golfplätze in der Schweiz ein Spielbetrieb derzeit nicht möglich wäre.
Aber im Unterschied zum Golfplatz Gonten könnten diverse andere Betriebe zumindest früher loslegen. «Im Februar hätten sicher einige geöffnet, andere Anfang März», so Eberle. Es ist also anzunehmen, dass in den nächsten vier Wochen, in denen der Lockdown anhält, dem einen oder anderen Golfplatz in tieferen Lagen ein Geschäft entgeht. Ganz zu schweigen davon, dass man noch nicht weiss, was die nächste Massnahmenrunde des Bundesrats bringt, eventuell dauert der Zustand noch länger an.
Aber auch als derzeit nicht direkt Betroffener gibt es für Ruedi Eberle, der auch Mitglied der Innerrhoder Standeskommission (Regierung) ist, einige ganz grundsätzliche Fragen. Verständnis für die - verspätet nachgereichte - Lockdownentscheidung für Golfplätze hat er nicht, sie sei «nicht nachvollziehbar.» In der Begründung des Bundesamts für Gesundheit heisse es, ein Golfplatz sei ein eingeschränktes Areal, das nicht vergleichbar sei beispielsweise mit Spazierwegen oder Langlaufloipen, wo mehr Freiraum herrsche. Es gelte, die Massierung von Leuten zu verhindern, daher treffe es nun auch den Golfsport.
Für den Kenner der Materie eine seltsame Begründung. Die Entscheidungsträger hätten offenbar «wenig Ahnung vom Ablauf auf einem Golfplatz», sagt Eberle. Hier gehe es um eine grosse Fläche, auf der sich einzelne Leute in grossem Abstand befinden. Vermutlich sogar mehr Abstand als auf beliebten Wanderwegen. Ganz zu schweigen davon, dass sich auf einem Golfplatz, der per Definition sehr weitläufig sein muss, kaum je zeitgleich ganze Heerscharen versammeln.
Im Vergleich zum nach wie vor erlaubten Skibetrieb, wo sich an bestimmten Tagen die Leute am Lift ballen, wie viele Bilder beweisen, dürfte ein Golfplatz derzeit jedenfalls eine sehr sichere Variante sein. Aufenthalt an der frischen Luft, Bewegung, am Abend einige Kilometer in den Beinen und weit weg von anderen Leuten: Das würde derzeit für Golf sprechen.
Aber nicht, wenn es nach Bern geht.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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