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Gastkommentar

Olma – Das Kalb wird vergoldet

Die Olma Messen wollen sich in eine AG umwandeln. Grund dafür wäre laut Medienmitteilung, dass das Unternehmen zusätzliches Eigenkapital benötigt. Frage: wer will in ein «Auslaufmodell» investieren?

Jörg Caluori am 19. August 2022

Solche Messen sind doch seit Jahren nicht mehr «state of the art», Mustermesse, Züspa und Comptoir lassen grüssen. Alle wurden (2 bzw. 3 Jahre vor der Pandemie) bereits kaltgestellt.

Bei allen grossen Messen sind die rückläufigen Besucherzahlen ausschlaggebend. Dazu ein Beispiel: 1986 war für das Comptoir Suisse in Lausanne mit 1,1 Millionen Besucherinnen und Besuchern das beste Jahr, 1997 waren es immer noch 570'000 Menschen, im Herbst 2018 folgte dann aber mit nur noch 61'000 Besucherinnen und Besucher der Absturz – notabene ein Jahr vor der 100. Ausgabe dieser einstmals populären Messe in Lausanne.

Über die Zukunft solcher Messen kann und dürfen auch die überdimensionierten Neubauten nicht hinwegtäuschen, die im Moment über der Autobahn in St. Fiden entstehen. Zu befürchten bleibt, da werden moderne Bauruinen erstellt.

Was hätte die Stadt St. Gallen auf diesem schönen und zentrumsnahen Gelände toll planen und erstellen können – zum Beispiel bezahlbaren Wohnraum. Solches hätte zu einer vielfach nachhaltigeren Stadtentwicklung beigetragen und wäre der richtige Schritt für die Zukunft unserer Stadt. Leider eine verpasste Chance.

Und es hätte unserem Ex-Stapi, Olma-Verwaltungsratspräsident Thomas Scheitlin, eher «in die Karten» gespielt, der noch vor wenigen Jahren prophezeite, St. Gallen hätte bald einmal die 100‘000 Einwohnergrenze erreicht…

Die Aussage war gewagt und hätte mit Visionen für eine gesunde Stadtentwicklung hinterlegt werden müssen…

Aber gewagte Visionen war noch kaum einmal eine der Kernkompetenzen unserer obersten Verantwortlichen in St. Gallen.

Klar, dass ich mir mit diesen Zeilen nicht nur Freunde mache. Zumindest die Besucherinnen und Besucher am jährlich zur Olma- Zeit stattfindenden gemeinsamen «Besäufnis» in der Halle 4 werden jetzt wohl böse.

Aber die ehemalige Zielgruppe – Bauern und Menschen aus der schweizerischen Landwirtschaft – ist wohl eher nicht traurig, denn sie bleibt grossmehrheitlich schon seit vielen Jahren weg. Die Olma hat sich von der Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung (ehemals Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Ausstellung) längst hin zu einer reinen Konsumrausch-Messe entwickelt. Nur, falls sie es noch nicht gemerkt haben, solche finden heute doch eher online statt. Vielleicht unschön, aber leider wahr.

PS: Eben auch noch in den Nachrichten gehört: der Autosalon 2023 in Genf wurde abgesagt…

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Autor/in
Jörg Caluori

Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.

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