Martin Blay arbeitet nebst seiner Tätigkeit als orthopädischer Chirurg als Mannschaftsarzt des HC Thurgau. Welche Verbindung er zum Eishockey hat, und ob ihn auch andere Sportarten reizen, sagt er im Gespräch mit «Die Ostschweiz»-Redaktorin Manuela Bruhin.
Martin Blay, welche Beziehung haben Sie persönlich zum Eishockey?
Ich selbst habe nie Eishockey gespielt – ich komme vom Volleyball – finde aber den Sport schon von jeher unglaublich faszinierend. Es gibt viel Energie und Dynamik, es ist immer alles in Bewegung, der Teamgeist ist spürbar. Und das jetzt live unten an der Bande erleben zu können, ist schon einmalig.
Der HC Thurgau (HCT) durchlebte kurz vor Saisonstart turbulente Zeiten. Wie viel lassen Sie als Mannschaftsarzt an sich heran?
Wir kümmern uns um die medizinischen Belange, soweit wir können. Andere Schwierigkeiten und Probleme lassen wir nicht an uns heran. Dafür sind wir mit unserem täglichen Geschäft in der Orthopädie am See zu sehr ausgelastet.
Welche Aufgaben übernehmen Sie als Mannschaftsarzt?
Als Club- oder Mannschaftsarzt leisten wir zum einen die medizinischen Services, die von Seiten des Schweizer Eishockeyverbandes vorgeschrieben sind. Dies sind die jährlichen sportmedizinischen Untersuchungen aller Spieler sowie die Anwesenheit bei den Heimspielen der Swiss-League-Mannschaft. Dabei kümmern wir uns um Blessuren des HCT und der Gastmannschaft und stellen mit dem Sicherheitsdienst den Service für alle in der Halle befindlichen Personen.
Was tun Sie, wenn sich ein Spieler verletzt?
Für akute sportmedizinische und orthopädische Probleme versuchen wir, den Profis sehr zeitnahe Termine anzubieten und die notwendigen Abklärungen zu organisieren, wie beispielsweise Röntgen- und MRI-Untersuchungen oder beim Gehirnerschütterungszentrum in Zürich. Darüber hinaus kümmern wir uns um alle sportmedizinischen und orthopädischen Probleme insbesondere der Profimannschaft und auch der Nachwuchsspieler:innen, wenn es von den Spieler:innen oder den Coaches gewünscht wird.
Mit wem arbeiten Sie zusammen?
Eine enge Zusammenarbeit ist mit dem Physiotherapeuten, der Masseurin und dem Off-Ice-Coach notwendig. Zusammen versuchen wir, bei Verletzungen den Spieler wieder möglichst rasch zurück ins Spiel zu bringen. Sollte das nicht möglich sein, benötigen die Verantwortlichen Angaben über die geschätzte Ausfallszeit. Gegebenenfalls muss ja für Ersatz gesorgt werden.
Sie sind beruflich sehr eingebunden, freie Zeit dürfte bei Ihnen rar sein. Weshalb ist es Ihnen dennoch wichtig, dem HC Thurgau anzugehören?
Das ist richtig. Freie Zeit als solche gibt es eigentlich nicht. In der Regel wird diese Zeit beim HCT von der Zeit mit der Familie abgezweigt. Warum machen wir es trotzdem? Wir sehen es als wichtig an, dass die Thurgauer Profimannschaften auch von Thurgauer Profis betreut werden. Insofern kommen wir dieser Anforderung gerne nach.
Eishockey ist ein kleinerer Publikumsmagnet, als es beispielsweise beim Fuss ball der Fall ist. Würde Sie eine andere Sportart reizen?
Hier würde mich insbesondere das Volleyball reizen. Auch dort sind wir als Sportmediziner und Orthopäden involviert und kümmern uns auf Anfrage um die Profis von Volley Amriswil.
Die Gesundheit und Fitness haben heute einen ganz anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren. Wie nehmen Sie das wahr? Wie fit sind die Spieler? Oder müssen sie für eine gesunde Lebensweise eher motiviert werden?
Ich war anfangs sehr überrascht, wie gut nahezu alle Spieler des HCT austrainiert sind. Für einen solch intensiven Sport ist ein sehr guter Trainingszustand aber auch dringende Voraussetzung.
Das haben die Spieler in der Regel sehr, sehr gut verstanden und sind höchst motiviert. Teil-weise muss man eher bremsend einwirken, wenn Überlastungssymptome auftreten und geflissentlich ignoriert werden.
Mit welchen «Verschleisskrankheiten» haben die Spieler oftmals zu tun?
Die Hüftgelenke sind beim Eishockey schon sehr belastet. Insbesondere die hohe Belastung bereits in der Jugend führt zu anatomischen Situationen mit Einklemmungserscheinungen der Hüftgelenke.
Die ständige Position in Kniebeugung belastet auch am Knie die verschiedenen Strukturen. Einschläge des Pucks an Füsse, aber auch Hände führen immer wieder zu Brüchen, zumindest aber zu schmerzhaften Prellungen. Schultern und Ellenbogen stehen eher etwas im Hinter-rund. Die Gehirnerschütterungen sind eine sehr ernstzunehmende Problematik. Hier wird auch von Seiten der Trainer, des Verbandes und der Schiedsrichter sehr konsequent daran gearbeitet, hinsichtlich des Schutzes der Spieler Verbesserungen zu erreichen. Dies bedeutet insbesondere eine faire Spielweise.
Sie haben den ganzen Tag mit Gesundheit zu tun. Wie schalten Sie nach Feierabend ab? Eher mit sportlicher Aktivität oder ruhig auf der Couch?
Wenn Zeit bleibt, bin ich gerne selbst aktiv sportlich, was aber unter der Woche kaum gelingt. Wenn keine Zeit ist, dann bevorzuge ich die Couch.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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