Ganz knapp hat es Sabrina Sauder bei The Voice Of Germany nicht zum Weiterkommen gereicht. Heute blickt die Sirnacherin jedoch bereits nach vorn - denn die Kritik versteht sie nicht als solche.
Sabrina Sauder, Sie haben einen starken Auftritt abgeliefert. Am Ende hat es aber knapp nicht gereicht. Wie gross war Ihre Enttäuschung?
Ich habe schon während der letzten Takte beim Singen gespürt, dass das wohl nichts mehr wird, und habe daher den Schluss extra zusätzlich verlangsamt und länger als gewöhnlich gehalten. Hat leider nichts mehr geholfen. Dennoch war ich zuerst sehr gefasst, und es war okay für mich. Die Enttäuschung kam dann am nächsten Tag, als ich mir nochmals alles durch den Kopf gehen liess.
Wie haben Sie selber Ihren Auftritt eingestuft?
Ich habe auf jeden Fall mein Bestes gegeben und war grundsätzlich zufrieden damit. Bis wenige Tage davor hatte ich blöderweise noch eine zähe Erkältung und wusste nicht so genau, wie das mit diesem hohen Song klappen sollte. Es war auch herausfordernd, mein Energielevel hochzuhalten, da der Tag bis zu meiner Audition sehr lang war.
Ronan Keating hat gesagt, Sie müssten Ihre Komfortzone verlassen, dann würden Sie Ihren Platz in der Unterhaltungsbranche finden. Was sagen Sie zu dieser Kritik?
Ronans Worte musste ich erst ein paar Tage wirken lassen, weil er für mein Empfinden das fundierteste Feedback gegeben hat. Ich empfinde seine Worte als grosses Kompliment. Es muss auf ihn so gewirkt haben, als wäre ich in meiner Komfortzone. Jedoch ist es mehr als ungewöhnlich für mich, über eine so lange Strecke so hoch und kräftig zu singen. Ich habe eigentlich eine tiefere Stimmlage. Vor wenigen Jahren hätte ich diesen Song niemals so performen können. Ausserdem hat er mir attestiert, dass ich auf jeden Fall einen Platz in der Musikbranche hätte und mein Talent nicht verschwenden solle. Ein grösseres Kompliment hätte er mir nicht machen können.
Grundsätzlich, wie einverstanden sind Sie mit dem Urteil der Jury?
Ganz ehrlich empfand ich alle Feedbacks als Lob. Ich komme damit sehr gut weg. Die Coaches haben den Schwierigkeitsgrad des Songs erkannt und auch mein Querflötenspiel sehr gelobt. Tokio Hotel sah mich vom Musikstil her nicht in ihrem Team. Dieser Satz wurde herausgeschnitten. Und Giovanni hat ja während meiner Performance sichtlich damit gerungen, dass er nicht buzzern kann. Er hatte vielleicht schon eine ähnliche Stimme in seinem Team oder keinen Platz mehr. Da spielen so viel mehr Faktoren mit, als man erahnen kann. Giovanni wollte 'mehr Dreck' in der Stimme wie bei Michelle. Das kann ich nachvollziehen, kann das in in dieser sehr hohen Tonlage aber stimmlich nicht anbieten. Wer mich schon mal live gehört hat, weiss, dass ich andere Songs auch etwas rauer singe. Von Natur aus habe ich aber schon eher eine reine Stimme. Ausserdem will ich ja niemanden kopieren.
Welche Rückmeldungen haben Sie ansonsten erhalten?
Die Feedbacks waren durchwegs sehr positiv, und es gab auch Unverständnis gegenüber den Coaches. Viele meinen auch, ich solle mir das nicht so zu Herzen nehmen und unbedingt weitermachen mit Musik. Ans Aufhören denke ich überhaupt nicht. Es war eine sehr bereichernde Erfahrung für mich. Am Ende ist es eine TV-Show und auch ein Wettkampf unter den Coaches. Für jedes Talent ist die Reise früher oder später vorbei - für die meisten sogar schon nach der zweiten Runde, den Battles. Es hat also gar nichts mit meinem weiteren musikalischen Weg zu tun, wenn ich gerade in kein Team passe.
Ronan Keating war sehr nahe dran, den Buzzer zu drücken. «Nervt» einen das noch ein bisschen mehr, dass man kurz davor stand, weiterzukommen?
Davon habe ich ja erst im Nachhinein erfahren, und da konnte ich ohnehin nichts mehr an meinem Auftritt ändern. Ich bin mir nicht sicher, ob Ronan das Flötenspiel als das meinige erkannt hat. Seinem Kommentar nach dem Umdrehen 'Wow, Holy Moly!' nach zu urteilen, war ihm das nicht ganz klar. Vielleicht hätte er sonst gedrückt. Dieser Zwei-Minuten-Auftritt ist auch nur eine kleine Momentaufnahme und zeigt in keinem Fall das ganze Spektrum eines Sängers oder einer Sängerin. Die Coaches müssen also in kurzer Zeit abwägen, was bei einem Talent vielleicht noch herauszuholen sein könnte. Keine einfache Aufgabe.
Wie geht es für Sie weiter?
Wie schon die vergangenen 15 Jahre als professionelle Musikerin mache ich weiter Musik und freue mich über die vielen schönen Events, zu welchen ich musikalisch mit Gesang, Querflöte und Piano beitragen darf. Man weiss nie, was passieren wird, vielleicht öffnen sich ja neue Türen. Ich werde auf jeden Fall bei weiteren super schönen Projekten mit dabei sein. Details dazu folgen zu einem späteren Zeitpunkt.
Bild: PD
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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