Die Co-Präsidentin der «Operation Libero» behauptet, mit Hassmails eingedeckt zu werden. Damit lässt sie sich in den Medien als Opfer zelebrieren. Nur: den Beweis bleibt sie schuldig.
Es rauschte durch die Presse: die kein Fettnäpfchen auslassende Bachelorette der Politik Ameti bekomme täglich bis zu 100 Hassmails, darunter auch Morddrohungen. Behauptet sie. Am 1. Januar kündigte sie an, «regelmässig Nachrichten aus meiner Mailbox zu veröffentlichen, die sie täglich fluten». Dafür brachte sie vier Beispiele von – eher gemässigten – Pöbeleien.
Damit liess sie es allerdings bislang bewenden, obwohl doch bis zu 100 Hassmails täglich ein grosses Reservoir für «regelmässige Nachrichten» bilden müssten. Auf die Anfrage, ob sie so freundlich wäre, von einem beliebigen Tag 100 Hassmails zu dokumentieren – mit oder ohne Einschwärzung des Absenders – blieb sie stumm. Höflichkeit im Umgang mit den Medien, wenn es ihr nicht in den Kram passt, ist ihre Sache nicht.
Auch die Frage, ob sie sich eher als Muslima oder als Atheistin verstehe, denn beide Angaben machte sie schon zu ihrem Glauben, wollte sie nicht beantworten. Vielleicht kennt sie den Unterschied nicht.
Diese klägliche Reaktion reiht sich in eine unablässige Abfolge von grösseren und kleineren Flops ein, die Ameti bislang produzierte. Als hätte sie ADS, das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, betreibt sie unablässig Erregungsbewirtschaftung in der Öffentlichkeit. Sei es mit der Bemerkung, sie könne sich zwei SVP-Bundesratskandidaten nicht «schöntrinken», politisch gesehen. Sei es, dass sie mit der Forderung, «Impfverweigerer» sollten für die von ihnen verursachten Kosten selbst aufkommen, zeigte, dass sie den Grundgedanken der obligatorischen Krankenversicherung nicht verstanden hat.
Selbstgefällig inszeniert sie sich für die Medien mit roten Lippen im blassgeschminkten Gesicht. Gerne vor symbolträchtigen Hintergründen wie eine Laokoon-Statue oder das Höllentor von Rodin.
Lohn der Bemühungen: der Suchbegriff Ameti liefert 52 Treffer in der Mediendatenbank SMD, alleine in den letzten 7 Tagen. Sie landete mit der angeblichen «Lancierung» einer Einbürgerungsinitiative auf der Titelseite des «SonntagsBlick». Sonst war halt nicht wirklich etwas los ... Mit ihrer unbelegten Behauptung, sie bekomme bis zu 100 Hassmails, schaffte sie es dann flächendeckend in die Medien.
Das ist sicherlich von therapeutischer Bedeutung bezüglich ADS. Aber sehr nachhaltig und imagefördernd sind solche PR-Stunts nicht. Im Gegenteil, das befördert Glaubwürdigkeit und Seriosität nicht gerade – nicht unwichtige Eigenschaften für jemanden, der gerne politische Karriere machen möchte.
Die von ihr angekündigte Europa-Initiative hängt noch in den Seilen und erwartet Spenden in der Höhe von 500'000 Franken, damit sie gestartet werden könne. Nach Monaten hat sie immerhin einen Initiativtext bekommen, was man von ihrer «lancierten» Einbürgerungsinitiative nicht behaupten kann.
Dass sie mit solchem Haschen nach Aufmerksamkeit in die Medien kommt, ist das eine. Dass sie damit der «Operation Libero», sich selbst und dem Ansehen von Flüchtlingskindern einen Bärendienst erweist, ist das andere. Ob sie damit ihre Kandidatur für den Zürcher Kantonsrat befördert, ist mehr als fraglich.
In der Öffentlichkeit stehende Frau mit Migrationshintergrund wird mit Hassmails eingedeckt, weil wohl Dumpfschweizer das nicht vertragen. Eine schöne Story, eine schöne Mär. Es gibt die Märchen aus 1001 Nacht, und es gibt die Erzählung von täglich bis zu 100 Hassmails. Aber während die Erzählungen aus 1001 Nacht wenigstens unterhaltsam sind und der Legende nach einen tieferen Zweck hatten, sind die Erzählungen von Ameti nur öde und zerplatzen nach kurzer Zeit wie Seifenblasen.
Bevor die «Chefin», wie sie der «SonntagsBlick» liebedienerisch bezeichnete, ihre Lobbygruppe in Lächerlichkeit versinken lässt, sollte sich die «Operation Libero» überlegen, ob es nicht Zeit wäre, eine ernstzunehmende Co-Präsidentin zu installieren. Für Ameti kann man eine Karriere als Influencerin empfehlen.
Da braucht es nicht gross Substanz und Inhalte, dennoch wäre ihr genügend Aufmerksamkeit gewiss.
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