(Grafik: BFS)
Weil die Mitte am Wahlsonntag die FDP (scheinbar) überholt hat, wurde bereits über die Abwahl des zweiten FDP-Bundesrats spekuliert. Nun zeigt sich: All diese Artikel kann man kübeln. Der Bund hat einen Rechenfehler gemacht.
Im Nachgang zu den eidgenössischen Wahlen hat das BFS bei Qualitätskontrollen zu seiner Wahlstatistik einen Fehler bei der Berechnung der aggregierten nationalen Parteistärken festgestellt.
Die Korrektur zu den Parteistärken hat laut Mitteilung des BFS keine Auswirkungen auf die kantonalen Wahlergebnisse; die Verteilung der Sitze und die gewählten Nationalrätinnen und Nationalräte seien davon nicht tangiert.
Departementsvorsteher Alain Berset wurde umgehend über den Fehler informiert und hat eine Überprüfung der Prozesse veranlasst.
Die neusten Zahlen zeigen: Die Mitte hat die FDP nicht überholt.
Im Nachgang zum Wahltag überprüft das BFS standardmässig vertieft die veröffentlichten Daten und Statistiken. Bei diesen Kontrollen zeigte sich am Dienstagnachmittag, dass die Berechnung der nationalen Parteistärken 2023 einen Fehler enthält und die veröffentlichten Werte korrigiert werden müssen.
Das teilt das BFS am Mittwochmittag mit.
Nicht betroffen von der Korrektur seien die kantonalen und kommunalen Wahlergebnisse sowie die Sitzverteilung (Mandate) und die Gewählten, die von den Kantonen geliefert worden sind.
Resultate von drei Kantonen mehrfach berechnet
Grund für den Fehler bei der Berechnung der nationalen Parteistärken sei eine fehlerhafte Programmierung im Datenimportprogramm für die drei Kantone AI, AR, GL. Diese Kantone mit nur einem Nationalratssitz liefern ihre Daten in einem anderen Format als die übrigen. Bei der Verarbeitung der seitens der drei Kantonen korrekt gelieferten Daten erfolgte die fehlerhafte Berechnung.
Das fehlerhafte Programm verursachte eine Mehrfachzählung (drei- bis fünffach) der in den drei Kantonen abgegebenen Stimmen für die dort angetretenen Parteien.
Diesen Parteien wurden demnach zu viele Stimmen zugerechnet, was sich in einer zu hohen nationalen Parteistärke bei der SVP, der Mitte und der FDP niederschlägt.
Mit der Berechnung der korrekten Werte sinkt die nationale Parteistärke dieser Parteien und die Stärke der anderen Parteien ändert sich entsprechend (siehe Bild unten).
Eingeleitete Massnahmen
Umgehend nach Bestätigung des Fehlers hat das BFS das Departement informiert. Departementsvorsteher Alain Berset hat eine Administrativuntersuchung angeordnet, um gemeinsam mit dem BFS die Prozesse zu analysieren und zu verbessern.
Die nun korrigierte Statistik der Parteistärken sei mehrfach nachberechnet - und kontrolliert worden. Künftig würden die Prozesse in diesem sensiblen Statistikbereich angepasst. Dazu gehöre einerseits eine umfassendere automatisierte Plausibilitätsprüfung der Berechnungen sowie den Einsatz von noch mehr Kontrollpersonal am Wahltag wie auch die integrale Überprüfung der Abläufe und der Kontrollmodalitäten insgesamt.
(Grafik: BFS)
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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