Er konnte nicht mehr aufstehen oder gar flüchten: Im Taminatal musste am Wochenende ein Wolf von seinem Leiden erlöst werden. Da die Tiere den Siedlungen immer näher kommen: Müssen sich Besitzer Sorgen über ihre Haustiere machen?
Am Sonntag ging ein Anruf einer Einwohnerin im Sarganserland bei der Kantonspolizei ein. In ihrem Garten befinde sich ein Wolf. Ein Wildhüter wurde in der Folge aufgeboten. «Schnell stand fest, dass der Wolf sehr krank war», sagt Simon Meier vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen. «Er konnte weder flüchten noch aufstehen, war abgemagert und offensichtlich nicht mehr überlebensfähig. Er musste deshalb noch vor Ort von seinem Leiden erlöst werden.» Da er verschiedene Krankheitsanzeichen aufwies, war klar, dass das Tier nicht etwa verletzt, sondern an einer schwerwiegenden Krankheit leidet.
Dass Wölfe immer näher an die Siedlungen herankommen, ist längst bekannt. Müssen sich Besitzer von Haustieren nun über mögliche ansteckende Krankheiten Sorgen machen? Zwar gilt die Schweiz als tollwutfrei. Dennoch gibt es daneben noch andere Krankheiten, die von Wildtieren übertragen werden können. Laut Meier gibt es derzeit jedoch keinen Grund zur Beunruhigung. «Noch ist nicht geklärt, an welcher Krankheit der Wolf überhaupt litt. Zudem können auch beispielsweise Rüchse Räude oder Staupe übertragen.»
Das Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit der Universität Bern untersucht nun die genauen Krankheitsursachen. Zudem wird abgeklärt, um welchen Wolf es sich gehandelt hat. Bisher ist lediglich klar, dass es ein Rüde war. «Wir wussten, dass sich im Taminatal Wölfe aufhalten. Die genetischen Analysen werden aufzeigen, um welches Rudel es sich handelt oder ob es ein Einzeltier war», sagt Meier. Es wird damit gerechnet, dass das Ergebnis in einigen Wochen vorliegen müsste. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt sei aber klar, dass die besagte Einwohnerin vorbildlich reagiert habe. Meier: «In einem solchen Fall ist es korrekt, die Polizei oder den zuständigen Wildhüter über die Sichtung oder den Fund eines Tieres zu informieren.»
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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