Wie hilfreich wäre es mitunter, wenn uns quasi kurz vor dem Aufwachen bereits Koffein eingeflösst würde, damit wir gleich mit dem Weckerklingeln so richtig wach wären? Mit der «Caffeine-Clock» ist das möglich. Mit ihrer Idee sind Dario Dornbierer und Sascha Fritsche «Startfeld Diamant»-Finalisten.
Eure Idee tönt äusserst vielversprechend. Anhand der Beschreibung stelle ich mir eine Uhr vor, die uns quasi kurz vor dem Aufwachen Kaffee einflösst. Wie würde die Caffeine-Clock im Alltag funktionieren?
Genau, du hast dies richtig verstanden (lacht). Cool, dass dir die Idee gefällt! Im Alltag funktioniert es mit der Caffeine-Clock eigentlich relativ einfach. Rund sieben Stunden vor dem geplanten Aufwachen sollte eine Kapsel, möglichst auf nüchternen Magen, eingenommen werden. Eine Kapsel enthält rund 60mg Koffein, also vergleichbar mit einer Tasse Kaffee sowie weitere Vitamine, welche nach sieben Stunden freigesetzt werden und den Aufwachprozess anstossen und begünstigen. Damit wird der Aufwachprozess quasi natürlich unterstützt und es fällt einem viel einfacher, aufzustehen – da man nicht wie beim Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen wird.
Für welche Personen ist eure «Uhr» gedacht?
Studien belegen, dass bis zu 70 Prozent der Erwachsenen von Aufwachproblemen berichten und gewisse Konsumentengruppen stark damit zu kämpfen haben, dass ihre innere Uhr nicht mit ihrer Tagesroutine übereinstimmt: also beispielsweise Schichtarbeiter oder Personen, die unter Jetlag leiden. Dies führt nicht nur zu Ermüdungserscheinungen während des Tages, sondern insbesondere auch zu Aufwachproblemen. Für das Wachbleiben während des Tages gibt es viele Produkte auf dem Markt. Für das Wachwerden an und für sich funktioniert diese Beeinflussung des Energie-Levels aber nicht, da wir während unseres Schlafs keine Produkte konsumieren können. Die einzigen Produkte, welche das Aufwachen direkt verbessern sollen, waren bis jetzt externe Aufwachhilfen wie beispielsweise Smart-Alarms.
Ihr verfolgt also ganz neue Ansätze – indem ihr euch nicht auf das Einschlafen, sondern das Aufwachen konzentriert. Wie seid ihr auf die Idee der Caffeine-Clock gekommen?
Die Idee entstand aufgrund unserer eigenen Lebenssituation: Wir Gründer finden es schwierig, am Morgen aufzustehen. Wir sind typische Nachteulen, welche am Abend oder sogar in der Nacht leistungsfähiger sind. Entsprechend stimmt unsere biologische Uhr, welche aus uns Nachteulen macht, leider oftmals überhaupt nicht mit unserer Alltagssituation überein. Nur allzu oft finden wir uns in Situationen wieder, in welchen uns früh morgens einiges abverlangt wird. Mit unserem Nahrungsergänzungsmittel gelingt es uns nicht nur, einfacher aufzustehen, sondern ebenfalls unsere innere Uhr so einzustellen, dass sie optimal auf unsere Lebenssituation passt. Das heisst, wir machen aus einer «night owl» ein «early bird» - oder umgekehrt.
Der Ansatz ist neu, also noch völlig unbekannt. Ist es deshalb auch eine besondere Herausforderung, die Voraussetzungen für den Markt zu schaffen?
Absolut. Die Caffeine-Clock ist für all diejenigen gedacht, die ihre innere Uhr kontrollieren und mit Leichtigkeit aufwachen wollen. Es ist das einzige wissenschaftlich erwiesene Nahrungsergänzungsmittel, welches unsere Konsumenten befähigen wird, besser aufzustehen. Im Gegensatz zum Wecker stört unser Produkt den Schlaf nicht, sondern passt die innere Uhr an den Lebensstil an. Da sich alle anderen auf das Einschlafen konzentrieren, ergibt sich hier für uns eine Marktlücke. Gleichzeitig müssen wir aber auch unsere Konsumenten schulen und ihnen die Wirkungsweise unseres Präparats erklären. Letztlich wollen wir Produkte anbieten, die einem sowohl helfen, einzuschlafen als auch aufzuwachen. Damit möchten wir den Personen die Kontrolle über ihre innere Uhr zurückgeben.
Es gab bereits Studien in Zürich, die die Wirksamkeit der Caffeine-Clock bewiesen haben.
Solange wir unsere pharmazeutische Technologie mit 60mg Koffein vermarkten, befindet wir uns im Bereich der Nahrungsergänzung. Für Produkte in dieser Disziplin existieren normalerweise keine klinischen Wirksamkeitsstudien, wie es im pharmazeutischen Bereich üblich ist. Aufgrund unserer Ausrichtung auf Nahrungsergänzung und Arzneimittel haben wir die Caffeine-Clock jedoch klinisch getestet. Im Schlaflabor wurde die Wirksamkeit mittels einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie am Menschen bewiesen.
Ihr seid unter den Finalisten des Startfeld Diamant gekommen. Unter anderem könnt ihr eure Idee also mit Fachexperten weiterentwickeln. Welche Ziele habt ihr euch dafür gesetzt?
Die Diskussionen mit den Experten und den anderen Finalteilnehmern haben uns sehr geholfen. Wir wollen möglichst viel Feedback zu unserer Idee und unserem Business Modell generieren, um im Anschluss sowohl unser Branding als auch unser Business Model überarbeiten. Gleichzeitig haben wir über das Netzwerk der Fachexperten bereits den für uns wichtigen Zugang zu potentiellen Partnern finden können.
Zum Unternehmen:
Die Firma existiert bereits als GmbH seit 2018. Die Ostschweizer wollen im Juni die Firma in eine AG umwandeln. Vier Jahre waren Dario Dornbierer und Sascha Fritsche mit der Entwicklung und Validierung des Produktes beschäftigt. Dr. Dario Dornbierer studierte pharmazeutische Wissenschaften an der ETH Zürich und promovierte auf dem Gebiet der Schlafpharmakologie. In seiner derzeitigen PostDoc-Stelle an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Zürich untersucht er das klinische Potenzial diverser Substanzen zur Behandlung psychiatrischer Störungen. Dario agiert als Mitgründer und CSO von Galventa.
Sascha Fritsche, CFA, hat einen MA in Banking und Finance von der Universität St.Gallen (HSG). Während mehrerer Jahre sammelte er Einblicke in die Strategieberatung und das Bankwesen, während er für Helbling Management Consulting, Credit Suisse und Nomura arbeitete. Von 2012 - 2020 war er als CFO in einem ETH-Spin-Off tätig, das er auf dem Weg von sehr wenigen zu 200 Mitarbeitern mitgestaltete. Sascha agiert als Mitgründer und CEO von Galventa. Weitere Infos unter www.caffeine-clock.ch.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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