Keine Ausstellungen, keine Projekte, geschlossene Türen: Das Kulturlokal «Haus zur Ameise» in St.Gallen ist aufgrund der Situation bis auf Weiteres geschlossen. Die Betreiber haben deshalb ein Projekt ins Leben gerufen, wie Mit-Initiant Samuel Ackermann verrät.
Die vergangenen Monate waren wohl für alle eine Herausforderung, insbesondere für die Kulturbranche. Wie haben Sie die letzte Zeit erlebt?
Auch wir mussten unser Kulturlokal «Haus zur Ameise» während des Lockdowns schliessen und schweren Herzens alle geplanten Ausstellungen und Projekte von einem Tag auf den anderen absagen. Die vergangenen Monate waren wie eine Achterbahnfahrt. Im März 2020 haben wir mit unserer Ausstellung ILLU SG 2 unser «Haus zur Ameise» erfolgreich nach der Winterpause eröffnet und kurz danach mussten wir alles absagen. Im September konnten wir zwei Ausstellungen durchführen und danach war wieder Schluss. Aber wir konnten diese ungewisse Zeit auch für andere Projekte und Ideen nutzen.
Das Projekt heisst «supportyourlocalartist». Wie kamen Sie auf die Idee?
Ich persönlich hatte bei meiner Haupttätigkeit Kurzarbeit und war vermehrt zuhause. Ich habe mir laufend die Frage gestellt, wie wir als Kollektiv «Haus zur Ameise» den Künstlern in dieser schwierigen Zeit helfen können. Aufgrund dessen wurde das Projekt supportyourlocalartist.ch ins Leben gerufen. Viele Künstler haben zuhause schöne Produkte wie Plakate, Karten oder Originalbilder, welche sie normalerweise an ihren Ausstellungen oder an anderen Events verkaufen. Oftmals haben sie aber keinen eigenen Onlineshop. Somit ist mir dann schnell die Idee gekommen, einen Onlineshop und eine Plattform zu eröffnen, auf welchen man sich als Künstler präsentieren oder man lokale Künstler entdecken und unterstützen kann.
Mit Ihrem Angebot konnten Sie offenbar ein Bedürfnis stillen. Der Umsatz mit 17'000 Franken kann sich sehen lassen. Hand aufs Herz: Hätten Sie damit gerechnet?
Die Künstler waren von Anfang von der Idee sehr begeistert. Dass es jedoch bei der Bevölkerung so grossen Anklang findet, hat uns schon sehr positiv überrascht. Die Medien haben uns bei der Bekanntmachung unseres Projektes sicher auch viel geholfen.
Wie haben Sie die Unterstützung der Bevölkerung wahrgenommen?
Sehr solidarisch und unterstützend. Wir haben sehr viele motivierende und lobende Nachrichten bekommen. Die Mitinhaberin von Ingwerer hat unser Projekt so cool gefunden, dass wir sogar ein Überraschungs-Paket mit einem Likör aus ihrem Sortiment bekommen haben.
Sie führen nun die Plattform weiter. Ist das Bedürfnis noch immer so gross?
Unserer Meinung nach schon. Wir möchten diese Krise auch nutzen, um die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen, welche Talente hier in der Schweiz vorhanden sind. Dass man die Leute auf Unikate aufmerksam macht, fernab vom allgemeinen kommerzialisierten Druck der grossen, internationalen Vertriebshäuser.
Teilweise konnten einige Veranstaltungen und Ausstellungen durchgeführt werden. Wie sieht die Situation jetzt bei Ihnen aus?
Unser Kulturlokal ist bis auf Weiteres geschlossen. Bis Frühling 2021 müssen wir wohl die Füsse stillhalten und hoffen, dass wir dann wieder mit vollem Elan öffnen können.
Wenn Sie nach vorne blicken, mit welchen Gefühlen machen Sie das?
Zum einen mit einem Gefühl der Ungewissheit, aber auch mit Hoffnung und Motivation für die Zukunft.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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