Keine Geringere als Taylor Swift machte der aufstrebenden Schweizer Rockmusikerin Seraina Telli einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Der Ehrgeiz der 33-Jährigen wurde damit nur noch mehr befeuert. Nun kommt ihr zweites Album und in St.Gallen steht ein Konzert an.
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Im Oktober des vergangenen Jahres veröffentliche Seraina Telli ihr Debütalbum «Simple Talk» und stürmte damit sogleich auf den zweiten Platz der Schweizer Album-Charts.
Was andere Musikerinnen und Musiker mit einer ordentlichen Party feiern würde, war für die Rocksängerin mit den grünen Haaren ein Schlag in die Magengrube.
Statt sich über die Platzierung zu freuen, ärgerte sie sich über den Umstand, dass ihr von Weltstar Taylor Swift der Spitzenplatz weggeschnappt wurde.
An weiteren Zielen fehlt es Seraina Telli aber auch nachher nicht. Sie möchte die grossen Stadien füllen, möchte ganz nach oben. Und man traut ihr das zu.
Es zeigt, wie ehrgeizig Seraina Telli unterwegs ist, welche ambitionierten Ziele sie verfolgt und dass sie sich nicht mit Brosamen zufriedengeben will – nicht als Musikerin und schon gar nicht als Frau.
Obwohl «Seraina Telli» auch der Bandname ist, komme es immer wieder vor, dass sie von Personen gar nicht wahrgenommen werde – oder nur als «Beigemüse».
«Es ist schon passiert, dass man meinen grossgewachsenen Schlagzeuger für den Bandleader hielt – einfach weil er ein Mann ist», sagt Telli.
Das sei wohl keinesfalls bösartig gemeint, zeige aber auf, wie die Gesellschaft noch immer ticke. Und das müsse sich ändern. Dass es zudem vorkomme, dass sie in Line-ups mit 30 Bands letztlich die einzige Frau auf der Bühne sei, helfe auch nicht wirklich, die Situation zu verbessern.
«In-Your-Face-Rock»
So direkt wie Seraina Telli spricht, so direkt ist auch ihre Musik.
Sie nennt ihre Art «In-Your-Face-Rock». Und die kommt – wie auch die Hitparadenplatzierung zeigt – an. Doch auch hier sieht die junge Sängerin noch enormes Steigerungspotenzial.
Denn Rock geniesse in der Schweizer Musikszene leider nicht den gleichen Stellenwert wie andere Genres. «Da kennt man bedauerlicherweise nach wie vor in erster Linie die älteren Bands und bekommt kaum etwas von den zahlreichen Newcomerinnen und Newcomer zu hören.» Auch hier fände sie mehr Diversität – auch in den Radiosendern – wünschenswert.
Es gilt die Jodler zu verdrängen
Gut möglich, dass sie mit ihrem zweiten Album, das den Namen «Addicted To Color» trägt, die Aufmerksamkeit auf die Schweizer Rock- und Metal-Szene lenken kann. Erscheinen wird es am 25. August.
Und klar: Telli hat erneut Platz 1 im Visier. «Verhindern könnte das dieses Mal eine Schweizer Jodlertruppe, deren Namen ich aber nicht nennen will», wirft sie ein. Klar werde sie nun aber all ihre Energie dafür einsetzen, dass sie nicht erneut verdrängt werde.
An weiteren Zielen fehlt es Seraina Telli aber auch nachher nicht. Sie möchte die grossen Stadien füllen, möchte ganz nach oben. Und man traut ihr das zu.
Bis dahin kann man sie noch im intimeren Rahmen erleben – etwa am 30. September in der Grabenhalle in St.Gallen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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