Er hat in fast 20 Ländern auf fünf Kontinenten gelebt und gearbeitet, heute zieht in nichts mehr aus dem St.Galler Rheintal weg: den Politiker Roland Rino Büchel. Auch wenn vieles gut laufe, müsse man sich ständig verbessern, betont er im Interview. Inhalt sei nun mal wichtiger als die Fassade.
Wenn Sie das St.Galler Rheintal mit drei Stichworten beschreiben müssten, welche wären das?
Als erstes fällt mir ein, dass die Rheintaler bescheidene und fleissige Menschen sind. Auch dank der über 800 Vereine ist der Zusammenhalt gross. Und nicht zuletzt gibt es in der Region viele gute, innovative und anständige Arbeitgeber, die Arbeit in einmaliger Umgebung anbieten.
Corona-Krise, Krieg, Fachkräftemangel – es sind und waren keine einfachen Zeiten. Was hat das Rheintal in der Vergangenheit gut gemeistert?
Das Rheintal hat sich über Jahrzehnte hervorragend entwickelt. Die Menschen hatten harte Proben zu bestehen, um das Tal dorthin zu bringen, wo es heute steht. Weil die Leute im Rheintal nicht zu allem «Ja und Amen» sagen, wurden hier während der Corona-Krise weniger Fehler gemacht als andernorts.
Wo hingegen gibt es noch Potenzial nach oben?
Überall. Wir müssen uns immer verbessern. Das Rheintal hat sich vom Armenhaus der Schweiz hin zum High-Tech-Valley entwickelt, weil die Menschen sowohl fleissig als auch lernbereit sind. Und weil sie selbständig denken können. Daran müssen wir festhalten.
Wie zufrieden – oder eben nicht – sind Sie mit dem Ruf und Wahrnehmung des Rheintals gegen aussen?
Wir müssen die Dinge richtig tun. Der «Ruf» interessiert mich mässig. Es bringt wenig, wenn wir nach Anerkennung hecheln wie ein Hund nach einem Leckerli. Inhalt ist wichtiger als Fassade. Wer Qualität bietet, setzt sich auf Dauer durch. Andere können besser bluffen als wir. Sollen sie.
Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz?
Als Kind war es das «Spitzbuabawäagli» beim Schloss Blatten in Oberriet. Heute ist es der Kamor. Er liegt neben dem Hohen Kasten und ist etwas weniger hoch. Es ist unsagbar schön, an einem Sommerabend mit dem Velo vom Rheintal über den Montlinger Schwamm zum Kamor hinaufzufahren. Das Panorama vom Bodensee über das Vorarlberg, das Liechtenstein und die Bündner Berge ist einmalig.
Könnten Sie sich vorstellen, irgendwo anders zu leben?
Ich habe in fast 20 Ländern auf fünf Kontinenten gelebt und gearbeitet. Es gibt überall wunderschöne Orte und wunderbare Menschen. Heute zieht mich nichts mehr weg. Das Rheintal und dessen Bevölkerung sind und bleiben einzigartig.
Zuhören oder reden?
Zuhören.
Vergangenheit oder Zukunft?
Zukunft.
Greta: Heilige oder Heuchlerin?
Marionette.
Besseres Gesundheitssystem oder besseres Bildungssystem?
Weniger hohe Anspruchsmentalität, mehr Eigenverantwortung. Sonst können wir uns beide Systeme so bald nicht mehr leisten.
Gemeinden zusammenschliessen oder eigenständig bleiben?
Eigenständig bleiben.
Mehr Geld oder mehr Freizeit?
Mehr Leistung.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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