Bereits vor der Coronapandemie, deren weltweiter Ausbruch auf das Frühjahr 2020 datiert, hatten sich einige touristische Trends hervorgetan, die durch die länderweiten Beschränkungen zusätzlich verstärkt wurden.
Im Inputpapier zur Weiterentwicklung der Tourismuspolitik nennt die Universität Bern im Jahre 2018 als Gegentrend der Globalisierung die Regionalisierung. Ebenfalls thematisiert wird die teilweise Verlagerung des Megatrends ?Individualisierung? zum Gegentrend ?Kult des Sozialen? mit dem Bedürfnis, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen.
Aufgrund unterschiedlicher externer Einflüsse haben viele Menschen in den letzten Jahren wie-der den Sinn des Lebens und des Tuns gesucht. Es geht ihnen nicht mehr nur um Selbstverwirk-lichung, sondern vermehrt auch um eine gewisse Gemeinwohlorientierung. Diese beiden Paradigmen stehen in der heutigen Gesellschaft nicht länger im Widerspruch.
Die neuen Begegnungen
Die Coronapandemie mit den aufgesetzten Beschränkungen der Reisefreiheit und den Isolationen von Individuen oder Menschengruppen hat die Frage nach der Sinnhaftigkeit verstärkt. Die weichen Faktoren wie soziale Hilfeleistungen oder emotionale Kontakte haben bei einer grösser werdenden Gruppe von sinnierenden Menschen an Wichtigkeit gewonnen. Die bewusste Intensität der Ferienzeit und das einprägende Erleben der qualitativen Angebote in der Feriendestination haben zugenommen. Die Qualität der Reiseerfahrung wird nicht über Technologien und Superlativen verstanden, sondern über Beziehungen mit Mitmenschen im Lebensraum und mit der Natur. Diese Menschen interessiert nicht der höchste, längste oder exponierteste Wanderweg, sondern die Person, die ihn unterhält.
Dargelegte Wir-Kultur
Solche berührenden Momente entstehen nicht von heute auf morgen, sondern basieren auf nachhaltigen Tourismuskonzepten, die auf die Kraft von Begegnungen setzen. Der Resonanztourismus ist eine Form, die sich nicht mehr nur an der semantischen Beschreibung digitaler Point-of-Interest-Daten orientiert – vielmehr an menschlichen Entwicklungsbedürfnissen und an erster Stelle dem Bedürfnis nach Beziehungen. Diese Beziehungen zu Menschen gilt es zu gestalten, um eine Wir-Kultur zu schaffen.
Im Toggenburg arbeiteten wir bereits vor der Coronapandemie an einer Wir-Kultur basierend auf dem Resonanztourismus, unter anderem mit dem bei uns vorherrschenden Thema «Klang». Die touristischen Trends bestätigen uns darin, den eingeschlagenen Kurs zu halten und den Gästen nicht ein schnelllebiges Erlebnis, sondern eine tiefgründige Erfahrung zu bieten.
Christian Gressbach ist Geschäftsführer von Toggenburg Tourismus.
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