Das haben sie nicht kommen sehen: Weil der langjährige Standortleiter das «Perron f» in Wil verlässt, ziehen sich die Betreiber vom Standort zurück. Man hätte sich ein anderes Vorgehen gewünscht. Darauf reagiert die Stadt verständnisvoll.
Einige Tage nach der Bekanntgabe, dass das «Perron f» in Wil seine Türen bald schliesst, glätten sich die Wogen zwischen der Stadt und den Betreibern nach und nach. Denn: Der Rückzug von Wil passiert nicht freiwillig, sondern ist vielmehr eine Konsequenz des plötzlichen Abgangs des langjährigen Standortleiters. «Wir hätten eigentlich andere Pläne gehabt», sagt Betreiber Florian Reiser im Gespräch. Die acht Jahre in Wil seien erfolgreich gewesen – man hätte deshalb gerne so weitergemacht.
Gespräch fand statt
Es sollte jedoch anders kommen. Per Ende Juli kehrt der langjährige Standortleiter dem «Perron f» den Rücken und übernimmt den Hof zu Wil. Die Inhaber der Focacceria AG, die im «Perron f» als Betreiber fungieren, wurden weder vom Standortleiter noch von der Stadt Wil als Vermieterin in die Pläne involviert. Als «Schuss ins Knie» bezeichnete Florian Reiser das Vorgehen, man habe das Vertrauen und die Zuversicht in den Standort Wil verloren.
Vollstes Verständnis für die schwierige Situation hat Stadtpräsident Hans Mäder. «Dass die Betreiber des «Perron f» den Vertrag gekündigt haben, bedaure ich sehr», sagt er. Er verteidigt jedoch die Vorgehensweise: Die Suche nach dem neuen Betreiber des Restaurants Hof zu Wil war Aufgabe der Stiftung Hof zu Wil. Die Stadt Wil sei hingegen Vermieterin des Lokals im Stadtsaal. «Die Stadt war in die Suche nach dem neuen Betreiber des Restaurants im Hof nicht involviert und konnte deshalb auch nicht darüber informieren.»
Kein böses Blut
Dass das Lokal schliesst und die Räumlichkeiten vielleicht leer stehen könnten – dies dürfte auch nicht im Sinne der Stadt Wil sein. Hätte das mit einer geeigneten Kommunikation verhindert werden können? Mittlerweile haben sich die Stadt und die Betreiber des «Perron f» zu einer Aussprache getroffen. «Das Gespräch war konstruktiv. Beide Seiten haben dabei Verständnis gezeigt für die jeweiligen Positionen. Wir wollen nun vorwärtsschauen», so Mäder.
Dies bestätigt auch Florian Reiser. Man wolle kein böses Blut – weder mit der Stadt noch mit dem jetzigen Standortleiter. Kündigungen mussten glücklicherweise keine ausgesprochen werden. «Grundsätzlich verstehe ich die Schwierigkeit im Auswahlverfahren – es ist nicht einfach, gute Angestellte zu finden. Für uns ist es anders als erwartet gelaufen.»
Der Fachkräftemangel jedoch mache sich wie überall auch in der Branche bemerkbar, und man könne nicht von heute auf morgen einen Plan B zücken. Reiser: «Natürlich haben wir geprüft, ob jemand innerhalb des Teams den Job übernehmen möchte. Das war leider nicht der Fall.»
Gehört dazu
Die Kundschaft hätte die Pläne mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Auch wenn es mit dem «Perron f» bald zu Ende geht: Motiviert sei man bis zum Schluss. «Wir geben auf jeden Fall Gas», fasst es Reiser zusammen. Voraussichtlich ist das «Perron f» noch bis vor den Sommerferien geöffnet. Dann möchte sich das Team wieder auf die Standorte in St.Gallen konzentrieren. «Das Leben ist wie eine Handorgel – ist sie stets offen, ergibt sich daraus keine schöne Musik», so Reiser. Er sei mittlerweile seit über 20 Jahren in der Gastrobranche unterwegs, Rückschläge gehören dazu. «Wir haben es bisher immer geschafft, uns an die neuen Gegebenheiten anzupassen – und so wird es auch in diesem Fall sein.»
Die Räumlichkeiten des «Perron f» werden im Rahmen der sowieso geplanten Ausschreibung des Betriebs und des Caterings des Stadtsaals ausgeschrieben. Die Liegenschaft am Bahnhofplatz 6 ist per 1. Januar 2025 oder nach Vereinbarung verfügbar.
(Bild: pd)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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