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Surreale Medienwelt

Private Medien: Wer Geld verdient ohne den Staat, der ist verdächtig

Ein Onlineportal erstellt ein Ranking über private Onlinezeitungen. «Die Ostschweiz» taucht dort nicht auf. Der Grund: Auf unserer kostenlosen Plattform befinden sich auch bezahlte Beiträge. Wirklich erstaunlich, dass ein Verlag auch Geld verdienen muss. Würden wir doch nur Geld vom Staat nehmen!

Stefan Millius am 24. November 2021

Natürlich, im Grunde könnte man schon misstrauisch werden, wenn eine Onlinezeitung, die kaum jemand kennt, sich anmasst, andere Onlinezeitungen in eine Rangliste zu verwursten. Das ist, als wenn ein Tante-Emma-Laden eine Rangliste der wichtigsten Detaillisten anfertigt. Aber es entfesselt natürlich eine gewisse berufliche Neugier. Also wollten wir wissen: Wen kürt das Portal «Infosperber» in seiner Übersicht zu privaten Onlinemedien, die man hier findet?

Was gleich auffällt: Es ist eine leicht unvollständige Liste. Ohne nun auf Macker machen zu wollen, aber hätte man «Die Ostschweiz» darin integriert (die gar nicht erst stattfindet), hätte Platz 1 für uns resultiert. Die Besucherzahlen der anderen Portale in Ehren, wir überrunden sie leider einfach massiv.

Welchen Grund kann es für den «Infosperber» geben, uns einfach auszulassen? Wir wollten das genauer wissen.

Der Autor des bewussten Textes, Urs P. Gasche, antwortet auf eine entsprechende Anfrage, man habe das bewusst gemacht. Denn bei uns sei die Trennung zwischen redaktionellem Inhalt und PR-Texten unklar. Als «Beleg» führt er die Rubrik «Ostblick» an, die wir seit langem führen. Dort können Unternehmen, Organisationen oder Verbände eine «Zeitung in der Zeitung» belegen, vergleichbar mit einer Beilage einer gedruckten Zeitung. Sauber, transparent, klar ausgewiesen.

Wen genau stört es, wenn das «St.Galler Tagblatt» eine Beilage für die Olma oder die Industrie- und Handelskammer als zusätzlichen Zeitungsbund beifügt? Exakt: Niemanden. Es gibt höchstens ein bisschen mehr Altpapier. Und genau das ist unser «Ostblick». Die Rubrik ist fein säuberlich getrennt vom redaktionellen Inhalt in einem eigenen Menüpunkt. Wer sie nicht anschauen will, stolpert auch nicht zufällig darüber. Es ist die Möglichkeit für innovative Ostschweizer Unternehmen, Präsenz zu markieren. Das aber in einem klar umrissenen Bereich und ohne Einfluss auf den redaktionellen Inhalt.

Aber Gasche und sein «Infosperber» haben noch mehr Argumente auf Lager. Der Verwaltungsratspräsident der Ostschweizer Medien AG, der Trägerschaft von «Die Ostschweiz», ist Peter Weigelt, und der sei ja ein «PR-Mann», wie Gasche schreibt. Es klingt ein bisschen, als hätte Weigelt silberne Löffel gestohlen, irgendwie unanständig. Also, damit wir das richtig verstehen: Weil der Präsident unseres strategischen Organs früher eine PR-Firma geführt hat, sind wir für Gasche nun also erwiesenermassen keine Zeitung, sondern ein PR-Instrument? Darauf muss man auch zuerst mal kommen.

Jede Zeitung bestückt ihren Verwaltungsrat mit Leuten aus anderen Bereichen. Der Banker Konrad Hummler war einst Verwaltungsratspräsident der NZZ. Er ist kein Journalist. Er liebt die Börse. Hat sich die «alte Tante» damit unmöglich gemacht?

Aber natürlich kann man solche willkürliche Kriterien zum Massstab machen. Was dann einfach zu einer Rangliste ohne jede Relevanz führt. Bei allem Respekt, wenn eine Lokalzeitung wie «zentralplus» mit rund 380'000 einzelnen Lesern pro Monat (wir haben locker das dreifache davon) das Ranking anführt, sagt das schon vieles. Wenn das behördentreue «Wissenschaftsportal» «Higgs» mit rund 100'000 Lesern als grosser Gewinner der Jahresrangliste angeführt wird (eine Steigerung von 180 Prozent, also von der totalen zur ziemlichen Bedeutungslosigkeit), dann sagt das noch mehr. Sämtliche aufgeführten Medien sind zudem Nischenprodukte ohne nationale Relevanz. Und die meisten von ihnen werden vom Staat oder von reichen Stiftungen durchgefüttert und überleben nur dank diesen Zuwendungen. Freier Markt? Nein danke.

Vielleicht ist es ja unser Fehler, dass wir keine Steuergelder für unsere Arbeit wollen. Dass wir uns nicht bei reichen Basler Pharma-Erbinnen anbiedern und ihnen im Gegenzug für viel Geld versprechen, immer die reine Lehre zu vertreten. Vielleicht ist es ja falsch, von eigenen Mitteln leben zu wollen und die Seele nicht zu verkaufen. Im Ranking des «Infosperber» tauchen Titel auf, die klare Abhängigkeiten aufweisen.

Wir haben diese nicht. Uns diktiert kein einzelner Kunde, was wir zu schreiben haben. Aber eine Zeitung, die zu 100 Prozent vom Basler Oeri-Clan abhängt, wie viel Bewegungsfreiheit hat die wohl?

Hätten wir es auf Geld abgesehen, wie «Infosperber» suggeriert, würden wir uns aktuell dem Staat andienen. Da fliesst unendlich viel Kohle für die ganze Impfkampagne, für die Vermittlung der Hysterie und so weiter. Auf diese Einnahmen verzichten wir gerne zugunsten unserer Haltung. Und ausgerechnet uns wirft man vor, das Geld vor den Inhalt zu stellen.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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