logo

Marula Eugster

Nach der Rebellion kam die Einsicht

Mit der «Sanddorn-Balance» wurde sie weltberühmt. Nun will Marula Eugster mit ihrem neuen Kunst- und Tanzprogramm «Sospiri» an die Erfolge anknüpfen – aber auch wieder intimere Momente mit dem Publikum in der Ostschweiz feiern.

Manuela Bruhin am 28. September 2020

Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine ergänzende Information zu einem im Printmagazin «Die Ostschweiz» publizierten Artikel. Das Magazin kann hier im Jahresabo (6 Ausgaben) für 69 Franken bestellt werden.

Welche Bestimmung habe ich in meinem Leben? Wo ist mein Platz auf der Welt? Diese literarischen und tiefgründigen Fragen stellt das neue Programm «Sospiri» von Marula Eugster Rigolo an die Zuschauer, die Mitwirkenden – und nicht zuletzt an sich selbst. Wobei: Ihren Platz hat die 29-jährige Ostschweizerin gefunden: auf der Bühne, im Rampenlicht. Dies zumindest in beruflichen Belangen. Privat ist sie eine eher zurückhaltende Person. «Natürlich gab es auch bei mir eine Phase der Rebellion», sagt sie lachend. In etwa dann, als sie sich in ihrer Jugendzeit überlegte, eben nicht den künstlerischen Weg einzuschlagen, der im Hinblick auf ihre Eltern, den Gründern des damaligen Tanztheaters Rigolo, eigentlich auf der Hand lag. «Ich überlegte mir damals, Kindergärtnerin zu werden», erinnert sich Marula Eugster zurück. Als sie jedoch für ihre Abschlussarbeit auf der Bühne ein Stück vorführte, kam mit ihm auch das «Aha-Erlebnis». «Das war für mich ein Schlüsselmoment, der mir aufzeigte, was ich wirklich machen will.» Es sei nach wie vor einfach magisch, etwas monate- oder gar jahrelang vorzubereiten, und dann auf der Bühne zu stehen und die Reaktionen der Zuschauer zu spüren.

Unterstützung der Eltern

Sport war schon immer die grosse Leidenschaft von Marula Eugster. Seit Klein auf erhielt sie Tanzunterricht. Die Leidenschaft teilt sie mit ihrer ältesten Schwester Lara, während die mittlere der drei Geschwister, Nuria, General Management studierte. Somit sind die Bereiche der zweiten Generation des Tanztheaters auch klar geregelt. Aber auch die Eltern sind nach wie vor mit tatkräftiger Unterstützung mit dabei. «Wir fragen fast täglich nach diversen Tipps oder Ratschlägen, weil sie eben so unglaublich viel Erfahrung haben», so Marula Eugster. Die Arbeit innerhalb der Familie verlaufe grösstenteils sehr harmonisch – eben auch deshalb, weil die Aufgabengebiete klar aufgeteilt sind.

Grosse Erwartungshaltung

Ein Highlight gelang Rigolo mit dem Programm «Sanddorn-Balance». Zum ersten Mal aufgeführt wurde es bereits 1997, doch noch heute hat die Darbietung viele Anhänger. 16 Jahre lang zeigte Vater Mädir Rigolo selbst das äusserst fragile Riesenmobile, bestehend aus 13 Palmblatt-Rispen und einer Feder. Als «Meister der übermenschlichen Fähigkeiten» wurde er dafür in Japan betitelt. Die Sanddorn-Balance war in Amerika, Asien, Australien und Europa zu sehen. Die Fussstapfen, in die Marula Eugster trat, waren demnach riesig. Doch die jüngste Tochter schaffte damit den Sprung in die Hauptrolle von Wings, dem anschliessenden Programm. Auch damit wurden internationale Erfolge gefeiert,

Marula Eugster

Marula Eugster

Getroffen von der Krise

Nun steht mit «Sospiri» das neue Programm in den Startlöchern. Und damit ist auch ein gewisser Erwartungsdruck spürbar, den Marula Eugster nicht von der Hand weisen kann. «Ich nehme es als Ansporn», sagt sie schlicht. Mit dem neuen Stück erhalte sie aber auch die Möglichkeit, wieder etwas intimer und kleiner zu werden. «Das entspricht meinem Naturell sehr. Auch ich schaue mir sehr gerne kleinere Darbietungen an», sagt sie. Damit habe man nun ganz andere Chancen. «Mit ‘Wings’ brauchten wir sehr viel Platz. Jetzt hingegen ist es möglich, in einem Zelt oder auch einem kleineren Theater aufzutreten.» Über ein Jahr lang tüftelte sie an den Nummern, entwickelte sie, passte sie an. Um dann, kurz vor Schluss, aufgrund der Corona-Pandemie noch einmal richtig zu zittern. «Das hat uns natürlich getroffen, als von heute am Morgen alle Auftritte und Buchungen abgesagt werden mussten», so Marula Eugster. Es stand in den Sternen, ob die Premiere im September überhaupt stattfinden konnte. «Wir waren einfach mutig und haben weitertrainiert. Das hat sich jetzt ausbezahlt.» Man merke ganz fest, dass die Leute wieder grosse Lust auf Kunst verspüren. Die Nachfrage sei da. Als freischaffender Künstler sei sie sich gewohnt, dass jeder Tag neu sei, einen geregelten Alltag gebe es kaum. «Das wäre aber auch nichts für mich», betont Marula Eugster.

Marula Eugster

Nur ein Gedanke

Auch, wenn der Konkurrenzdruck gross sei, habe sie ein super Team im Rücken, welches sich gegenseitig unterstütze und, wenn nötig, wieder aufbaue. «Ich bin niemand, der lange den Kopf in den Sand steckt», fasst es Marula Eugster zusammen. Auch die Fangemeinde von Rigolo sei über die vielen Jahre gross geworden. Ob es ihnen gelinge, an die Erfolge anzuknüpfen, werde sich zeigen. «Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass wir mit ‘Sospiri’ auf Tournee gehen.» Was danach folge, könne sie noch nicht sagen. Zu fest sei sie derzeit mit ihrem neuen Programm, den Tänzen, Darbietungen und Nummern beschäftigt. «Es ist für mich schwierig, eine Grenze zu ziehen und die Gedanken abzustellen. Es ist halt einfach meine Bestimmung.» Und das ist wohl das beste Omen, das sich «Sospiri» wünschen kann.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.