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Fachbeitrag

Mit richtiger Stellenplanung künstliche Intelligenz besser nutzen

Der Hype um ChatGPT, Google Bard & Co. hat den Diskussionen um künstliche Intelligenz (KI) im beruflichen Alltag neuen Auftrieb und Enthusiasmus verliehen.

Roger Nellen am 12. Juni 2023

Ängsten um die Verdrängung des Menschen oder um Jobvernichtung durch Automatisierung stehen Chancen zum Beispiel auf die Entlastung von Routinetätigkeiten gegenüber. Doch tatsächlich ist einiges zu beachten, um die Entwicklungen rund um das Thema KI erfolgreich zu nutzen. Dabei geht es nicht nur um verantwortungsvollen Einsatz von KI. Die Arbeit beginnt bereits mit der richtigen Stellenplanung und -gestaltung.

Dass aktuell grosser Handlungsbedarf besteht, zeigt die Situation in den Unternehmen. Viele Mitarbeiter fühlen sich überlastet. Das bestätigte jüngst der Work Trend Index 2023 von Microsoft. Demnach haben 59 Prozent der Schweizer Angestellten angesichts des zunehmenden Arbeitstempos und der Informationsflut Schwierigkeiten, genügend Zeit und Energie für ihre Arbeit aufzubringen. 69 Prozent gaben an, während ihres Arbeitstages nicht genügend Ressourcen zu haben, um sich ungestört zu konzentrieren. Das bedeute, dass weniger Zeit für tiefgreifende Überlegungen, Kreativität und Zusammenarbeit bleibe. Die digitale Last koste Innovation. Insgesamt äusserten sich 58 Prozent der Führungskräfte besorgt darüber.

KI von der Stange genügt nicht

In Anbetracht dessen erstaunt es nicht, dass 65 Prozent so viel Arbeit wie möglich an künstliche Intelligenz delegieren würden, um ihre Belastung zu verringern und die positive Sichtweise die Angst vor Jobverlust beziehungsweise Pläne zum Stellenabbau deutlich überwiegt. Hoffnungen liegen vor allem auf Produktivitätssteigerung, Automatisierung von Aufgaben, Verbesserung des Wohlbefindens der Mitarbeiter und die Möglichkeit, dass die Fachkräfte sich auf Wichtiges konzentrieren können. Oft werden auch Unterstützung bei Entscheidungsfindung durch das Analysieren riesiger Datenmengen oder das Schaffen neuer Arbeitsfelder genannt. Auf dem Weg zu diesen höchst ehrgeizigen Zielen ist es jedoch zu kurz gegriffen, ein Tool nach dem anderen direkt „von der Stange“ einzuführen und die Mitarbeiter damit zu konfrontieren.

Wie die Microsoft-Studie ebenfalls angibt, benötigen die Mitarbeiter neue Qualifikationen, was sich bereits jetzt in den Stellenausschreibungen zeige. Dass 58 Prozent der Arbeitnehmer angaben, derzeit nicht über die richtigen Fähigkeiten zu verfügen, ist eine wertvolle Erkenntnis, wenn auch noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn: „KI wird zu einem völlig neuen Interaktionsmodell zwischen Menschen und Computern führen“. Schon bald werde die Arbeit nicht mehr dieselbe sein. Diese Feststellung im Work Trend Index impliziert die Notwendigkeit eines bisher nicht da gewesenen Wandels. Dieser bricht radikal mit nahezu allen bisherigen Vorstellungen.

Führungskräfte müssen langfristig denken

Wer komplexe Technologien integrieren möchte, die wirklichen Mehrwert bieten, benötigt allem voran ein tiefes Verständnis der Geschäftsanforderungen. Es geht um strategische Fähigkeiten, darum, Veränderungsprozesse zu bewältigen, die Anpassungsfähigkeit zu verbessern, interdisziplinär zusammenzuarbeiten und mit Widerständen konstruktiv umzugehen – Herausforderungen insbesondere für Führungskräfte. Deren Bewältigung muss darüber hinaus geplant werden, nicht von heute auf morgen, sondern langfristig. Das betrifft auch die Stellengestaltung.

Denn viele Aufgaben verändern sich grundlegend. Jobs, die heute noch modern klingen, können morgen schon passé sein. Das betrifft auch Akademikerberufe wie die von Analysten und Juristen. Sogar der CEO kann sich seiner Stelle nicht sicher sein, wie das Beispiel des chinesischen Unternehmens NetDragon Websoft belegt, das eine künstliche Intelligenz zur Firmenchefin ernannte. Die Marktforscher von Gartner raten, sich auf Maschinenkunden vorzubereiten. Legal Officers etwa sollten sich mit Definitionen befassen und damit beginnen, risikogesteuerte Möglichkeiten für das kommerzielle Engagement des Unternehmens festzulegen, CIOs den Aufbau von Plattformen und Marketing Officers neu definieren, was ein Kunde ist und wie man die Bedürfnisse von Maschinenkunden versteht.

Unabhängig davon, ob dies als gut oder schlecht bewertet wird, gilt: Nur wer die Entwicklungen verfolgt, weiss, wohin er will und wie er dies erreicht, kann finden, was er benötigt. Oder anders formuliert: Um auch künftig das Know-how sichern zu können, welches das Unternehmen am besten voranbringt, ist heutiges Handeln unabdingbar.

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Autor/in
Roger Nellen

Roger Nellen ist Inhaber und Geschäftsführer der Nellen & Partner AG.

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