Ginge es nach der kantonalen Juso, dürfte die Band «Feine Sahne Fischfilet» nicht am Openair St.Gallen auftreten. Die Verantwortlichen des Events führen auf, was bereits alles getan wird, um ein «diskriminierungsfreies Festival» zu ermöglichen und halten den Juso-Aufstand für ungerechtfertigt.
Über eine Internetseite wurde am Montagvormittag ein Statement zum Openair St. Gallen geteilt. In einem offenen Brief kritisiert eine anonyme Gruppe, dass am Festival die Band «Feine Sahne Fischfilet» auftritt. Die kantonale Juso unterstützt die Aktion und will vor Ort Zeichen setzen.
Auf der besagten Internetseite barrikade.info wird die Band «Feine Sahne Fischfilet» und deren Frontsänger Jan «Monchi» Gorkow aufs Schärfste kritisiert. Es geht um sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch.
Einem Mann, bei dem solche Vorwürfe im Raum stehen, dürfe keine Bühne geboten werden.
Die Juso wirft den Openair-Verantwortlichen gar Heuchelei vor. Wir haben darüber berichtet.
Via Mediensprecherin Nora Fuchs lässt das Openair St.Gallen verlauten, dass man Anschuldigungen wegen sexualisierter Gewalt sehr ernst nehme und für ein diskriminierungsfreies Festival stehe: «Wir wollen Bewusstsein und Toleranz für ein friedliches Miteinander schaffen – unabhängig von Kultur, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung, Hautfarbe oder Herkunft. Dementsprechend solidarisieren wir uns mit Opfern von Diskriminierung und jeglicher Art von Gewalt.»
Das Thema Awareness habe aktuell generell noch einmal mehr Gewicht erhalten und man werde sich sowohl vor als auch nach dem Festival intensiv mit Optimierungen der bestehenden Konzepte hinsichtlich Abläufe, Kommunikation, Sensibilisierung oder niederschwelligem Zugang auseinandersetzen.
Konkret würden alle knapp 4'000 Crewmitglieder, die Stakeholder und vor allem auch das Publikum gezielt für die Problematik sensibilisiert. Dies passiere über verschiedene Kommunikationsmassnahmen.
«Am Openair St.Gallen gibt es zudem bereits seit 15 Jahren ein spezialisiertes Care Team, das auf dem Gelände als niederschwellige Anlaufstelle bei Fällen von Diskriminierung, Traumabewältigung oder grenzüberschreitend wahrgenommenem Verhalten dient», teilen die Festivalverantwortlichen mit.
Dieses Care Team arbeite intensiv mit dem Sicherheitsdienst und den Behörden zusammen und habe einen gesonderten Standort mit Rückzugsort. Auf den Toiletten seien Infoblätter mit Verhaltensregeln und Kontaktdaten des Care Teams ausgehängt und alle Helferinnen und Helfer würden für solche Situationen sensibilisiert. Ferner gebe es auf dem Gelände verschiedene Info-Points.
«Für die Künstlerinnen und Künstler gab es bisher keine spezifischen Vorgaben, aber auch keine uns bekannten Vorfälle. Die Integration von bestimmten Klauseln in Offerten an die Künstler ist aktuell jedoch ein grösseres Diskussionsthema innerhalb der Festivalszene und den entsprechenden Verbänden», wird in der Stellungnahme aufgeführt.
Ausserdem: «Wir bieten Täterinnen und Tätern keine Bühne, können uns im Fall von ‘Feine Sahne Fischfilet’ allerdings an anonymen Anschuldigungen, die seit über einem Jahr ohne konkrete Vorwürfe und zudem gerichtlich bereits als Verleumdung gewertet wurden, nicht beteiligen.»
Konkret heisst das eigentlich nichts anders, als dass die Openair-Verantwortlichen den «Aufstand» der Juso für ungerechtfertigt und übertrieben abtun und am Auftritt der Band festhalten.
Die deutsche Punkrockband «Feine Sahne Fischfilet» hat ihren Auftritt am Samstag um 15.45 Uhr auf der Sitterbühne.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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