Samuel Böhni, Anja Hussong, Christoph Lanter mit Hund Queeny (Quelle: leaderdigital.ch)
Vermutlich haben wir den Punkt erreicht, an dem man nüchtern feststellen muss: Jetzt gibt es wirklich alles. Und das Finale kommt ausgerechnet aus der Ostschweiz. Die Rede ist von «Dog-Soda»: Wasser mit Geschmack für Hunde. Nun denn: Prost.
Keine Frage: Neugierig wird da fast jeder, zumindest unter den Hundebesitzern. Die zweite Reaktion dürfte aber von «Endlich!» bis zu «Grosser Gott, wie bitte?» reichen.
Der Thurgauer Unternehmer Christoph Lanter hatte ebenfalls eine Frage, und zwar: «Warum trinken Hunde eigentlich nur Wasser?» Darauf könnte man evolutionstheoretisch antworten: Der Hund war mal ein wildes Tier, und in der Natur kommen selten Cola-Pfützen vor. Oder natürlich auch einfach praktisch: Die Hunde scheinen bisher eigentlich recht zufrieden damit zu sein.
Lanter aber war eben nicht zufrieden angesichts solcher Antworten und beschloss, die Hundewelt zu bereichern. Er liess ein wasserlösliches Pulver durch eine auf Tiernahrung spezialisierte Firma entwickeln, wie er in einer Mitteilung beschreibt. Das Institut für Innovation, Design und Engineering der Ostschweizer Fachhochschule habe das so entstandene Pulver im Rahmen eines Forschungsprojekts mit einer grossen Zahl an Hunden getestet.
Mit dieser Studie im Rücken gründete Lanter zusammen mit Oliver Scheit, Anja Hussong und Samuel Böhni im Herbst 2020 die pet-soda AG. Diese sei weltweit die erste Firma, die «Hundegetränke in Pulverform vertreibt.» Seit Ende Februar 2021 wird das Produkt in der Schweiz, Deutschland und Österreich verkauft.
Nun aber die Frage: Was möchte so ein Hund denn eigentlich anderes als frisches Wasser? Es ist jedenfalls weder ein Schuss Vitamin C mit Orangengeschmack noch ein Koffeinboost mit einem Kaffeepulver. Sondern, und ja, es macht irgendwie Sinn, eine dieser drei Geschmacksrichtungen: Lachs, Rind und Leberwurst. Im Grunde nimmt der Hund also geschmacklich gesehen bei der Flüssigaufnahme dasselbe auf, was er im Futternapf erwartet.
Ob nun ein Marketinggag oder in der Tat verantwortungsvolles Handeln: Neben der Weltpremiere setzen die vier Sodapulverproduzenten auch beim Verkauf auf besondere Methoden. Dog-Soda kann man nämlich nicht einfach so mal schnell bestellen. Zuerst muss der Hund einen Test bestehen. Beziehungsweise nein, das Produkt muss ihn schaffen. Eine Bestellung ist erst möglich nach dem Bezug eines Probierpakets. Danach meldet man dann, dass Fifi total begeistert war, und der Weg zu 28 regulär erworbenen Tagesportionen ist frei. «So stellen wir sicher, dass keine Produkte verschwendet werden - ganz im Sinne der Nachhaltigkeit», wird Anja Hussong zitiert.
Denn in der Tat: Schmeckt Bello der erste Versuch nicht, sitzt man danach auf 27 weiteren Portionen Rindswasser, und die lassen sich schlecht anderweitig verwerten. Man müsse gelegentlich, schreiben die Erfinder, dem Hund etwas Zeit geben, bis er sich an den Geschmack gewöhnt hat.
Klappt es, winken weitere Vorteile. Das Dog-Soda basiert auf einer Algenart, die gut fürs Immunsystem (ein aktuelles Thema) sowie für Knochen, Fell und Herz sei. Auch eine spontane Gewichtszunahme ist nicht zu befürchten, das «Getränk» sei kalorienarm. Und zuguterletzt können sich Fans des Produkts später auf einer noch in Entstehung befindlichen Webseite über ihre persönlichen Erfahrungen austauschen.
Wirds ein Welthit oder ein Ausstellungsobjekt im Museum der Kuriositäten? Und was, wenn es beim Hund nicht einschlägt, aber die Kinder zum Abendessen auf ein Glas Lachssoda bestehen? Wir werden es mit Spannung beobachten.
Samuel Böhni, Anja Hussong, Christoph Lanter mit Hund Queeny (Quelle: leaderdigital.ch)
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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