Mit sechs Ausländern werde man die Löhne der Schweizer Spieler senken können. Weitgefehlt, die Lohnspirale zeigt steil nach oben. Auf der Strecke bleiben die Nachwuchsspieler.
Bereits sind die ersten Runden in der höchsten Schweizer Eishockeyliga gespielt. Erstmals in der Geschichte der National League gab es eine Runde mit sieben Partien. Attraktiv und voller Spektakel werde sie sein die neue Saison, gewiss. Doch nicht für alle Nachwuchsspieler.
Im Juni letzten Jahres fasste die höchste Schweizer Eishockey-Liga den Beschluss, ab der Saison 2022/23 die Anzahl Lizenzen für ausländische Spieler von vier auf sechs zu erhöhen. Als Grund für die Aufstockung wurden die zu hohen Spielerlöhne der Schweizer Spieler in der dritten oder vierten Linie angegeben. Wer einen Blick auf die Transfers wagt, welche im Sommer getätigt wurden, wird sich schnell fragen: Wo wurden hier Spielerlöhne gesenkt? Nicht weniger als siebzehn neue Ausländer kamen aus der KHL, weitere zehn stiessen aus der NHL zu Schweizer Teams – und keinesfalls zu den angestrebten «Billigtarifen». Wo sind sie also geblieben, diese günstigen ausländischen Spieler?
Gewiss, durch die neuen Ausländer wird das Niveau in der National League kurzfristig steigen. Doch die leidtragenden sind die Nachwuchsspieler. War es doch bereits vor der Erhöhung extrem schwierig, sich einen festen Platz in der ersten Mannschaft zu ergattern, wird es nun noch anspruchsvoller. In der letzten Saison kamen von dreiundvierzig eingesetzten U20-Feldspielern nur gerade acht auf mehr als hundert Einsatzminuten in der gesamten Regular Season. In der schwedischen Topliga SHL kamen achtundneunzig U20-Feldspieler zum Einsatz (Quelle: Sport.ch). Nur schon mit diesem Beispiel werden die Unterschiede und der Nachholbedarf welcher die Schweiz hat, schonungslos aufgezeigt.
Wenn die Schweiz auch in Zukunft bei den Junioren und der A-Nationalmannschaft ernsthaft an der Weltspitze mitmischen will, scheint mir der eingeschlagene Weg nicht der richtige. Schon jetzt zeigt sich das Problem auf der Goalie Position, wo immer teure ausländische Torhüter zum Einsatz kommen. Wenn unsere Nachwuchs-Feldspieler nicht mehr Eiszeit auf höchster Stufe erhalten, wird sich das mittelfristig bitter rächen.
Es wäre eine Freude, die Vertreter der National- und Swiss League, zusammen mit dem schweizerischen Eishockeyverband an einem Tisch zusehen, um sich dieses Problems anzunehmen. Leider erhalten derzeit die Interessen der einzelnen Clubs, eine weitaus grössere Gewichtung.
Thierry Gasser (*1992) ist Eidg. Dipl. Fachmann Finanz- und Rechnungswesen. Er ist ehemaliger Vizepräsident Jungfreisinnge See-Gaster und aktuell Vizepräsident FDP Rapperswil-Jona. Seine Schwerpunktthemen sind Eishockey und Politik.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.