... und hier abgeklebt nach der Intervention der Veranstalter.
«Wieviele 'Neger' brauchen wir in St.Gallen?» Diese Frage war auf einem Fasnachtswagen in Wangs aufgedruckt. Das umstrittene Wort musste überklebt werden für den Umzug. Inzwischen ist aber bereits die Justiz aufmerksam geworden. Im Raum steht auch eine Anzeige wegen Diebstahls.
Ein blauer Wagen, gezogen von einem Traktor: Eigentlich nichts Ungewöhnliches an einem Fasnachtsumzug. Der bewusste Wagen war der Politik gewidmet, auf den vier Seiten finden sich Werbemittel verschiedener Parteien.
Zu reden gibt aber vor allem die linke Seite des Wagens, der die FDP zum Thema macht. Darauf sind zwei Wahlplakate und eine Blache angebracht. Und unschwer zu erkennen nimmt das Sujet ein dunkelhäutiges Mitglied der FDP aufs Korn. «Wieviele 'Neger' brauchen wir in St.Gallen?», steht quer über dem Wagen.
Initiiert wurde der Wagen offenbar von einem ehemaligen SVP-Mitglied namens Walter Brandstetter. Dieser ist im Sarganserland durch seine hemdsärmelige Art bekannt. Er kam allerdings nicht weit mit seinem Sujet. Vor dem Umzug wurde er von den Organisatoren der Fasnachtsgesellschaft Wangs darauf angesprochen, dass der Wagen so nicht starten könne, das Wort «Neger» wurde überklebt.
... und hier abgeklebt nach der Intervention der Veranstalter.
Allerdings wohl zu spät. Denn inzwischen müssen bereits Meldungen bei der Justiz eingegangen sein. Gemäss Beobachtern tauchte die Polizei am Sonntag beim Urheber des Wagens auf und teilte ihm mit, dieser werde konfisziert, wenn er an weiteren Umzügen mit dem bewussten Wort auftauche.
Ernst Gloor, Präsident der betroffenen FDP Sarganserland, sagt auf Anfrage, er habe zuerst versucht, das Ganze als harmlose Dummheit abzutun. Später sei ihm aber klar geworden, dass hier «eine rote Linie» überschritten wurde. Man prüfe rechtliche Schritte und eine Strafanzeige «gegen den Urheber der diskriminierenden und dummen Formulierung.»
Doch dazu kommt ein anderer Punkt: Der Vorwurf des Diebstahls. Denn die Dekorateure des Wagens benutzten Original-Werbemittel der FDP, Plakate und Blachen. In einem Fall handelt es sich um ein altes Plakat aus dem Nationalratswahlkampf, die anderen Werbemittel stammen aus dem aktuellen Kantonsratswahlkampf. Deshalb werde eine mögliche Strafanzeige auch den Tatbestand des Diebstahls beinhalten.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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