Nach 15 Jahren als Gemeindepräsidentin von Wigoltingen möchte SP-Politikerin Sonja Wiesmann in den Thurgauer Regierungsrat einziehen. Aus der Ruhe bringt die Frau kaum etwas – ausser gewisse «Zeichenfluten».
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Nachfolgend ein Auszug aus dem Gespräch.
Sonja Wiesmann, verschiedene Medien werteten die Annahme der 13. AHV-Rente als historisch, als Tag der Trendwende. Wie sehen Sie das?
Es war sicherlich ein historischer Tag. Ob es aber eine Trendwende ist, wird sich weisen.
Hat die klare Annahme nicht Tür und Tor für weitere Forderungen geöffnet?
Ich denke nicht, nein. Eine Initiative braucht immer Unterstützung und Unterschriften von sehr vielen Menschen. Wenn sie also einem Bedürfnis entspricht und gar Mehrheiten findet, dann ist das doch ein klares Zeichen.
Der SP wird ja oft vorgeworfen, dass sie nicht wisse, woher das Geld kommt. Sie sei vor allem stark darin, es auszugeben …
Wir sind uns sehr wohl bewusst, woher das Geld kommt. Für uns im Vordergrund stehen jedoch die Aufgaben und nicht in erster Linie die Steuersenkungen. Letztlich haben wir ja jeweils auch gesetzliche Grundlagen für den Umgang mit Ausgaben und Aufgaben, an die wir uns halten müssen.
Die Bevölkerung im Thurgau wächst. Der SP bereitet die Zuwanderung in keiner Weise Sorgen?
Ja, wir haben eine Bevölkerungszunahme. Und diese wirkt sich zum Beispiel auch auf die Schülerzahlen und die notwendige Infrastruktur aus. Sicherlich muss man im Auge behalten, welches Potenzial wir haben.
Seit 2009 sind Sie als Gemeindepräsidentin von Wigoltingen tätig. Viele Ihrer Amtskolleginnen und -kollegen klagen über den zunehmenden Druck. Haben Sie die Tätigkeit nie als Last empfunden?
Nein. Ich empfinde nach wie vor jeden Tag als spannend und lehrreich. Und ich habe noch keinen davon bereut, seit ich mich zur Wahl gestellt habe. Aber klar, gewisse hätten Potenzial nach oben gehabt …
Schön ausgedrückt.
Ich empfinde es wirklich immer noch als Bereicherung.
Würden Sie sich als klassische SP-Frau bezeichnen?
Ich bin sicherlich klar sozial-demokratisch ausgerichtet. Chancengleichheit ist mir sehr wichtig – egal ob zwischen Mann und Frau, Jung und Alt, Zugezogenen und Einheimischen oder zwischen Menschen mit und ohne Handicap. Darauf richte ich mein Leben und meine Politik durchaus aus.
Haben Sie selbst schon Ungerechtigkeiten erfahren?
Nein. Ich habe es wohl einfach gut getroffen. Und falls es dennoch mal dazu gekommen ist, habe ich etwas dagegen unternommen.
Sie sind auf die Hinterbeine gestanden?
Ja.
Wo haben Sie politische Überschneidungen mit der SVP?
Das Schöne an der Politik ist doch, dass man es mit unterschiedlichen Meinungen und Menschen zu tun hat. Ich höre gerne zu, wenn sich Personen von anderen Parteien äussern. Ich überlege mir dann jeweils, was ich daraus für mich herausziehen könnte und wo es Verbindungen gibt. Erfolgversprechend sind letztlich jene Anliegen, bei denen man sich auf einen gemeinsamen Weg einigt.
Was bringt Sie zur Weissglut?
(überlegt) Wenig. Am meisten ärgere ich mich wohl über gewisse Mails, die ich erhalte, die mit vielen Sonderzeichen geflutet sind …
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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