Er ist Velofahrer (neuerdings), aber mit dem Schwimmen hat es Marco Rima nicht so ganz. Dabei wäre es am jüngsten Tag seines Abenteuers ziemlich praktisch gewesen.
Montag, 11. April 2022
Meine lieben Freunde der steifen Brise
Ich wollte es mir heute noch einmal so richtig geben. Das heisst, mir wurde gegeben. Gegenwind bis zum Abwinken. Ich meine, Radeln ist schön, aber bei Sturm, ganz ehrlich, da geht schon ganz viel Lebensfreude verloren. Und schlussendlich geht auch das Gefühl, dass ich was Gesundes für meine Körper mache, irgendwie flöten.
Der französische «Mist-Strahl» war ja eine Sache. Aber dieser spanische «Tramontane», ein Fallwind, der über die Berge des Massif Central (Pyrenäen) zum Meer hin weht, ist ein «bastardo» vom Feinsten. Ich habe auf jeden Fall geflucht wie ein Rohrspatz. Und dieser Wind hat mich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig «geamselt», «gespechtelt»… auf jeden Fall hatte es etwas mit Vögeln zu tun!
Wie auch immer. Ich durfte noch einmal freiwillig leiden. Und dann die vielen Steigungen, Naturstrassen und Wiesen, die es zu überwinden galt; es war einfach nur be…scheiden. Nein, es war grossartig. Schlussendlich sind es genau diese Dinge, die eine Reise ausmachen und zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Vor allem den einen Moment werde ich im Leben nicht mehr vergessen, als ich eine Unterführung passieren wollte, die leicht unter Wasser stand (siehe ganz oben). Dachte ich wenigstens. Doch weit gefehlt. Dieser scheinbar passierbare Tümpel war bestimmt einen halben Meter tief.
Auf jeden Fall war ich knapp davor, zu stürzen und dann abzusaufen. Und das als Nichtschwimmer mit Schwimmlehrer-Patent. Aber es sollte nicht so kommen. Ich konnte mich gerade noch mit akrobatischem Meisterstück von meinem Sattel auf ein Mäuerchen retten und meine Karren samt dem Gepäck aus dem Wasser ziehen.
Schwein gehabt! Oder wie Mahtma Ghandi einmal sagte: «Glück ist, wenn deine Gedanken, deine Worte und dein Tun im Einklang sind!» Und in dieser Sekunde der grössten Aufregung war bei mir alles in Einklang! Man hat mich bestimmt von weit rumschreien hören: «Ich bin ein Schweizer, holt mich hier raus!»
Wie auch immer! Das nächste Mal starte ich in Barcelona. Dann bin ich mit dem Wind im Rücken locker in drei Tagen zu Hause! Und jetzt freue ich mich auf ein Glas Bier und danach auf mein schönes, weiches Bett, in dem ich mich noch ein wenig meinen Texten von meinem Kabarettprogramm «Ich weiss es nicht…» zuwende. Ich will nicht unvorbereitet auf die Bühne gehen. Im Gegensatz zu dieser Reise. Das nächste Mal werde ich mich besser vorbereiten. Oder wissen sie was, unvorbereitet hat auch was! Also bis morgen und gute Nacht.
Euer Marco
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