Der französische Springreiter Emeric George will rechtliche Schritte gegen das Nationenpreisturnier St.Gallen einleiten. Es geht um eine Verletzung seines Pferdes am Turnier, die zum Tod des Tiers führte. Beim CSIO äussert man sich nun zu den Vorwürfen.
Für die Franzosen verlief der CSIO St.Gallen im letzten Juni erfolgreich. Mit einer Ausnahme: Der Springreiter Emeric George hatte einen schweren Verlust zu beklagen. Sein Pferd Step Up de l'Heribus verletzte sich bei einem Unfall in der Box. Gemäss Berichten von Pferdsportpublikationen fand eine Pflegerin die acht Jahre junge Nachwuchshoffnung am Morgen des 2. Juni schweissüberströmt in der Box liegend auf. Das Pferd steckte offenbar mit den Hufen in einer Boxenwand fest. Der Tierarzt des CSIO behandelte das Tier, bis es wieder auf den Beinen stand, danach wurde es in eine Klinik gebracht.
Laut Emeric George sei dabei einiges schief gelaufen. Er selbst sei erst etwa eine Stunde, nachdem sein Pferd gefunden worden war, informiert worden. Und die Abfahrt in die Klinik habe sich verzögert, weil zunächst kein geeigneter Anhänger für den Transport auf dem Gelände aufgetrieben werden konnte. Diese und weitere Vorwürfe machte George nicht direkt gegenüber dem CSIO publik, sondern über soziale Netzwerke. In der Reitsportgemeinde wurde das Ganze entsprechend interessiert und aufgeregt zur Kenntnis genommen.
Den Ärzten in der Pflegeklinik blieb offenbar aufgrund der schweren Verletzungen nichts anderes übrig, das das Tier zu erlösen. Der französische Springreiter ist überzeugt, dass die Veranstalter des CSIO St.Gallen grob fahrlässig gehandelt und ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt hätten. Die Ställe seien in der Nacht unbeaufsichtigt gewesen. Deshalb wolle er nun Klage einreichen.
Der Verlust des Pferdes war nicht nur ein emotionaler, er war auch ein Schlag für die Karriere des Franzosen. «Weil er das Pferd war, mit dem ich mich seit zwei Jahren jeden Tag leidenschaftlich beschäftigt habe, mit dem ich von einer Zukunft im grossen Sport geträumt habe und das nie hätte sterben dürfen. Nicht unter diesen Bedingungen», so lässt sich Emeric George auf Facebook vernehmen. Erste Erfolge hatte das Gespann bereits erzielt.
Der Veranstalter wehrt sich mit einem schriftlichen Statement gegen die Vorwürfe. Bestätigt werden darin zunächst einige Fakten. Der Wallach Step Up de l'Heribus habe sich mit seinem Vorderbeinen auf über zwei Metern Höhe so eingeklemmt, dass er sich nicht mehr selbst befreien konnte. Man bedaure sehr, dass es zu diesem Vorfall kam und dass das Pferd nicht mehr gerettet werden konnte.
Gleichzeitig hält der CSIO fest, dass die Sicherheitsvorkehrungen «allen reglementarischen Vorgaben» entsprechen, ebenso die verwendeten mobilen Pferdeboxen. Die Pferdestallungen seien während des Anlasses rund um die Uhr videobewacht, eine «zusätzlich angeordnete Massnahme zum Wohl und für die Sicherheit der Pferde.» Ein Report des Internationalen Pferdesportverbandes FEI bestätige die «hohen Sicherheitsstandards der Stallungen». Beim CSIO stellt man sich also auf den Standpunkt, dass von Seiten des Veranstalters alle Vorkehrungen getroffen wurden. Demnach wäre die Verletzung eine Verkettung unglücklicher Umstände. Auf die Vorwürfe, wonach beim Transport in die Klinik eine Verzögerung eingetreten sei, geht man beim CSIO nicht ein.
Wie es weitergeht und ob Emeric George seine Drohung rechtlicher Schritte wahrmacht, ist noch offen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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