Bei hochsommerlichen Temperaturen traf sich am vergangenen Samstag der Verein «Fair Wil» zu seiner Jahresversammlung. Die Motivation für die ehrenamtliche Unterstützung von Ratsuchenden bleibt trotz coronabedingten zusätzlichen Herausforderungen spürbar hoch.
Jeden Samstag stehen Freiwillige im Coworking Space Büro Lokal an der Glärnischstrasse 13 von 9.30 bis um 13 Uhr in Wil im Schreibbüro im Einsatz. Ihre Klienten sind vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, die zum Teil Mühe mit deutsch lesen und schreiben haben.
Sie benötigen etwa Unterstützung beim Lesen und Ausfüllen von Formularen für die Stellensuche, für die Wohnungsbewerbung oder auch für Ergänzungsleistungen. Beim Ausfüllen von Steuererklärungen sowie bei Rechtsfragen erklären sich die Mitwirkenden des Schreibbüros als nicht zuständig.
Nachfrage steigt wieder
Im Jahr 2019 wurden 459 Personen von den Freiwilligen bei Schreibarbeiten unterstützt. Nach einem cornabedingten Einbruch der Nachfrage, steigt die Nachfrage wieder an. Beispielsweise waren es am vergangenen Samstagvormittag zehn Personen, die die Hilfe in Anspruch nahmen. Für die Dienstleistung wird fünf Franken erhoben, für Vereinsmitglieder ist sie kostenlos. Rund 95 Personen gehören gemäss Angaben des Vereinspräsidenten Remigius Bärlocher dem Verein an.
Das Beratungsangebot von Fair Wil wurde 2013 vom ehemaligen Stadtparlamentarier Arber Bullakaj initiiert. Anfänglich fanden die Beratungsgespräche in einer Liegenschaft in der Nähe der Hauptpost statt. Da die Räumlichkeiten anderweitig benötigt wurden, zog der Schreibservice vor drei Jahren an den jetzigen Standort um.
Freiwilligenarbeit
Ein Pool von rund fünfzehn Personen teilt sich die Beratungstätigkeit auf. Allfällige Abgänge, Wegzüge oder Familienpausen werden immer wieder durch neue Freiwillige ausgeglichen, hiess es an der Hauptversammlung. An ihr nahm ein gutes Dutzend Frauen und Männer teil. Weitere Beraterinnen und Berater seien sehr willkommen, war weiter zu hören.
Die Schreibunterstützenden leisten ihre Arbeit ehrenamtlich, als Entschädigung werden sie alljährlich zu einem Helferessen eingeladen.
Einbruch bei Einnahmen
Sehr erwünscht ist Unterstützung in Form von finanziellen Zuwendungen, von Legaten oder von Sachspenden, etwa in Form von gebrauchten Laptops. In der Vergangenheit erhielt der Verein von verschiedene Unternehmen und Körperschaften aus der Region Zuwendungen. Während der Coronazeit haben diese abgenommen, gleichzeitig reduzierten sich auch die Erträge durch die fünf Franken der Klienten.
Antonia Niethammer, im Vereinsvorstand für die Finanzen zuständig, musste in der Folge an der Hautversammlung einen Verlust des Vereinsvermögens vermelden, da die Fixkosten weitergelaufen sind. Der Vorstand will sich nun in einem Sondereinsatz um neue Einnahmenquellen kümmern.
Adrian Zeller (*1958) hat die St.Galler Schule für Journalismus absolviert. Er ist seit 1975 nebenberuflich, seit 1995 hauptberuflich journalistisch tätig. Zeller arbeitet für diverse Zeitschriften, Tageszeitungen und Internetportale. Er lebt in Wil.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.