Vor 800 Jahren wurde der Grundstein für das Schloss Rapperswil gelegt und bot während der letzten 140 Jahren dem Polenmuseum ein Dach über dem Kopf. Die Polen wurden im Mai 2022 definitiv rausgescheucht und im Oktober beginnen die umfangreichen Renovierungsarbeiten.
140 Jahre lang beherbergte das Schloss Rapperswil das Polenmuseum. Seit Mai 2022 gehen Schloss und Museum aber getrennte Wege. Während die Polen im seit Jahren leerstehenden Hotel Schwanen direkt an der Rapperswiler Uferpromenade Unterschlumpf fanden, thront das Schloss weiterhin auf einem felsigen, von drei Seiten mit Zürichseewasser umgebenen Sporn und dominiert die darunter liegende Altstadt.
Die Geschichte des Schlosses beginnt in den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts: Von hier aus hatte Graf Rudolf von Rapperswil die Wasserstrasse von Zürich zu den Bündner Pässen, die Pilgerströme zum Kloster Einsiedeln und den Querverkehr über die Seeenge auf die Schwyzer Seite gut im Auge.
Die Rache der Zürcher
Nach einem missglückten Umsturzversuch in Zürich, flüchteten die Putschisten nach Rapperswil, wo sie gemeinsam mit dem Grafen Johann II von Habsburg-Laufenburg die Zürcher Mordnacht planten, um das alte Regime Zürichs zu stürzen. Auch dieser Anschlag misslang und Zürichs Bürgermeister Rudolf Brun rächte sich, indem er Burg und Stadt in Schutt und Asche legte. Als neuer Besitzer liess der österreichische Herzog Albrecht kurz darauf Burg und Stadt wieder aufbauen.
1442 ist das Schloss ins Eigentum der Stadt Rapperswil übergegangen und etwas mehr als 20 Jahre später kaufte sich die Bürgerschaft von Habsburg los und schloss einen «ewigen Bund» mit der Eidgenossenschaft.
Heute ist das Schloss ein weitherum sichtbares Wahrzeichen der Stadt Rapperswil-Jona. Auf der südlichen Flanke des Schlosshügels steht der älteste Rebberg des Zürichsees (Blauburgunder), auf der Nordflanke leben seit 1871 Damhirsche, die an die Sage der Stadtgründung erinnern sollen.
Schloss geschlossen
Das Schloss kann derzeit nicht mehr besichtigt werden. Die Ortsbürger von Rapperswil-Jona stimmten anfangs Juni der Renovation des Schlosses zu. Der Kanton St.Gallen beteiligt sich an den Sanierungskosten mit 1.55 Millionen Franken aus dem Lotteriefonds. Umbaubeginn ist der 3. Oktober 2022.
Wer noch einmal einen Blick ins Schloss werfen will, hat am 1. Oktober von 14 bis 18 Uhr Gelegenheit dazu. Dann findet der Tag der offenen Schlosstüre für die Bevölkerung statt.
Die Umbauarbeiten werden aufwändig: Mit dem Helikopter wird zwischen Schloss und Kirche der wohl grösste Kran der Schweiz montiert. So werden alle schweren Güter über den Hauptplatz gehoben.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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