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61 Absolvierende der OST erhielten ihr Diplom

«Pflege ist eine Investition in die Zukunft»

Sehr gut qualifizierte Pflegefachpersonen sind heute so gefragt wie nie zuvor: 53 Bachelor-absolvierende und acht Masterabsolvierende der Ostschweizer Fachhochschule feierten am 26. Oktober den erfolgreichen Abschluss ihres Pflegestudiums. 

Die Ostschweiz am 29. Oktober 2023

«Es ist wichtig, dass die Leistungen der Pflegefachpersonen wertgeschätzt werden. Daher ist es höchste Zeit, mit pflegewissenschaftlichen Belegen und messbaren Outcomes selbstbewusst aufzutreten», sagte Prof. Dr. Birgit Vosseler, Leiterin Departement Gesundheit, bei der Begrüssung der Gäste.

«Die hochschulisch ausgebildete Pflege hat eine Vielzahl von positiven Auswirkungen – für Patientinnen, Fachpersonen, Institutionen und für die gesamte Gesellschaft. Das ist durch Studien belegt. Es gibt weniger Komplikationen und unerwünschte Ereignisse wie Patientenstürze oder Medikationsfehler. Die Zufriedenheit der Patientinnen erhöht sich. Zugleich verkürzt sich die Aufenthaltsdauer und die Reputation von Spitälern steigt. Somit ist das Bildungsniveau in der Pflege entscheidend, um die aktuellen Herausforderungen im Gesundheitssystem zu meistern». Birgit Vosseler ermutigte die Absolvent*innen: «Sie werden gebraucht!

Mir macht es Hoffnung, dass Sie und wir als Pflegende und Pflegewissenschaftlerinnen klar darlegen können, was Pflege bewirken kann und welchen Nutzen sie für die Gesellschaft hat». Die Pflege leistet Wertschöpfung. Sie ist keineswegs nur ein «Kostenfaktor». Jede Studentin, jeder Student der Pflege «ist eine Investition in die Zukunft. Wir – das Departement Gesundheit – sind stolz auf Ihre Leistungen!» Vorausschauendes Denken und Freude daran, für Patientinnen etwas zu verändern – das zeigten die Absolventinnen in den Bachelor- und Masterthesen.

Die Schlüsselrolle der Pflegenden stärken

Menschen mit chronischer Depression stehen im Zentrum der Bachelorarbeit von Stefania Luo. Etwa 280 Millionen Menschen leiden weltweit an einer Depression. In etwa 30% der Fälle nimmt die Depression einen chronischen Verlauf. Dadurch ist die Therapie besonders schwierig und spricht oft nicht an. Im Rahmen einer Literaturanalyse untersuchte Stefania Lou, wie Pflegefachpersonen diese verletzliche Patientengruppe unterstützen können. Dabei setzte sie sich mit dem «Cognitive Behavioral Analysis System of Psycho-therapy» (CBASP) auseinander. In dieser Therapieform nehmen Pflegefachpersonen eine zentrale Rolle ein. Als Bezugspflegepersonen sind sie bereits beim Aufnahmegespräch anwesend. Sie begleiten die Patient*innen kontinuierlich während des stationären Aufenthalts. Im Zentrum der Therapie steht ein vertrauensvoller Beziehungsaufbau – verbunden mit validierenden, ressourcenorientierten Gesprächstechniken und gezieltem Symptommanagement.

Hinter einer chronischen Depression stehen häufig problematische frühe Erfahrungen mit Bezugspersonen. Bedürfnisse nach Anerkennung, Verständnis und Empathie blieben unerfüllt. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene «korrigierende Beziehungserfahrungen» machen. Im Rahmen der Therapie erleben sie eine Bezugspflegeperson, die ihnen Anerkennung, Verständnis und Empathie entgegenbringt. Dadurch lassen sich negativ geprägte Denk- und Verhaltensmuster verändern. Das CBASP-Konzept stärkt die Rolle der Pflegenden und hat sich als klinisch wirksam bewährt.

Die Bachelorarbeit von Stefania Lou erhielt die Bestnote. Die Ergebnisse können nun in der Praxis zum Tragen kommen.

Einblicke in das Erleben einer Patientin

Jasmine Zuberbühler begleitete eine Patientin mit Lungenkarzinom zu dreissig Radiotherapiesitzungen und vier Zyklen Chemotherapie. Im Fokus dieser Einzelfallstudie steht das Zeiterleben der Patientin. Die kombinierte Radiochemotherapie nimmt erhebliche zeitliche Ressourcen in Anspruch: «Wie soll mein Körper Zeit haben, um gesund zu werden – wenn ich immer irgendwo sein muss?», fragte die Patientin. Sie erlebte den Therapieprozess als «Fremdbestimmung» – als Eingriff in ihre kostbare Lebenszeit. Allzu oft standen die Therapiezeiten im Kontrast zum Lebensrhythmus der Patientin. Die Studie eröffnet einen tiefen Einblick in das Innenleben einer betroffenen Person. Für die Praxis ergeben sich wichtige Schlussfolgerungen. Der Eigenrhythmus von Patient*innen sollte stärker respektiert werden.

Therapiefreie Zeit kann entscheidend sein, um sich psychisch gesund zu halten und im eigenen Rhythmus zu leben. Die fremdbestimmte Strukturierung der Zeit löst Stress aus – und kann die Betroffenen aus dem Rhythmus bringen. Die Therapieplanung sollte den Zeitbedürfnissen der Patientinnen entsprechen – so das Fazit. Diese Masterthesis mit Bestnote kann Pflegende sensibilisieren: Es ist wichtig, achtsam mit der Zeit der Patientinnen umzugehen.

Zeigen, was Pflege verändern kann

Höhepunkt der Feier war die Übergabe der Diplome an die Absolventinnen und Absolventen. Anschliessend erfolgten zwei Preisverleihungen – durch den Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) sowie durch die Stiftung Chirurgie.

«Uns ist es ein Anliegen, die Errungenschaften unserer Berufsleute zu ehren», sagte Edith Wohlfender, Geschäftsleiterin der SBK-Sektion St. Gallen, Thurgau und Appenzell Innerrhoden/Ausserrhoden.

Sie prämierte zwei Bachelorthesen und zwei Masterthesen. Zu den Preisträgerinnen zählte Jacqueline Alther. Ihre Masterthesis ist dem subjektiven Gesundheitsverständnis von «Cancer Survivors» gewidmet. Prämiert wurde auch die Bachelorthesis von Rahel Ulmann. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die psychiatrische Pflege von Menschen mit der Diagnose «Dissoziative Identitätsstörung». Jasmine Zuberbühler und Stefania Lou erhielte ebenfalls eine Auszeichnung. Im Namen der Stiftung Chirurgie prämierte Nicole Mösli die Bachelorthesis von Sarah Flückiger.

Diese Arbeit fokussiert pflegerische Interventionen zur verbesserten Medikamentenadhärenz bei Patient*innen mit koronarem Bypass. Sarah Flückiger thematisierte auch digitale Anwendungen. Die Aufgaben der Pflegenden im Rahmen von eHealth und «Tele Nursing» werden deutlich.

Was Pflege verändern kann und wohin sie sich entwickelt – das haben alle Absolvierenden in ihren Forschungsarbeiten gezeigt. Für sie ist nun die Zeit gekommen, die Zukunft der Pflege aktiv mitzugestalten.

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