SVP-Nationalrat David Zuberbühler muss um seine Wiederwahl bangen. Unter anderem tritt auch die FDP mit einem Kandidaten an. Unternehmer Matthias Tischhauser sagt im Gespräch, was ihn vom «Bisherigen» unterscheidet. Unter anderem setze er sich für eine weltoffene Schweiz ein.
Matthias Tischhauser, wie tief sitzt bei der FDP der Stachel, dass man es 2015 nicht geschafft hat, den einzigen Nationalratssitz im Kanton zu gewinnen?
Die Vergangenheit kann nicht verändert werden, ich schaue in die Zukunft. Ich trete an, um der Bevölkerung eine Alternative für ihre einzige Vertretung im Nationalrat anzubieten. Eine funktionierende Demokratie lebt davon, dass sich fähige Kandidatinnen und Kandidaten einem Wahlkampf stellen.
Sie treten nun gegen David Zuberbühler von der SVP an. Er sitzt seit knapp acht Jahren in der grossen Kammer. Wie beurteilen Sie seinen Leistungsausweis?
Es liegt nicht an mir, ihm einen Leistungsausweis auszustellen. Klar ist, wir sind in vielen wichtigen Themen völlig anderer Meinung. Als Unternehmer setze ich beispielsweise auf gute Beziehungen zur EU. Oder etwa die Klima-, Umwelt- und Energiepolitik: Hier setze ich auf Lösungen, die nachhaltig auch auf die kommenden Generationen ausgerichtet sind und auch unseren Wirtschafts- und Forschungsstandort stärken. Da unterscheiden wir uns.
Konkret: Was erhalten die Wählerinnen und Wähler durch Sie, was sie aktuell nicht haben?
Der Unterschied liegt in der Sache: Ich trete für das Klimaschutzgesetz ein, David Zuberbühler ist dagegen. Ich war für die Ehe für alle, er wollte am klassischen Familienbild festhalten. Ich bin der Meinung, dass die EU für uns ein wichtiger Partner ist, David Zuberbühler sieht dies anders. Ich kandidiere, weil Appenzell Ausserrhoden für den einzigen Sitz im Nationalrat jemanden in Bern verdient, der die politische Meinungsvielfalt und das gesellschaftliche Spektrum der Menschen im Kanton möglichst breit abdeckt. Meine Ziele sind über die Partei- und Sprachgrenzen hinweg erfolgreich Kompromisse auszuhandeln und Akzente zu setzen. Erfolgreiche Parlamentsarbeit verlangt nach Engagement, Dossier-Kompetenz, Durchsetzungsvermögen und einer guten Vernetzung. Gemeinsam nach Lösungen zu suchen und sie zu finden – darin bin ich stark.
In welchen Bereichen würden Sie als Erstes die Hebel ansetzen?
Es wäre vermessen, zu glauben, alleine den Hebel ansetzen zu können. Aber, ich möchte ein Auslöser sein, Themen anstossen und durch die aktive Arbeit in den Kommissionen und über die Parteigrenzen hinaus mehrheitsfähige Lösungen finden. Thematisch will ich meine bisherige, erfolgreiche politische Arbeit fortsetzen. Ich setze mich für eine nachhaltige Klima-, Umwelt- und Energiepolitik sowie für einen starken Wirtschaftsstandort und sichere Arbeitsplätze ein. Sicherheit in Bezug auf Sozialwerke, Landessicherheit, Gesundheit und Lebenskosten sind mir ein grosses Anliegen. Schliesslich bin ich überzeugt davon, dass eine weltoffene, international vernetzte und solidarische Schweiz die Grundlage dafür ist, all dies zu ermöglichen.
Auch die Mitte stellt eine Kandidatin. Es kommt also zu einem «echten» Wahlkampf. Wie werden Sie Ihren bis zum Herbst gestalten?
Lassen Sie sich überraschen, es dauert immer noch fast 5 Monate bis zum Wahlsonntag.
Die FDP Ausserrhoden ist mit Andrea Caroni bereits im Ständerat vertreten. Seine Wiederwahl ist praktisch gesichert. Das könnte sich für Sie negativ auswirken. Wie argumentieren Sie, dass es zwei Vertreter der gleichen Partei «verträgt»?
Da wir nur einen Sitz haben, ist es de facto eine Majorzwahl, und das sind Persönlichkeitswahlen; bei uns im Kanton noch mehr als anderswo. Die Parteizugehörigkeit ist deshalb zweitrangig. Umso wichtiger ist es, dass der Kanton Appenzell Ausserrhoden durch jemanden vertreten wird, der das Spektrum der Meinungsvielfalt aus der Bevölkerung möglichst breit abdeckt, Allianzen schmieden und mehrheitsfähige Kompromisse ausarbeiten kann.
Es heisst immer wieder, in Bern fehle es an Unternehmerpersönlichkeiten. Dies nicht zuletzt, weil vielen Unternehmerinnen und Unternehmern die Zeit für die Politik fehlt. Sie führen die Firma «Tisca». Wie würde sich ein Nationalratsmandat mit dieser Beschäftigung vereinbaren lassen?
Diese Frage haben wir natürlich in unserem Unternehmen diskutiert, da ich sehr stark operativ ins Tagesgeschäft eingespannt bin. Am Schluss ist es eine Frage der Organisation und da hilft es sehr, dass meine Brüder und ich das Unternehmen gemeinsam führen. Es gibt im Nationalrat viele gute Beispiele dafür, dass es möglich ist, zwei so verantwortungsvollen Aufgaben zu meistern. Mir ist es wichtig, den Draht zu meiner Basis zu halten, um so zu spüren, was die Menschen in unserem Kanton beschäftigt.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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