logo

Staatliche Medienförderung treibt weitere Blüten

Peinliche Suche nach Legitimation

Seit Monaten bemühen sich die grossen Schweizer Verlage, angeführt von der TX Group (Tagesanzeiger), um zusätzliche Subventionen für ihre «systemrelevanten Leistungen. 

Peter Weigelt am 13. November 2020

National- und Ständerat wie auch das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) wollen den bittstellenden Konzernen sehr grosszügig entgegenkommen und planen für die kommenden 10 Jahre zusätzliche Mediensubventionen von gegen 2 Milliarden Franken. Dies wohl nicht ohne eine grosse Portion Eigennutz.

Selbst für bedeutende Staatsrechtler ist klar, dass gemäss Art. 93 der Bundesverfassung der Bund «ausschliesslich Radio und Fernsehen» unterstützen darf. Von Presse und Onlinemedien steht in der Verfassung nichts. Doch nicht nur die verfassungsrechtlichen Bedenken müssten aufhorchen lassen. Auch die ausserordentlich grosszügigen Boni und Dividenden der grossen Medienkonzerne sollten im Bundeshaus alle Warnlichter aufleuchten lassen, zumal diese den Löwenanteil der zusätzlichen Milliarden an Subventionen kassieren.

Im Netz der Monopolmedien gefangen

Warum aber findet sich trotzdem in beiden Räten eine stattliche Mehrheit für zusätzliche Mediensubventionen, die selbst von der Wettbewerbskommission (WEKO) als «verfassungswidrig», «wettbewerbsverzerrend» und «ineffizient» qualifiziert werden? Die WEKO beantragte dem Bundesrat gar, den Ausbau der Subventionen «vollumfänglich zu streichen».

Die Antwort auf das «Warum» liegt auf der Hand. Denn welches Parlamentsmitglied will es sich mit dem Monopolmedium im eigenen Wahlkreis verscherzen. Also lieber Augen zu und durch, denn schon bald sind wieder Wahlen ...

Doch irgendwie spürt man bei allen Beteiligten, dass es ihnen bei diesem «Deal in eigener Sache» doch nicht ganz wohl ist, weshalb man krampfhaft nach Legitimation sucht. Wohl deshalb wurde an der Sitzung der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates (der Autor gehörte der KVF selber während 7 Jahren an, Red.) das Mediensubventionsmonster mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand gefüttert; Gutachten, Zusatzschleifen, Expertenrunden, Abklärungen bis zum Abwinken. Ausser einer weiteren Verschleuderung von Steuergeldern wird damit nichts bewirkt. Der Verkauf der Meinungsfreiheit und der Medienvielfalt bleibt ein staatspolitischer Sündenfall.

Qualitätsmedien – wer definiert die Qualität?

Im Spannungsfeld von Monopol- und Kartellstrukturen einerseits und den Ansprüchen einer freiheitlichen Medienordnung andererseits kommt dem Begriff der «Qualität» eine besondere, wenn auch widersprüchliche Bedeutung zu. Während beispielsweise die Werbewirtschaft die Qualität anhand von genau ermittelten Quoten misst, setzt der Bildungspolitiker auf pädagogische und didaktische Masseinheiten und der Sportfan verbindet Qualität mit der Anzahl Livesendungen seiner Lieblingssportart. Zudem heisst Qualität für einen 16-jährigen Schulabgänger selbstverständlich etwas völlig anderes als für eine 70-jährige Rentnerin.

Allen Medienkonsumenten gemeinsam ist jedoch das Anrecht auf eine freie Meinungsund Willensbildung, wie sie im Selbstverständnis unserer Gesellschaft und unserer Verfassung seit jeher Tradition hat. Macht man diesen verfassungsmässigen Anspruch zum primären Massstab, so erübrigt sich jede weitere Debatte über Subventionen, die den Monopolstrukturen in der schweizerischen Medienlandschaft weiter Vorschub leisten.

Wenn Medienvielfalt und freie Meinungsbildung fehlen, braucht es auch keine qualitative Rechtfertigung mehr.

Qualität – Rechtfertigung inhaltlicher Bevormundung?

Ob zur Rechtfertigung des Konzentrationsprozesses im Bereich der Printmedien oder zum Aufbau monopolistischer Strukturen im elektronischen Medienmarkt, das Qualitätsargument dient in beiden Fällen nur als Mittel zum Zweck. Die immer wieder vorgebrachte Behauptung, nur starke Strukturen (gemeint sind wohl monopolistische/kartellistische Strukturen) könnten langfristig eine glaubwürdige Medienqualität gewährleisten, sind zu offensichtlich. Dass sich unsere Medienpolitiker immer noch einer längst überholten «Oberlehrer-Mentalität» verpflichtet fühlen und bereit sind, dafür hunderte von Millionen an Subventionen zu verteilen, ist der eigentliche Skandal.

Der drohende verfassungswidrige und marktverzerrende Griff in die Staatskasse schadet unserer Demokratie. Staatlich finanzierte Medien sind immer staatlich gelenkte Medien – für eine freiheitliche, demokratische Schweiz undenkbar!

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Peter Weigelt

Peter Weigelt (*1956) ist Unternehmer. Er war für die FDP zwischen 1995 und 2006 Mitglied des Nationalrats. Weigelt ist Verwaltungsratspräsident der Ostschweizer Medien AG und lebt in St.Gallen.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.