Die Villa in Vitznau, die Christian Schmid 2013 erwarb.
Christian Schmid, der Käufer von Schloss Eugensberg, ist eine schillernde Figur. Er war der Gründer des umstrittenen Webdienstes «Rapidshare». Und er hat schon früher sein Interesse an Villen mit einer besonderen Geschichte gezeigt.
Eine Privatperson kauft zusammen mit seiner Frau das legendäre Schloss Eugensberg im Thurgau. Er wolle hier Wohnsitz nehmen und das Gebäude so wie gefordert erhalten. Beim Konkursamt Thurgau atmete auf, endlich war die Liegenschaft an den Mann gebracht.
Schmids Wahl ist nicht zufällig. Der Internetunternehmer hatte schon immer ein Faible für grosse, bedeutende Objekte. Er sammelt sie schon fast. Aber nicht immer stiess er damit auf Gegenliebe.
2006 zog Christian Schmid aus seiner Heimat Deutschland in die Schweiz. Es war kein beliebiger Zuzüger. Schon damals war Schmid schwer reich. Das Magazin «Bilanz» zeigte auf, dass er mehr als 17 Millionen Franken versteuerte. Und das dank einer Firma, die nicht einmal zwei Jahre alt war.
Schmids Geheimnis hiess Rapidshare. Das war ein Dateientauschservice, gegründet bereits 2004. Für einige wenige Euro konnte man dort ein Konto eröffnen und bis zu 5GB Daten herunterladen. Es war die Zeit, als die Leute munter beispielsweise Filme tauschten. Für diese Datenmenge erhielt man eine Handvoll Streifen. Rapidshare war sehr schnell sehr beliebt.
Das Produkt war eine Marktlücke - und ein Kassenschlager. Das war einträglich für Schmid. Mit 26 Jahren belief sich laut «Bilanz» sein Vermögen bereits auf über 11 Millionen Euro.
Das Geschäft florierte, aber nach und nach kamen Konkurrenzfirmen auf. Und es wurde immer teurer, die Fälle von Missbrauch bei Rapidshare zu bekämpfen. Um im legalen Bereich zu bleiben, galt es, Raubkopierer abzuschrecken. An ihre Stelle sollten Kunden treten, die für seriöse Zwecke Dateien tauschen wollten.
Das Umschwenken auf neue Kundengruppen, verbunden mit vielen Mitbewerbern, klappte offenbar nicht wie gewünscht. Im März 2015 stellte Rapidshare den Dienst ein.
Christian Schmid scheint die turbulente Schlussphase von Rapidshare finanziell nicht geschadet zu haben. 2013 kauft er laut der «Handelszeitung» die «Villa Margaritha» in Vitznau. Zum Haus gehört ein Privatstrand, ein Bootshaus und eine grosszügige Parkanlage.
Die frühere Besitzerin war die Gewerkschaft Unia. Diese hatte sich schon 2012 gegen einen Verkauf an Schmid gewehrt, dessen Geschäfte waren der Unia suspekt. Schmid gehört zur Generation der jungen Deutschen, die im Internet Millionen gemacht haben, ausserdem wurde er immer wieder von den Besitzern von Urheberrechten kritisiert.
Deshalb ging die Villa an einen anderen, doch die Unia bewies kein gutes Händchen. Der Käufer verlor aber sein Interesse bald und verkaufte die Liegenschaft wieder - und zwar an Schmid. Es gab Gerüchte, dass der Verkäufer von 2012 nur als Strohmann figurierte, damit Schmid die Villa trotz des Widerstands erhalten konnte; belegt wurde das nie.
Laut der Handelszeitung war 2013 auch eine «neugebaute Villa im futuristischen Stil» in Küssnacht am Rigi auf Christian Schmid eingetragen.
Und 2014 meldete das Schwäbische Tagblatt, Schmid habe sich das Schloss Roseck in Tübingen einverleibt. Dieselbe Zeitung schreibt auch, der Internetpionier habe seit dem Ende von Rapidshare eine Reihe von Firmen gegründet, «die teilweise schon wieder in Liquidation sind.»
Und nun ist Christian Schmid also auch noch Schlossherr im Schloss Eugensberg in Salenstein.
Die Villa in Vitznau, die Christian Schmid 2013 erwarb.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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